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STAMMHEIM: Brot backen ist besser als Schießen

STAMMHEIM

Brot backen ist besser als Schießen

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    Friedensbrot: Bäckermeister Martin Schiffer aus Würzburg ist einer der Wichtigsten in der Delegation des Museums für Militär- und Zeitgeschichte Stammheim um Günter Weißenseel (links), die zum D-Day am 6. Juni an der normannischen Küste als Friedenszeichen Brot backt und an die Franzosen verteilt. Im Hintergrund der auf einen Lkw verladene Feldbackofen.
    Friedensbrot: Bäckermeister Martin Schiffer aus Würzburg ist einer der Wichtigsten in der Delegation des Museums für Militär- und Zeitgeschichte Stammheim um Günter Weißenseel (links), die zum D-Day am 6. Juni an der normannischen Küste als Friedenszeichen Brot backt und an die Franzosen verteilt. Im Hintergrund der auf einen Lkw verladene Feldbackofen. Foto: Foto: N. Finster

    Omaha Beach war ab dem 6. Juni 1944 (D-Day) der Abschnitt im Landungsstreifen in der Normandie, in dem die Alliierten gegen die Deutschen Verteidiger ihre höchsten Verluste hinnehmen mussten. 70 Jahre später kommen wieder Deutsche in diese Gegend zurück, wieder mit militärischem Material, aber diesmal in völliger Friedensabsicht.

    Der Würzburger Bäckermeister Martin Schiffer wird nämlich – wie schon vor zehn Jahren – wieder sein Friedensbrot mit der Aufschrift „Pax“ backen. Ein Teil der Kommissbrote wird diesmal allerdings das russische Wort für Frieden tragen: Mir.

    Martin Schiffer gehört zu einer 16-köpfigen Delegation vom Museum für Militär- und Zeitgeschichte in Stammheim, die diese Friedensaktion aus Anlas des 70. Jahrestags des D-Days durchführen. Eine ausdrückliche Einladung dazu haben sie von Schlossbesitzer Jean Paul Hausermann in Vierville-sur-Mer erhalten. Der Hochbetagte war von der Aktion vor zehn Jahren so beeindruckt, dass er jetzt eine Wiederholung wünschte.

    Auch bei den Franzosen und in den dortigen Medien war die Geste aus dem einstigen Feindesland auf äußerst positive Resonanz gestoßen.

    So werden Martin Schiffer und seine Helfer in den ersten Junitagen wieder ihre Feldküche aufbauen, in der auch der Feldbackofen steht. Die Deutschen werden das dunkle Kommissbrot backen, gleich nebenan die französischen Bäckerkollegen ihre traditionellen Baguettes.

    Großvater war Feldbäckermeister

    Martin Schiffers Großvater Emil Schiffer war bereits Feldbäckermeister in Frankreich, damals allerdings im Ernstfall Krieg. Dieser Beruf stand in derart hohem Ansehen bei der Reichsführung, dass Emil Schiffer zur Belohnung für seine Arbeit bereits 1942 aus Frankreich nach Würzburg zurückkehren durfte und fortan vom Militärdienst freigestellt war, berichtet sein Enkel Martin. Der Feldofen blieb damals in der Normandie stehen. Alle deutschen Feldbäcker buken in dieser Zeit für die Wehrmacht etwa vier Millionen Brote für acht Millionen Soldaten am Tag.

    „Es ist besser gemeinsam Brot zu backen, als aufeinanderzuschießen“, sind sich Martin Schiffer und Museumsleiter Günter Weißenseel einig. Diese Ansicht teilt auch der einladende französische Schlossherr. In den Junitagen 1944 haben sich in der Nähe des von der Wehrmacht requirierten Schlosses rund ein Dutzend deutsche und amerikanische Soldaten so lange beschossen, bis keiner mehr übrig war, hat Jean-Paul Hausermann seinen deutschen Freunden berichtet. Das blieb ihm bis heute in Erinnerung, so dass die gemeinsame Back-Aktion auch für den Franzosen ein Gegenpol zu Krieg ist.

    Viermal rund 100 Brote werden Martin Schiffer und seine Helfer an der normannischen Küste backen. Das Brot wird kostenlos verteilt. Freiwillige Spenden fließen in voller Höhe an ein deutsch-französisches Jugendprojekt. „Die Franzosen mögen das Kommissbrot trotz eines für sie ungewohnten hohen Roggenanteils“, weiß Martin Schiffer vom letzten mal. Seit 2004 ist man mit den Franzosen in Kontakt geblieben. „Es ist eine Freundschaft entstanden, die gepflegt werden muss“, sagt Günter Weißenseel.

    Für einen gemeinsamen Abend mit den Gastgebern bringen die Stammheimer Bratwurst, Sauerkraut und Frankenwein mit. Alle Mitbringsel einschließlich der Zutaten fürs Friedensbrot haben Sponsoren gespendet, meist Winzer und Bäcker.

    Fahrzeuge des Baujahrs 1943

    „Das soll kein Hollywood werden“, hebt Günter Weißenseel die ernst gemeinte Absicht der Aktion hervor. Neben der Feldküche – eine Benz-Kantine vom Bundesgrenzschutz aus dem Jahr 1963 – bringen die Museumsmitglieder allerdings auch einige Fahrzeuge mit, die 1944 am Kriegsgeschehen in der Normandie beteiligt waren: ein Opel-Blitz Transportfahrzeug und einen VW-Kübelwagen auf deutscher Seite und einen amerikanischen Willy's Jeep (alle Baujahr 1943). Diese Fahrzeuge nebst Material wurden diesmal allerdings anders als vor zehn Jahren auf Lkw verladen, die am Sonntag Richtung Frankreich starteten. Die Fahrzeuge, für die es kaum noch Ersatzteile gibt, sollen geschont werden, ebenso die Fahrer, denn 2004 war es kein Zuckerschlecken, fast 1100 Kilometer bis zur Atlantikküste in den Militärfahrzeugen zurückzulegen.

    In Frankreich haben die Fahrzeuge eine Sonderfahrerlaubnis, denn der Landungsstreifen wird während der Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag für den gesamten Autoverkehr gesperrt.

    Zu diesen Feierlichkeiten haben die Franzosen neben dem US-Präsidenten Barack Obama und der deutschen Kanzlerin Angela Merkel erstmals auch Russlands Präsidenten Wladimir Putin eingeladen.

    Das ist auch der Grund, warum ein Teil der Brote das russische Wort für Frieden trägt. Die Museumsmitglieder möchten, dass auch im Osten Europas Frieden herrscht. „Dafür würden wir unsere Friedensbrote auch dem Roten Platz in Moskau backen“, sagt Martin Schiffer.

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