20 Schulen, für die die Stadt zuständig ist, 10 000 Schüler, 800 Lehrerinnen und Lehrer – das Thema Schulen ist in Schweinfurt ganz offensichtlich ein Großes. Die Freien Wähler beantragten nun angesichts der steigenden Corona-Infektionszahlen, dass die Stadt allen Schülern und Lehrern kostenlos in den Wintermonaten entsprechenden Mund-Nasen-Schutz zur Verfügung zu stellen. Ein gut gemeinter Antrag, der allerdings einen Streit auslöste.
Stefan Labus, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, erklärte, ihm lägen Informationen vor, dass Schulleiter in der Stadt sich Sorgen machten, weil Schüler sich manchmal nicht an die Maskenpflicht hielten, weil die Masken falsch getragen würden oder es sich um hygienisch fragwürdiges Material handele. Vor den Herbstferien waren in Stadt und Landkreis 31 Klassen in Quarantäne, das Corona-Virus ist längst seit den Sommerferien in den Schulen angekommen. Nicht zuletzt gab es auch einen Massentest im Alexander-von-Humboldt-Gymnasium.
"Sie skandalisieren einen Zustand, den es nicht gibt."
Oberbürgermeister Sebastian Remelé verwehrte sich gegen Kritik der Freien Wähler, in den Schulen gebe es ein Problem mit Schülern ohne Masken.
"Die Hygiene-Konzepte der Schweinfurter Schulen reichen aufgrund der Klassengrößen in Kombination mit zu kleinen Räumen nicht aus, weil der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann und in den allermeisten Klassenzimmern eine ausreichende Querlüftung nicht möglich ist", erklärte Labus in seinem Antrag. Außerdem sei es durchaus so, dass für die eine oder andere Familie in der Stadt das Kaufen von Masken neben der normalen Schulausstattung zu teuer sei. Kurzum: Labus sieht die Stadt in der Pflicht, sich zu engagieren.

Was die Verwaltung nicht nachvollziehen kann. Schulreferent Jürgen Montag erklärte, das Kultusministerium habe im Frühjahr darüber diskutiert, ob man Masken ausgeben solle, davon aber Abstand genommen. Außerdem: "Keine Schule ist auf uns zugekommen und hat gesagt, dass sie das brauchen." Ordnungsreferent Jan von Lackum erklärte, die "Schulen sind kein Hotspot der Corona-Infektionen." Das habe insbesondere damit zu tun, dass Masken getragen würden. Nicht in Quarantäne müssten nur diejenigen, die FFP2-Schutzmasken wie im Krankenhaus trügen, "das aber überspannt finanziell den Bogen."
"Es geht rund in den Schulen und die Lehrer müssen es ausbaden."
Freie-Wähler-Fraktionschef Stefan Labus fordert, dass die Stadt kostenlos Masken an Schüler und Lehrer in den Schweinfurter Schulen ausgibt.
Während Linken-Fraktionschef Frank Firsching den Antrag begrüßte – die Linken hatten selbst einen Antrag gestellt, älteren Mitbürgern über 65 kostenlos Masken zur Verfügung zu stellen – fand Grünen-Fraktionssprecher Reginhard von Hirschhausen, der Labus-Antrag "geht an der Realität in den Schulen vorbei." Alle Schüler und Lehrer hätten waschbare Masken, wenn diese getragen würden, sei der Schutz ausreichend und es brauche auch keine FFP2-Masken.

Die deutlichste Kritik kam von Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU), der seine Verwaltung offenbar zu Unrecht kritisiert sah. "Lassen Sie die Kirche im Dorf", so der OB, "das ist ein Zerrbild der Realität." Es sei "Unsinn" zu behaupten, dass die Schüler keine Masken hätten oder trügen, zumal sich die Schulleiter diesbezüglich nicht bei der Verwaltung gemeldet hätten. Die Schulen seien keine "Virus-Brennpunkte", so der OB und fuhr fort: "Rüsten Sie ab. Sie skandalisieren einen Zustand, den es nicht gibt." Überdies findet Remelé "ist Gesundheitsschutz Sache eines jeden Bürgers."
Der Antrag wurde mit 13:2 Stimmen abgelehnt, was Stefan Labus "traurig" fand. "Die Schüler werden allein gelassen. Es geht rund in den Schulen und die Lehrer müssen es ausbaden."
