Der Sprecher der Initiative gegen das Vergessen, Klaus Hofmann (Mühlhausen), und der ehemalige Kreisheimatpfleger Karl Heinz Hennig (Hambach) sind seit Freitag Träger der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Landrat Florian Töpper, der die hohen Auszeichnungen im Namen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Landratsamt überreichte, bezeichnete beide als „Persönlichkeiten, die sich tiefgehend mit der Geschichte in ihren nicht immer einfachen Facetten beschäftigt haben“. Zu ihren Ehren wohnten dem Zeremoniell neben den Ehefrauen Marion Hofmann und Elsbeth Hennig die Bürgermeister ihrer Gemeinden, Edeltraud Baumgartl und Willi Warmuth, bei. Den Landtag vertrat SPD-Abgeordnete Kathi Petersen.
43 Jahre Kreisheimatpfleger
Hennig kümmerte sich seit 1973 als Kreisheimatpfleger 43 Jahre lang „unermüdlich und leidenschaftlich“ um die Heimatpflege. Töpper listete das akribisch geordnete Archiv mit 35 000 Lichtbildern und 100 Ordnern Landkreisgeschichte auf. Hennig hielt bei Vereinen und Verbänden rund 1000 Vorträge, auf unverwechselbar launige, aber auch emotionale Art habe er viele Veranstaltungen bereichert. Über viele Jahre brachte er viel Sachverstand beim Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ ein.
Der Landrat erinnerte an eine Vielzahl von Publikationen, die die Handschrift Hennigs tragen, beispielsweise „Der Landkreis Schweinfurt – Geschichte, Kunst und Kultur“ oder die zum 750. Geburtstag seines Heimtortes Hambach erschienene Chronik. Hennig hat laut Töpper „maßgeblichen Anteil“ am Erhalt des Wasserschlosses Wetzhausen und half das beispielhaft restaurierte evangelische Pfarrhaus Zell retten. Nicht fehlen durfte der Hinweis auf Hennigs aktive Mitgliedschaft bei den Hambacher Volkssängern als Mundartsprecher, Moderator und Autor von Festschriften.
Karl Heinz Hennig schon vielfach geehrt
Hennig, der bei der aktuellen Feier wie erwartet humorig wortgewaltig auftrat, ist Träger des Till von Franken, der Bayerischen Denkmalschutzmedaille, Ehrenbürger von Dittelbrunn, der Kreis ehrte ihn mit der Ehrenurkunde, der Kreisverband für Landespflege mit dem Ehrenbecher.
Die Laudatio für Klaus Hofmann eröffnete Töpper mit der Erinnerung an die Ermordung von Hans und Sophie Scholl vor 75 Jahren. Die gerade heute wegen der wieder um sich greifenden Geschichtsklitterung und des Rassismus nötige Erinnerungsarbeit leiste Hofmann seit fast fünf Jahrzehnten in der Schweinfurter Initiative gegen das Vergessen und in der Menschenrechtsinitiative „Pax's an“. Der Landrat hob die unermüdliche Ausdauer Hofmanns bei der Erforschung der Geschichte der Zwangsarbeiter sowie der Euthanasieopfer aus der Heil- und Pflegeanstalt Werneck hervor, wo am Gedenkort im Schlossgarten alle Jahre am 3. Oktober an den Beginn der Abtransporte in den Tod erinnert wird.
Klaus Hofmann betreibt Erinnerungsarbeit auch in Schulen
Dank des Einsatzes, unter anderem dem von Hofmann, wurde der an die jüdische Gemeinde erinnernde Gedenkort in der Siebenbrückleinsgasse würdig umgestaltet, es entstanden mehrere Gedenkorte für die Zwangsarbeiter in Schweinfurt. Der Landrat erinnerte an die vielen Vorträge und Diskussionsrunden an Schulen und die seit über 20 Jahren regelmäßigen Führungen. Als Beispiel nannte er die alle Jahre am 9. November von Hofmann angebotene Stadtrunde anlässlich des Pogroms gegen die Juden am 9. November 1938. Tausende Menschen erfuhren bei all dem über die Gräuel der Nazis auch in Schweinfurt.
Zahlreiche Buchveröffentlichungen und Broschüren
„Ihrer Triebfeder sind die Sichtbarkeit und der Fortbestand dieser wichtigen Erinnerungsarbeit maßgeblich zu verdanken“, sagte Töpper und erinnerte auch an die vielen Buchveröffentlichungen und Broschüren, an denen Hofmann intensiv als Autor mitgearbeitet hat. In Anerkennung für sein Engagement bei der Aufarbeitung der regionalen Geschichte des Nationalsozialismus nahm Hofmann als Sprecher der Initiative schon den Würzburger Friedensperis entgegen, außerdem ist er Träger der Stadtmedaille der Stadt Schweinfurt.
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