Hochbetrieb herrscht derzeit an den Bienenstöcken von Klaus Fischer, einem von sieben Hobby-Imkern in Grettstadt. Da alle seine Völker eine gesunde Königin haben, kann man mit gutem Gefühl in unmittelbarer Nähe die fleißigen Sammlerinnen beobachten. Neben den rund 200 000 Honigbienen, die der Imker in seinem Garten hält, laben sich auch unzählige Wildbienen an dem reichlich vorhandenen Blütenangebot. Konkurrenz- oder Verdrängungskämpfe gibt es keine. Auch die Wasserstellen nutzen die Insekten gemeinsam.
Manche Wildbienen sind wegen ihrer geringen Körpergröße von 3 bis 4 Millimetern leicht zu übersehen, andere flößen dem Betrachter mit 2 bis 3 Zentimetern Länge Respekt ein, wie die imposanten Holzbienen, von denen mehrere Exemplare in Fischers Garten ihr Zuhause haben.
600 verschiedene Bienenarten alleine in Deutschland
In Europa gibt es mehr als 2500 Wildbienenarten, von denen fast 600 in Deutschland zu finden sind. Während Honigbienen in Bienenvölkern leben, sind die meisten Wildbienen solitäre Einsiedler. In der Schwarmzeit leben im Stock der Honigbienen eine Königin, bis zu 5000 männliche Drohnen und bis zu 60 000 Arbeiterinnen. Wildbienen leben oft unter der Erde, aber auch in Totholz, an Grasstängeln oder sogar in Schneckenhäusern. Auch "Bienenhotels" sind eine willkommene Unterkunft.

Honigbienen sammeln zwar bevorzugt im Nahbereich, können aber auch einen Flugradius von mehreren Kilometern erreichen und sind echte "Allrounder", was ihre Sammelpflanzen angeht. Die meisten Wildbienen dagegen suchen ihr Futter in einem Umkreis von 70 bis 500 Metern um ihr Zuhause und sind zum Teil auf wenige Pflanzenarten spezialisiert.
Ende Mai hat Imker Fischer den hellen Obstblütenhonig bereits geschleudert, im Spätsommer kann er dann den goldgelben Honig der Sommertracht ernten. Da er auch einige Stöcke im Wald stehen hat, bekommt er im Herbst auch etwas dunklen Waldhonig.

Fischer begann vor rund dreißig Jahren mit einem zugeflogenen Bienenvolk und hat sich seitdem ein fundiertes Fachwissen angeeignet. Er bevorzugt die Methoden von Imkermeister Karl Pfefferle, einem Pionier der Imkerei in Deutschland. Zur Bekämpfung der Varroamilbe setzt er im Herbst nach der letzten Honigentnahme lebensmittelechte Ameisensäure ein.
Apis Carnica - das häufigste fleißige Bienchen in unseren Breiten
Neben Fischer halten im Ort Klaus Sünkel, Wolfgang Schech, Heinrich Kestler, Oswald Freund, Margit Scheller und Peter Pritschet hobbymäßig Honigbienen der Art Apis Carnica, der häufigsten westlichen Honigbiene. Daneben gibt es noch die englische Buckfastbiene und Kreuzungen zwischen beiden Arten.

Honigbienen starten erst ab 10 Grad Celsius zum Sammeln, während Wildbienen auch bei kühleren Temperaturen aktiv sind. Die Gattungsnamen der Wildbienen weisen teilweise schon auf deren unterschiedliches Aussehen hin. Da werden Seiden-, Hosen-, Zottel-, Schmal- und Pelzbienen aufgelistet, aber auch Masken-, Langhorn-, Schenkel- und Wespenbienen, die ihren Namensvettern, den Wespen zum Verwechseln ähnlich sehen. Auch die Behausung und die Art des Nestbaus helfen, die Gattungen zu unterscheiden, so bei den Löcher-, Blattschneider-, Sand- und Mauerbienen.
Manche sammeln in ihren "Höschen", anderen füllen den Kropf
Ein weiterer Unterschied: Manche sammeln den Pollen trocken an den Beinen (Höschen) oder an der Bauchunterseite. Andere feuchten ihn mit Nektar an, verschlucken ihn in eine Art Kropf. Für die Bestäubung der Pflanzen ist die von den meisten Wildbienen praktizierte Trockensammlung vorteilhaft, weil mehr Pollen verteilt wird. Die Wildbienen besorgen zusammen mit den Honigbienen einen Großteil der Befruchtung, sind also auch für Gartenbesitzer und Obstbauern von großer Bedeutung. Die Bestäubung ist also echtes Teamwork.
