Die „Anders Sondermaschinen GmbH“ in Donnersdorf feiert am kommenden Freitag, 27. September, mit zahlreichen geladenen Gästen ihr 25-jähriges Bestehen. Festredner wird Innenstaatssekretär Gerhard Eck sein, der mit den beiden Geschäftsführern Helfried Beyfuß und Harald Keidel dann sicherlich auf die sehr erfolgreiche Firmengeschichte anstoßen wird.
Die Anders Sondermaschinen GmbH ging am 1.Oktober 1994 in Betrieb. Fünf Männer, allesamt mit langjähriger Berufserfahrung in Schweinfurter Industriebetrieben, wagten den Sprung in die Selbstständigkeit. Von den Fünfen sind Beyfuß und Keidel übriggeblieben.
„Ich habe mir schon 1990/1991 während der großen Krise in Schweinfurt erste Gedanken gemacht, ob ich vielleicht mich selbstständig machen soll“, erinnert sich Helfried Beyfuß. Mit Gleichgesinnten hat man sich dann immer wieder mal getroffen, bis sich in einer zweijährigen Vorbereitungs- und Planungszeit der Entschluss zur Selbstständigkeit immer mehr verfestigt hat.
Schwierig war die Suche nach einem geeigneten Firmennamen. „Wir haben erst mit Abkürzungen unserer Familiennamen experimentiert“, schmunzelt Beyfuß. Das habe aber nicht so recht funktioniert. Bis man schließlich auf die Idee kam, die Firma „Anders“ zu taufen – wobei Anders kein Familiennamen ist, sondern der Ausdruck, dass man einfach etwas anders sein will als die Konkurrenz. Der Name ist Programm.
Start vor 25 Jahren
Vor 25 Jahren war es dann soweit: Die Firma mietete sich auf dem Betriebsgelände der Gerolzhöfer Tiefbaufirma von Gerhard Detsch in der Adam-Stegerwald-Straße in einer Halle ein. Man begann mit der Konstruktion und dem Bau von Automaten für Mess- und Prüftechnik, mit denen in Schweinfurt beispielsweise einzelne Komponenten bei der Fahrrad-Herstellung getestet wurden. Nach und nach konnte der Kundenstamm erweitert werden, die stark zunehmende Zahl an Aufträgen erforderte es, die Belegschaft auf 15 Köpfe hochzufahren.
Schon damals war der Standort in Gerolzhofen etwas zu klein. „Wir wollten deshalb etwas kaufen oder selbst bauen“, erinnert sich Helfried Beyfuß. Die Firma suchte 1996/97 nach einem geeigneten Grundstück und fragte bei mehreren Kommunen nach, unter anderem auch in Gerolzhofen und in Schweinfurt, wo gerade das Industriegebiet im Maintal neu erschlossen wurde. „Der einzige, der sich gemeldet hat, war der damalige Donnersdorfer Bürgermeister Gerhard Eck.“ Das von Eck damals ins Spiel gebrachte Grundstück der ehemaligen Firma Krug im Donnersdorfer Gewerbegebiet war allerdings für die Firma Anders zu groß und für ihre Erfordernisse unpassend.
Schwierige Phase
Vielleicht war es ein Wink des Schicksals, dass sich damals die geplante Expansion zunächst zerschlug, denn die GmbH musste aufgrund der sich abschwächenden Konjunktur nach und nach ihre Belegschaft deutlich abschmelzen. Mit einer kleinen Mannschaft von nur noch fünf Mitarbeitern und der Konzentration auf das Kerngeschäft gelang es der Firma, die Wirtschaftskrise 2009 mit einem blauen Auge zu überstehen.
Danach ging es wieder aufwärts – und die Pläne für einen eigenen Betriebsstandort wurden wieder aufgefrischt. In Donnersdorf am Rödertor fand man schließlich ein passendes Grundstück und errichtet dort als Millioneninvestition einen hochmodernen Neubau mit Bürotrakt und Montagehalle. Auf dem Grundstück ist auch noch Platz für eine mögliche Erweiterung. Sieben Mitarbeiter und die beiden Chefs sind heute im Betrieb tätig, der im November 2016 in Donnersdorf startete.
Kunden aus aller Welt
Die Kunden der Firma Anders ist heute nicht mehr nur die Schweinfurter Wälzlagerindustrie, sondern kommen aus aller Welt aus der Lineartechnik, aus dem Bereich der Antriebs- und Getriebetechnik, der Medizintechnik, dem Automobilzuliefererbereich und zunehmend auch aus Industrien, die sich mit alternativer Energiegewinnung beschäftigen. Gebaut werden in Donnersdorf Maschinen für die Automation, also Spezialapparate für die sprichwörtliche Massenproduktion von Gegenständen am Fließband, aber auch Spezialmaschinen, die Werkteile vor ihrer Weiterverarbeitung einem peniblen Qualitätstest unterziehen und auf minimale Normabweichung in Bruchteilen eines Millimeters checken und gegebenenfalls gleich aussortieren.
Anders verfolgte zwei Wege: Zum einen fertigt man Sondermaschinen nach den individuellen Wünschen des Kunden, also im Auftrag und auf Kosten des Kunden. „Der Kunde sucht eine Sonderlösung und wir liefern“, beschreibt Helfried Beyfuß die Aufgabenstellung. Wie genau so eine Maschine letztlich funktionieren soll, das wird im intensiven und engen Austausch mit dem Kunden erarbeitet. Das kann bis zu einem Dreivierteljahr dauern. Dies bedeutet aber auch, dass der Kunde nach der Fertigstellung die alleinigen Rechte an dieser Maschine hat, die oft genug ein Unikat bleibt.
Vertraulichkeit ist wichtig
Auf das Urheberrecht wird ganz genau geachtet. Das geht sogar so weit, dass – falls Vertreter von anderen Unternehmen in die Werkshalle von Anders kommen – die in der Entwicklung befindliche Maschine abgedeckt werden muss, um sie vor neugierigen Blicken der Konkurrenz zu schützen. Vertrauen und Vertraulichkeit sind wichtig in diesem Spezialgeschäft. Und die Anders GmbH ist bekannt für ihre Vertraulichkeit.
Das andere Standbein der GmbH: selbst entwickelte Maschinen. Dazu gehört ein Automat, die die Gewinde in Radlagern ganz genau unter die Lupe nimmt, ehe sie den Zulieferbetrieb in Richtung Auto-Fabrik und Endmontage verlassen. Fehlt ein Gewinde oder hat eines der Gewinde auch nur einen ganz geringen Schaden, sondert der Apparat das Radlagerteil sofort aus. Kleinste Herstellungsmängel und – auch das kommt vor – etwaige Sabotage-Akte von Mitarbeitern werden so zuverlässig aufgedeckt und vereitelt.
Ein Verkaufsschlager
Der Grundtypus dieser Maschine wurde schon im Jahr 2001 konstruiert und hat sich zum weltweiten Verkaufsschlager entwickelt. „Die inzwischen 35. Maschine ist für einen Automobil-Zulieferbetrieb in Mexiko bestimmt“, sagt Beyfuß. Die Vorgänger-Maschinen laufen beispielsweise im Umfeld der großen Auto-Fabriken in China, Indien, Brasilien oder in der Slowakei.
Bei der Herstellung der Maschinen arbeitet die Anders GmbH mit Firmen aus der IT-Branche und mit Metallbaufirmen aus der Region zusammen. Dies gilt sowohl bereits in der Planungs- und Entwurfsphase beim Anfertigen der Konstruktionszeichnungen, als auch später beim Einsatz der speicherprogrammierbaren Steuerungen (SPS) gleichsam als Gehirn dieser Maschinen. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit hat sich ausgezahlt.
Es droht eine Delle
Und wie sieht die Zukunft aus? „Die Zeiten könnten wieder schwieriger werden“, sagt Helfried Beyfuß mit Blick auf denjenigen Sektor der Schweinfurter Großindustrie, der als Zulieferer bislang voll auf die Automobilindustrie gesetzt hat. Angesichts der laufenden Umweltdiskussion, verbunden mit den unsäglichen Abgasmanipulationen, ist das Geschäft mit dem Auto gerade dabei, an Schwung verlieren. „Das könnte so eine Delle geben wie zuletzt im Jahr 2009.“ Erstes Anzeichen: „Ein Auftrag aus Schweinfurt wurde gerade gestoppt, den wir eigentlich schon fest in der Tasche hatten.“
Deshalb macht sich die Firma Anders derzeit intensiv Gedanken, um neue Geschäftsfelder zu sondieren und zu erschließen. Man will breiter aufgestellt sein, um weniger anfällig zu sein von nur einem bestimmten Kundensegment. „Wir dürfen nicht mehr nur ausgerichtet sein auf spezielle Bereiche, sondern auf Lösungen für Probleme der gesamten Industrie“, beschreibt Geschäftsführer Beyfuß, der sich nun verstärkt um das Kaufmännische kümmern wird, die Ziele der kommenden Jahre. Man könnte dann möglicherweise auch die selbst entwickelten Produkte ohne einen konkret vorliegenden Kundenauftrag herstellen und bei Bedarf sofort ohne Vorlaufzeit die fertige Lösung gleichsam aus dem Lager heraus liefern.
Nun wird aber erst einmal am Freitag gefeiert am Donnersdorfer Rödertor. Und auch diese Feier wird sicherlich etwas „anders“ sein.