„In Dankbarkeit für die freundliche Aufnahme der syrischen Flüchtlinge in der Stadt Gerolzhofen“ , ist auf einer kleinen Tafel unterhalb der großen Holzskulptur, die ab sofort in der Eingangshalle des Geomaris steht, zu lesen.
Fast genau ein Jahr, nachdem in Gerolzhofen die Notunterkunft für Asylbewerber eröffnet wurde, lud die Stadt Gerolzhofen Gäste zu einer kleinen Feierstunde ein, bei der der seit 2015 in Gerolzhofen lebende syrische Künstler Saleh Nemr die von ihm geschaffene Skulptur offiziell übergab.
Bürgermeister Thorsten Wozniak sprach deshalb von einem symbolträchtigen Zeitpunkt. Das Kunstwerk trägt den Titel „Weg über das Meer“. Vor einem Jahr, als viele Menschen versucht haben, über das Meer nach Europa zu kommen, sind bei der gefährlichen Überfahrt in teils viel zu kleinen Booten viele gestorben, erinnerte sich der Künstler.
Dies gab für ihn den Anstoß für das Kunstwerk, er wollte die Situation kommentieren, wie er selbst sagte. Die Bilder des Flüchtlingsjungen Aylan, der im Alter von drei Jahren im Meer ertrunken war, gingen um die Welt. Salah Nemr kreierte deshalb eine ganz besondere Skulptur. Die Mutter wollte immer ihren Sohn finden und retten, sie wünschte sich deshalb immer, dass sie von oben auf das Meer schauen könne. Diese Aspekte und Gefühle brachte er in künstlerischer Formensprache bei der Komposition der Skulptur zum Ausdruck. Auch freute er sich über den „perfekten“ Standort im Geomaris, welcher mit dem Element Wasser die entscheidende Verbindung beinhalte, so Nemr.
Seine Ansprache in der Eingangshalle des Geomaris hielt Nemr komplett auf deutsch. Nemr ist Kurde und hatte keinen leichten Stand in seinem Heimatland. Deshalb musste er 2012 fliehen und kam über Irakisch-Kurdistan und die Türkei 2014 schließlich nach Deutschland, zunächst alleine. Seine Frau kam mit den zwei Kindern später nach. Ihr drittes Kind wurde dann bereits in Deutschland geboren.
In seiner Heimat war Nemr Lehrer für Bildende Kunst und Geschichte, außerdem ein anerkannter Künstler. Er arbeitet hauptsächlich mit Stein und Holz. Eines Tages stand er im Atelier des Gerolzhöfer Steinmetzes und Künstlers Florian Tully und fragte, ob er bei ihm arbeiten und dessen Werkzeuge benutzen könne. Dies sollte der Anfang einer Freundschaft der zwei Künstlern werden. „Wir ergänzen uns wunderbar“, sagte Tully stolz. Saleh Nemr war schnell klar, dass er der Stadt und den Menschen für die herzliche Aufnahme danken wolle. Kunst verbinde Menschen. Außerdem überwinde die Kunst Grenzen, sprachlich wie auch kulturell, stellte Bürgermeister Wozniak fest. Er dankte Nemr herzlich für das „fantastische Kunstwerk“. Das Schwimmbad als eine der besucherstärksten Einrichtungen der Region sieht er als idealen Standort.
Er könne sich aber auch vorstellen, dass sie eines Tages mal auf Wanderschaft gehen könnte, beispielsweise in die Schulen. Nicht unerwähnt ließ Wozniak, dass es auch maßgeblich dem Betreiben von Geomaris-Leiter Wolfgang Schulz zu verdanken sei, dass Nemrs Werk in der Eingangshalle des Schwimmbads seinen würdigen Platz gefunden hat.
Natürlich ging Wozinak in seiner Rede auch auf die aktuelle Debatte um die Asylpolitik ein. Er bekräftigte, dass aus seiner Sicht durchaus zurecht über die Flüchtlingssituation, Höchstgrenzen und die Kontrolle an nationalen Grenzen diskutiert werde. Sorgen der Bürger müssten ernst genommen werden, so das Stadtoberhaupt. Alle Probleme der Welt könnten nicht gelöst werden, „schon gar nicht hier bei uns“, fügte er an. Wozniak hob jedoch auch hervor, wie wichtig es sei, die Menschen, die hier ankommen, mit Offenheit und Respekt zu behandeln.
„Viele Ehrenamtliche und auch das Landratsamt haben bewiesen, wie schlagkräftig, menschlich und gut strukturiert wir im Landkreis Schweinfurt handeln können“, lobte Wozniak das Management der Unterbringung von Flüchtlingen. Er sei sich sicher, dass „wir unsere Heimat nur dann bewahren können, wenn die Integration von Menschen, die hier neu sind, gelingt“. Saleh Nemr mit seiner Familie sei hierfür ein herausragendes Beispiel.
Beeindruckt und dankbar für die Botschaft, die von der Skulptur ausgehe, zeigte sich Landrat Florian Töpper. Er nutzte, ebenso wie Wozniak, die Stunde, um auf die „erfolgreiche Unterbringung“ der Flüchtlinge in der Dreifachturnhalle zurückzublicken. Es sei keine leichte Aufgabe gewesen, dessen seien sich aber alle Verantwortlichen stets bewusst gewesen, betonte der Landrat. Umso mehr war er voll des Lobes über die Bürgerschaft vor Ort, welche „fabelhaft gearbeitet und unterstützt“ habe. Mehrfach sprach er in diesem Zusammenhang von einer „Erfolgsgeschichte“.
Zum Abschluss seines Grußwortes wünschte sich Töpper ein kurzes Innehalten vor der neuen Skulptur. Sie solle kein schlechtes Gewissen bei den Besuchern des Geomaris hervorrufen, vielmehr solle sie an die „funktionierende kommunale Gemeinschaft“ erinnern. Zum Anlass passend wurde die Feierstunde von der Gruppe „Musik grenzenlos“ musikalisch umrahmt.