Der Unterbau sieht zwar solide aus. Doch das, wofür Sandro Frank den Turm aus Stühlen aufbaut, ist für Otto Normalverbraucher nicht wirklich empfehlenswert. Denn der Artist erhöht seinen Unterbau, ein stabiles Podest auf vier leeren Weinflaschen, Stuhl um Stuhl auf zehn Meter. Auf dem obersten Stuhl vollführt er einen Handstand, und das augenscheinlich ohne, dass er an einem Sicherungsseil befestigt wäre.
Kein Wunder, dass dieser Auftritt den „Schweinfurter Weihnachtszirkus“ beschließt. Eine Steigerung wäre wohl auch wegen der Höhe kaum noch möglich. Gute zweieinhalb Stunden dauert die Vorstellung des Zirkus Carl Busch, und das ist nicht irgendein Zirkus, sondern einer der renommiertesten in der gesamten Zirkuswelt.
Vorstellungen bis 8. Januar
Noch bis zum 8. Januar gastieren die Artisten und ihre Tiere auf dem Volksfestplatz in Schweinfurt, mit zwei Vorstellungen pro Tag (außer am 8. Januar), und dass sich Zirkus auch in der heutigen Zeit lohnt, davon überzeugten sich gut 550 Besucher bei der Premiere am ersten Weihnachtstag.
Zum Beispiel bei den zwei Auftritten des Clowns Titto Lester und seiner Partnerin Jeanette. Einmal ist der Clown Kellner in einem Restaurant, beim zweiten Mal soll er Karate lernen und ein Musikstück spielen. Dass ein Clown erst dann zur Hochform aufläuft, als er sich ein seinem selbst organisierten Chaos suhlen kann, wird bei Lester und seiner Partnerin zur gehobenen Kunst. Da fliegen gekochte Spaghetti ins Publikum und wieder zurück, da wird der Karate-Unterricht zur Farce, und das musikalische Duett Posaune-Trompete scheitert bereits bei der Zählkunst des Clowns („Auf drei geht's los, eins, zwei, drei“…„vier“, „dreieinhalb“, „geht's jetzt los?“).
Wie viele Bälle kann man gleichzeitig jonglieren?
Wie viele Bälle kann man gleichzeitig jonglieren? Zwei, okay, das kann jeder. Drei? Gelingt mit ein wenig Übung auch. Vier? Oha. Fünf? Unmöglich. Scott aus den Niederlanden schafft sogar acht Bälle! Selbst wenn es nur wenige Sekunden sind, in denen er die acht Bälle gleichzeitig jongliert, so ist ihm doch der Beifall sicher. Wie schnell kann sich eine Frau umziehen? Zwei Sekunden. Zumindest klappt das bei Claudia und Dominik Lagroni aus den USA. Schnell in eine kleine Kiste hüpfen, einen schwarzen Vorhang hochziehen, und aus dem roten Kleid wird ein weißes Ballkleid. Zwei Sekunden, wohlgemerkt.
In der Pause durften die Kinder auf den Dromedaren, die zuvor ihre Runden in der Manege getrabt waren, reiten. Und der Nachwuchs durfte auch die Tiere in der Tiershow füttern. Einige der Tiere ließen sich auch streicheln, wobei das angebotene Futter in Form von Mohrrüben sein Übriges dazu beigesteuert haben durfte, dass die Tiere noch geduldiger und entspannter waren, als sie ohnehin wirkten.
Der Weihnachtsstress gerät in Vergessenheit
Zweieinhalb Stunden lang entführten die Magier, Seiltänzer (mit Rückwärts-Salto!), Mandy Scholl an seidenen Tüchern (atemberaubend) und die Friesen-Pferde, zu was Mensch und Tier bei harmonischem Miteinander alles fähig sind. Zweieinhalb Stunden, in denen der Weihnachtsstress in Vergessenheit gerät und sich eine Welt voller Wunder, Magie und Clownerei öffnet. Viel zu schnell sind diese zweieinhalb Stunden rum, mit einer kleinen Zugabe entlassen die Künstler ihr Publikum wieder in die „normal“ Welt.
Vorstellungen bis 8. Januar: wochentags 15.30 und 20 Uhr, sonn- und feiertags 15 und 18.30 Uhr, 8. Januar: nur 15 Uhr. Karten an der Abendkasse oder unter www.circus-carl-busch.de