(ul) „Wir haben ganz schön oft gefroren in diesem Winter“, erinnert sich Bürgermeisterin Birgit Göbhardt. Nicht selten saßen die Angestellten in Jacken und dicken Pullovern im Rathaus, weil die Heizung schon wieder einmal ausgefallen war. Sechsmal, so die Bürgermeisterin. „Ständig ist das Öl zu Ende“, erklärt sie und rechnet vor, dass man in den vergangenen zehn Jahren bereits über 8000 Euro an Reparaturen allein für die Heizung gezahlt habe, Tendenz steigend.
Aber die Heizung ist nicht das einzige Problem im Rathaus der Gemeinde Üchtelhausen. Die Fenster schließen nicht mehr dicht und an der Außenseite bröckelt der Putz. Die Gemeinde ist allerdings mit der energetischen Sanierung ihres Rathauses ins Konjunkturpaket II gerutscht und bekommt für diese 219 000 Euro vom Staat. Bleiben von den Gesamtkosten von 368 000 Euro noch 149 000 Euro für den Gemeindesäckel. Der Gemeinderat hat das Sanierungskonzept einstimmig verabschiedet, jetzt laufen die Ausschreibungen, im Sommer wird renoviert und bis Ende Oktober soll das Rathaus in neuem Glanz dastehen.
Das zwölf Jahre alte Blockheizkraftwerk wird ausgebaut. Energieberater und Planer Joachim Perleth kennt ähnliche Fälle. „Das Blockheizkraftwerk passt einfach nicht zum Gebäude“, erklärt er. „So etwas passiert, wenn nicht geplant wird, sondern nur gekauft.“ Seine Meinung: Eine solche Anlage gehöre in Gebäude mit hohem Bedarf an Warmwasser, aber nicht in ein Rathaus. Zusätzlich brächten die Heizkörper nicht die nötige Leistung und die Elektrodeckenheizung sei defekt. Im Rahmen der Sanierung werden eine Pelletheizung eingebaut und zusätzliche Heizkörper installiert. Die Öltanks verschwinden und machen Platz für das Pelletlager.
Um die Fördergelder zu bekommen, müssen auch noch die Fenster erneuert und die Außenfassade gedämmt werden. Obwohl das Haus aus dem Jahr 1902 nicht denkmalgeschützt ist, nähert man sich so weit wie möglich dem ursprünglichen Aussehen an. Anhand alter Fotos wurde als Farbe für die Außenfassade ein helles Beige gewählt, so wie im Entstehungsjahr. Trotz der 16 Zentimeter dicken Dämmplatten aus Styropor bleibt die Außenfassade erhalten, die Fenstergewände, die dem Haus sein charakteristisches Aussehen verleihen, werden konserviert, damit sie keinen Schaden nehmen. Nachdem die Dämmung angebracht wurde, werden Kopien der Gewände auf den Dämmplatten angebracht, so dass das gewohnte Bild bleibt.
Auch der „göttliche Kinderfreund“, ein Relief an der Außenwand, bleibt unangetastet und von den Dämmmaßnahmen unberührt. Für die Fenster griff man zurück auf das ursprüngliche Bild des Gebäudes und wählte echte Galgenfenster. Diese zeigen nach außen ihre Aluminiumseite in einem Grauton, nach innen sind es wie bisher Holzfenster. Allerdings, so hofft Bürgermeisterin Göbhardt, pfeift dann der Wind nicht mehr durch die Ritzen. Bei einem U-Wert von 1,1 wird diese Hoffnung wohl in Erfüllung gehen. Perleth und Projektleiter Matthias Beck gehen von einer Energieeinsparung von 65 Prozent aus.
„In den nächsten 30 Jahren rechne ich mit Einsparungen von mehreren hunderttausend Euro“, prophezeit Perleth, und rechnet vor: „Der Energiebedarf pro Quadratmeter sinkt von bisher 366 Kilowatt auf nur mehr 119 Kilowatt pro Stunde.“