Mit „367 Jahre Gochsheimer Kirchweih“ wirbt die Hochglanzbroschüre, die auf das Hochfest des ehemals freien Reichsdorfs im Schweinfurter Mainbogen hinweist und allerlei Wissenswertes über die „Kerm“ und ihre Traditionen enthält.
Eigentlich ist das Fest in Gochsheim aber sogar älter. 1511 wurde die evangelische Kirche St. Michaelis geweiht. Seitdem feierten sie die Kirchweih am ersten Sonntag im Mai. Als aber 1649 „aus Freude und Dankbarkeit“ über das Ende des 30-jährigen Krieges die Gochsheimer und Sennfelder am 12. Sonntag nach Trinitatis, das ist der erste Sonntag im September, ein Friedensfest feierten, war die alte Kirchweih im Mai Geschichte.
Fortan feierten die Gochsheimer am ersten und zweiten Wochenende im September ihre Kirchweih und Nachkirchweih.
Der Festreigen beginnt am Kirchweihsamstag, dem 3. September, gegen 14 Uhr. Da holen die Planburschen mit Pferdegespann den Planbaum ein und stellen ihn weit sichtbar vor dem Rathaus auf.
Den Haupttag bildet der Kirchweihsonntag. Bereits um 9.30 Uhr beginnt der Festtag mit dem Gottesdienst. Allerdings ziehen die Planburschen alleine in die Kirche ein. Nach dem Kirchgang nehmen sie einen Ehrentrunk vor dem Wirtshaus, begleitet von einem dreimaligem Tusch.
Begehrte Plätze
Zum Mittagessen gehen die Paare dann gemeinsam. Mit Ständerli werden Bürgermeisterin und Pfarrer zur Kirchweih eingeladen. Die Plätze auf dem Plan sind begehrt. Schon früh am Morgen besetzten die ersten die Bänke. Schließlich will jeder Gochsheimer dabei sein, wenn die Paare am Sonntagnachmittag mit der Musik einmarschieren.
Sie werden dabei angeführt vom „Plaahüpfer“ Stefan Hegler. Er schwingt die Standarte, die vermutlich seit 1872 getragen wird. Im Jahr 2009 stifteten Bernd Vogel und Manfred Ludwig anlässlich ihres 25-jährigen Planburschenjubiläums eine neue. Nach dem dreimaligen Ehrentrunk der Paare mit Tusch wird der Planälteste Moritz Unteidig mit den Worten: „Der Plaa ist frei für Jedermann“ den Tanz freigeben.
Der Reiz der „Kerm“ scheint gerade die Jugend sehr stark anzusprechen. Schon seit Jahren fehlt es nicht an Nachwuchs für die Planpaare.
Zehn Paare
Zehn Paare haben sich heuer zusammen gefunden. Viele der Planmädchen haben schon als „Gensdreckli“ ihre ersten Runden mit den Planburschen gedreht. Diese sind mit ihren schwarzen Gehröcken, die die Gochsheimer „Gesthindri“ nennen, und den mit Liebesbändern und Rosmarinstengeln geschmückten Zylindern der Blickfang.
Die „Kerm“ wurde früher von den Planpaaren ausgerichtet. Mittlerweile macht es der Planverein, in dem sie vertreten sind. Die Gemeinde Gochsheim weiß, was sie an ihren Planpaaren hat, und ehrt sie zum 25- und 40-jährigen Jubiläum im Rahmenprogramm der Kirchweih. Für die Paare, die schon vor 50, 60 und 65 Jahren den Plan eröffneten, richtet Bürgermeisterin Helga Fleischer gar einen extra Empfang mit dem traditionellen Mittagessen Leberklöße und Sauerkraut aus.
Dem Kirchweihmontag am 5. September folgen noch der Familientag, am Samstag, 10. September, von 18 bis 22 Uhr mit der Band „Cracker Light“ und die Nachkirchweih am Sonntag, 11. September.