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SCHWEINFURT: Disharmonie-Sommertheater: Liebeswirren und dolce vita

SCHWEINFURT

Disharmonie-Sommertheater: Liebeswirren und dolce vita

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    Goldonis Diener zweier Herren ist im Sommertheater der Disharmonie zu sehen. Im Bild Sängerin Pandolfa (Viola Fabretti) mit dem Wirt Tebaldo (Günther Schäfer)
    Goldonis Diener zweier Herren ist im Sommertheater der Disharmonie zu sehen. Im Bild Sängerin Pandolfa (Viola Fabretti) mit dem Wirt Tebaldo (Günther Schäfer) Foto: Foto: Charlotte Wahler

    Nach einem Tag voller Alltag, voll klebriger Hitze und Nervereien gibt es, sofern die Sehnsucht nach Abenteuer, Romantik und Lebenslust noch groß genug ist, eine bezaubernde Möglichkeit, einzutauchen in eine Welt der Phantasie, des Appetits und der Heiterkeit. Man oder frau muss dabei nicht einmal die Stadt verlassen, sondern sich nur an die Ufer des Mains begeben, hinter die Disharmonie.

    Denn dort spielt in der lauen Abendluft noch vier Mal das Theaterensemble rund um Bernd Lemmerich ein Stück von Carlo Goldoni: Der Diener zweier Herren. Und wer sich angesprochen fühlt, kann sein grünblaues Wunder am silbernen Flussufer erleben.

    Abenteuerlich ist der Weg zum kleinen Zuschauerpodium und dann stehen plötzlich, mit Beginn des Spiels, venezianische Palazzi um die Ecke und ein unglaublich fränkischer Küchenmeister „bidded Blads zu nehmen“ und zaubert Bruschetta, Spaghetti, Tortelline, Vongole, Minestrone und vitello con creno forte, Verzeihung; Rindfleisch mit Meerettich, auf die Zunge, zumindest in der Vorstellungskraft und das Leben verwandelt sich in ein sinnliches Vergnügen.

    Truffaldino (Nicolas Lommatzsch) wird aus Versehen, nein, eher aus Hunger, zum Diener zweier Herren, deren Interessen sich berühren, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Natürlich geht es um Frauen, um die junge Francesca (Katherina Götz) zum Beispiel, die nach dem Tod des reichen Fedrico (Irene Memmel, sie spielt auch Dr. Lombardi) nun mit Silvio (Roland Butz) verlobt werden soll, dem Sohn der Juristin.

    Das ist zwar der Wunsch der Mutter (Viola Fabretti), Francesca liebt jedoch jemand anderen. So entsteht hier wie da die „porca miseria“ des Lebens. „Ich denke sowieso mit dem Magen“, sagt Truffaldino und verwechselt lustig Geldsäckchen, Aufträge und auch Briefe, denn lesen kann er nicht. Klug ist er dennoch: „Es braucht verdammt viel Verstand, um Glück zu haben.“

    Und Glück haben am Ende der Komödie alle. Das ganze Theater wird im besten Sinne zum Volkstheater, weil alle, das Publikum, die hinreißenden Schauspielerinnen und Schauspieler, der Main und die Abendluft, mitspielen in diesem deftigen, zeitlosen Stück.

    Da paart sich das Temperament und die Sinnlichkeit der italienischen Sprache mit der Zärtlichkeit des fränkischen Dialekts, der sich ja oft hinter einer rauen Schale versteckt, und so wird das Publikum mit hineingenommen in die Liebeswirren von jungen Leuten und in die materiellen Interessen von erwachsenen Leuten und in die Begehrlichkeiten von dienenden Leuten und über allem schwebt eine Menschenliebe, die beruhigt und die einen wieder schlafen lässt in diesen nervenaufreibenden Zeiten.

    Es geht um Liebe, um Hunger, Geld und Mord und letzten Endes auch um Flucht. Aber vor allem geht es um Menschenliebe, um Mütter-, Männer- und Frauenliebe und um die Fähigkeit des Genießens, um dolce vita am Main, hier und jetzt.

    „Gsuffn, gfressen, abghaut“, so resümiert der Wirt Tebaldo (Günther Schäfer) den Abend, das himmlische, pardon, italienische Vergnügen.

    Weitere Aufführungen: Donnerstag,19. Juli, Freitag, 20. Juli, Samstag, 21. Juli und Sonntag, 22, Juli, jeweils um 21 Uhr. Infos: www.theater-disharmonie.de

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