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OBERSCHWARZACH: Ein Bürgermeister ist 24 Stunden im Dienst

OBERSCHWARZACH

Ein Bürgermeister ist 24 Stunden im Dienst

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    An der Tür zum Ruhestand: Nach zwölf Jahren im Oberschwarzacher Bürgermeisteramt geht Josef Radler in eine Zukunft, die nur noch privaten Charakter haben soll.
    An der Tür zum Ruhestand: Nach zwölf Jahren im Oberschwarzacher Bürgermeisteramt geht Josef Radler in eine Zukunft, die nur noch privaten Charakter haben soll. Foto: Foto: Norbert Finster

    Die Zeiten haben sich geändert. Auch in Oberschwarzach. Als Josef Radler vor zwölf Jahren das Bürgermeisteramt in der Marktgemeinde Oberschwarzach übernahm, da hat ihm sein Vorgänger Gottfried Keß einen absolut sauberen Schreibtisch hinterlassen. Jetzt, da Josef Radler abtritt, kann er das seinem Nachfolger Manfred Schötz nicht bieten, obwohl er es versucht hat. Schötz muss größere laufende Projekte übernehmen.

    Auch im Oberschwarzacher Rathaus herrscht in den letzten Apriltagen Umbruchstimmung. Die große Wehmut, die manch anderen scheidenden Kollegen ergriffen hat, ist bei Josef Radler aber nicht zu spüren. Der 1. Mai bedeutet für ihn einen klaren Schnitt. Er tritt nicht nur als Ortsoberhaupt von Oberschwarzach ab, sondern legt auch alle andern öffentlichen Ämter nieder, die er bekleidet hat.

    Nun will er alle Zeit der Welt für seine Familie daheim in Wiebelsberg haben. Denn die musste in der Vergangenheit oft auf ihn verzichten. „Ein Bürgermeister ist 24 Stunden im Dienst, auch an Ostern oder Weihnachten“, meint Radler. Trotzdem hat ihm das Amt Freude gemacht. „Man kann sehr viel bewegen und man sieht die Erfolge. Das kann man zum Beispiel als einzelner Kreisrat nicht“, zieht Radler einen Vergleich zu einem weiteren Amt, das er innehatte.

    Trotzdem hat er sich in entschieden aufzuhören. Er hat dabei lange gezögert und war einer der Letzten in der Region, die sich offenbart haben. Hauptgrund, warum das Pendel zum Nein ausschlug: das Alter, „Mit 65 war ich einer der ältesten Bürgermeister im Landkreis und mit noch einer Periode wäre ich über 71 gewesen. Das wollte ich mir nicht vorstellen.“

    Gerechtigkeit war für ihn die oberste Prämisse. Das gilt nicht nur für das Verhältnis Bürger–Gemeinde, sondern auch für die neun Ortsteile Oberschwarzachs. „Wir haben sieben Feuerwehren und fünf Kläranlagen, dazu Schule, Kindergarten und Sportvereine und jeder schreit ,hier'“, erklärt Radler. Und: „Als Auswärtiger, als Wiebelsberger musste ich die Oberschwarzacher erst einmal überzeugen, dass ich Bürgermeister für alle bin.“

    In seiner Amtszeit hat Radler den sanften Tourismus im landschaftlich reizvollen Gemeindegebiet gefördert, also den Weinbau und die Gastronomie. „Aber nicht so, dass die Gemeinde alles trägt. Wenn jemand ein Geschäft machen will, dann muss er sich auch selbst dafür einsetzen.“ Sehr viel andere Einnahmequellen als die Gastronomie stehen der Marktgemeinde auch nicht zur Verfügung. Die hauptsächlich kleinen Betriebe bringen als größte Einnahmequelle pro Jahr gerade mal 80 000 bis 100 000 Euro in die Kasse, bei Einkommensteuerbeteiligung sind es 60 000 bis 70 000. Trotz größerer Projekte wie der Schulsanierung mit einer Eigenbeteiligung von 1,1 Millionen Euro ist es aber gelungen, die Pro-Kopf-Verschuldung der Oberschwarzacher bei überschaubaren 400 Euro zu halten.

    Amtsbedingte schlaflose Nächte hat Josef Radler nicht erlebt. Er konnte sich immer darauf stützen, dass alle Entscheidungen im Einvernehmen mit dem Gemeinderat entstanden. Schwierige Aufgaben hat es dennoch gegeben, zum Beispiel Grundstücksverhandlungen. „Hier erwartet jeder, dass die Gemeinde den besten Preis zahlen muss.“ Oder wenn Erschließungsbeiträge an die Bürger rausgehen. „Da muss ein Bürgermeister einem Bürger klarmachen können, dass das alle bezahlen müssen, nicht bloß du.“

    Zweifellos am meisten gefordert hat den Bürgermeister das Zentrum Nachhaltigkeit Wald bei Handthal, erst einmal mit der Bewerbung, dann durch die Vertragsverhandlungen mit den Behörden. „Da saß ich als kleiner Dorfbürgermeister oft ausgebufften Juristen gegenüber.“

    Am Ende seiner Dienstzeit ist Josef Radler stolz darauf, dass es in allen Ortsteilen bis auf Düttingsfeld Baugebiete gibt, auch wenn die Gemeinde nicht überall Zugriff auf die Flächen hat. Fast überall gibt es aber Radwege. Damit könne die Gemeinde Werbung machen.

    Einiges hat er nicht vollenden können, gibt der scheidende Bürgermeister zu. Zum Beispiel den Denkmalschutz von der Alten Schule wegzubringen, obwohl das Haus eine denkbar schlechte Bausubstanz habe und eigentlich abgerissen gehöre. Auch Dorferneuerung und Energiekonzept sind Projekte, die an den neuen Bürgermeister übergehen.

    Im Verhältnis von Bürgermeister zu Bürger hat Josef Radler immer den gegenseitigen Respekt erkennen können, von der Jugend bis zu den Senioren.

    Das Schönste am Amt war für ihn die Abwechslung. Kein Tag glich dem andern, jeder hatte ein anderes Programm. Das soll nun anders werden. Haus, Hof, Garten, Familie sollen jetzt im Mittelpunkt stehen. „Ich möchte nun alles zurückgeben, was ich von meiner Familie bekommen habe.“

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