Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Gerolzhofen
Icon Pfeil nach unten

DINGOLSHAUSEN: Ein herber Verlust für das Ortsleben

DINGOLSHAUSEN

Ein herber Verlust für das Ortsleben

    • |
    • |

    Seit 104 Jahren war es im ganzen Umland ein Begriff für Qualität, Gemütlichkeit, Fröhlichkeit: das Gasthaus Freitag in Dingolshausen. Doch diese Tradition geht nun zu Ende. Christel Büschel und ihr Sohn Steffen schließen zum Ende des Jahres das alteingesessene Gasthaus.

    Ein Blick in die lange Geschichte: Etwa um das Jahr 1600 erbaut, war das heutige Gasthaus anfangs vermutlich Zehnthof und Forstamt, danach wurde eine Gastwirtschaft eingerichtet. Bis in das Jahr 1880 gab es dort gebrautes Bier zu trinken.

    Seit über einem Jahrhundert ist das Gasthaus im Besitz der Familie Freitag. 1909 war es Christina Freitag, die Großmutter von Christel Büschel, die das Anwesen erwarb und zusammen mit ihrem Mann Andreas am 23. Mai den Gasthof „Zum Löwen“ eröffnete. Damals gehörten eine Metzgerei, ein großer Tanzsaal und eine Kegelbahn zum Angebot.

    Ein paar Tage nach der Eröffnung erblickte Toni, der Vater von Christel Büschel, das Licht der Welt. Schon 1921 starb Andreas Freitag. Sohn Toni Büschel erlernte den Beruf des Metzgers und übernahm im Jahr 1950 den Gasthof von seiner Mutter. Da er im Krieg einen Arm verloren hatte, musste er die Metzgerei aber aufgeben. Die Frau Toni Freitags, Anna, eine gute Köchin, sorgte für leckeres Essen, Schwester Rita und er kümmerten sich um den Service der Gastwirtschaft.

    Im Gasthof gründete sich der FVD

    Im Jahre 1948 wurde im Gasthaus zum Löwen der Fußballverein Dingolshausen (FVD) gegründet. Eines der Gründungsmitglieder war Toni Freitag. Und das Vereinsleben spielte sich damals oft im Saal im ersten Stock ab, denn eigene Vereinsheime gab es noch nicht. In diesem Saal gab es bunte Abende, es wurden Theaterstücke aufgeführt und natürlich wurde getanzt.

    Wenn es dort einmal zu hoch her ging, dann „ging meine Mutter höchstpersönlich mit dem Schrubber dazwischen“ erzählt Christel Büschel schmunzelnd.

    Im Saal-Ausschank war damals Hans Freitag der Chef. In den 1950er und 1960er Jahren fand die sogenannte Flurbereinigung statt, eine Blütezeit für Übernachtungsgäste bei Freitags. Und sie erwähnt auch die damalige Brauerei Hümmer schräg gegenüber. Deren Angestellte kehrten gerne nach der Arbeit mal bei Freitags ein um Neues zu erfahren, denn früher stand eine Gastwirtschaft dafür „etwas Neues zu erfahren“ so Christel Büschel. Früher sei das Gasthaus ein Kommunikationszentrum gewesen, doch das „gibt es heute nicht mehr“ macht sie deutlich.

    1975 übernimmt Christel Büschel

    Im Jahr 1975, also vor 38 Jahren übernimmt Christel Büschel, mittlerweile gelernte Hauswirtschafterin, den elterlichen Betrieb, weiter tatkräftig unterstützt von ihren Eltern und von ihrer Tante Rita. In den 1980er Jahren legte man das verborgene Balkenwerk der Gaststube frei und tat auch einiges andere zum Herausputzen der Gaststätte.

    Seit einigen Jahren wird Christel Büschel von Sohn Steffen unterstützt, der gelernter Koch ist. Gab es früher nur ein Tagesessen, konnten der normale Gast und die vielen lieb gewonnenen Stammgäste im Jahr 2013 aus einer großen Anzahl an Speisen auswählen. Die Gastwirtschaft bot Platz für Versammlungen der Jägergemeinschaft, der Reservistenkameradschaft und der Eigenheimervereinigung oder auch für unzählige Familienfeierlichkeiten.

    Wenig Freizeit als Gastwirtin

    Seit vielen Jahren war an den Dienstagen Ruhetag, obwohl dieser Begriff nicht wirklich passte. Denn dann war zwar da die Wirtschaft geschlossen, im Hintergrund musste aber eingekauft oder die Buchführung gemacht beziehungsweise Rechnungen geschrieben werden.

    2009, zur Feier des 100-jährigen Bestehens, nannte Christel Büschel den Grund, warum sie den Gasthof so lange betreibt: „Weil ich mit dieser Wirtschaft verbunden bin.“

    Bereits an der diesjährigen Kirchweih, vor der Gastwirtschaft wird die Kirchweihfichte gestellt, sickerte die nahende Schließung durch. Einer der Gründe: Sohn Steffen geht ab Januar für ein dreiviertel Jahr nach Amerika. Ein weiterer: es sind keine Aushilfen zu finden.

    Und: „Wir hatten fast nur Stammgäste, kaum Laufpublikum, denn Dingolshausen verführt aufgrund seiner geraden Hauptstraße zum Durchfahren“ so die Wirtin. Auch wenn es schmerzhaft für die 60-Jährige ist, den Gasthof zu schließen: Sie hat fortan wenigsten mehr Zeit für sich und ihre Familie. Am 30. Dezember ist letztmalig geöffnet.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden