Sein derzeitiges Großprojekt, den zum Hotel und zur Stadtbücherei umgebauten Ebracher Hof, wird Werner Küntzel zwar noch abrechnen, aber im Ruhestand. An einem seiner letzten Arbeitstage vermittelt der Leiter des Hochbauamtes im Gespräch mit dieser Zeitung den Eindruck, er würde, obwohl gesundheitlich angeschlagen, am liebsten länger arbeiten als bis zum 65. Sein „es gibt ein Leben nach dem Bauen“ klingt unbegeistert. Kein Wunder, wo doch Schweinfurt alleweil auch städtebaulich brummt und Küntzels Lieblingsprojekt, die Jugendherberge, jetzt von anderen gebaut wird.
Wie mancher seiner Kollegen ist Küntzel vom Finanzbauamt Bad Kissingen (heute Staatliches Bauamt) zur Stadt Schweinfurt gegangen. Das war 1989. Er hatte zuvor in Bamberg und Coburg Architektur studiert und elf Jahre vor seinen dreizehn beim Finanzbauamt in Architektenbüros gearbeitet. In Schweinfurt gewohnt hat er schon immer, in der Judengasse, gleich hinter dem Rathaus. Was ihn als einer der Ersten für Stadtsanierung eintreten ließ.
Sein erstes Projekt bei der Stadt? „Die Außenanlagen am Jugendhaus Franz-Schubert-Straße; weil ich weniger Geld ausgegeben habe als geplant, habe ich mich gleich gut eingeführt“, berichtet Küntzel. Als von seinem Amt selbst geplante Projekte listet er die altengerechten Wohnungen in der Nussgasse 8 auf, die Neubauten für die Johanniter und die Albert-Schweitzer-Schule, den Um- und Erweiterungsbau der FOS/BOS, die Turnhalle in Oberndorf und die für die Sattler-Realschule, für die er mit dem Theodor-Fischer-Preis ausgezeichnet wurde.
„Bauen ist Teamarbeit. Vieles, was das städtische Team leistet, ist zwar auch wichtig, fällt aber weniger oder gar nicht auf,“ stellt Küntzel rückblickend fest und verweist dazu auf die Umbauten im Rathaus, die Toiletten am Waldspielplatz oder die in der Bevölkerung kaum gewürdigte Riesenleistung der Stadt für die Generalsanierung des Schulzentrums West.
In die Rubrik Teamarbeit stellt er auch die während seiner Amtszeit von externen Architekten geplanten Großprojekte wie den Busbahnhof am Roßmarkt (Architekt Fahr), die Wohnanlage Feuerbergstraße (Wolfgang Schefbeck), die Sanierung des Theaters (Josef Matl), vor allem aber das Museum Georg Schäfer und die Zusammenarbeit mit Volker Staab.
Was er geplant, aber nie gebaut habe? Vor 17 Jahren eine Mehrzweckhalle am Volksfestplatz. Eine Umgestaltung des antiquierten Sitzungssaales im Rathaus und natürlich die Jugendherberge.
Küntzel gilt als einer, der ungern viel redet, aber auch den Mut hat, seine eigene Meinung zu vertreten. Zur Entwicklung der Stadt meint er salomonisch: „Es wird sich unheimlich viel verändern; ich hoffe, zum Positiven. Wer jetzt schon wieder über Unannehmlichkeiten meckert, dem sage ich als Baumensch, er soll nicht die Baugrube kritisierten, sondern sich vorstellen, wie's aussehen wird, wenn's fertig ist.“