Es war kalt und grau zur Eröffnung der Euerbacher Kirchweih, was die Freude aber nicht trübte: Bunt und fröhlich zeigten sich die Trachtentänzer und die Kirchweihpaare, als sie unter dem Beifall der Zuschauer ihre fränkischen Rundtänzen unterm Kirchweihbaum drehten. Weltoffen waren die jungen Tänzer obendrein, die sogar Freunde vom "überm Mee drüber" und aus dem Mittleren Osten in ihren Reihen hatten.
Die Tradition hochhalten und Neues wagen: Diese Kombination beherrschte das Kirchweih-Wochenende, das wie immer am Samstag mit einem Umzug durchs Dorf begann. Traditionell wurde der Kirchweihbaum, eine 17 Meter lange, geschmückte Fichte von politischer Prominenz und den Ortsvereinen zum Zimmermannsplatz begleitet, wo er von der Freiwilligen Feuerwehr allein mit Muskelkraft aufgestellt wurde.



Den Bieranstich übernahm Bürgermeister Arthur Arnold gemeinsam mit Helmut Höfer, Vorsitzender des VfL Euerbach als Ausrichter der diesjährigen Kirchweih. Das war das Signal für den Heimat- und Trachtenverein Euerbach, in seiner prächtigen Kleidung unter den Klängen der Heimatkapelle Sömmersdorf den Tanz zu eröffnen. Beim Stampfer mit neuen Figuren oder beim Ellertshäuser Siebenschritt wurde ihnen warm, trotz der tiefen Temperaturen.

Rote Kälte-Nasen schmückten auch einige Kirchweihmädel, die sich in ihren leichten Dirndl-Kleidern bei Rheinländer, Schecher und Dreher warmtanzten. Die Augen vieler Zuschauer waren vor allem auf ein Tanzpaar gerichtet: auf Sonja Sehm aus Gochsheim und Ghulam Mohibi, der aus Afghanistan stammt und als Flüchtling nach Euerbach gekommen war. Beiden war der Spaß anzusehen, auch oder gerade wenn manche Schritte nicht ganz so gut klappten.
Beim Figurentanz Krüzkönig, bei dem je zwei Burschen zwei Mädchen im Kreis fliegen lassen, packten Sonja und ihre Partnerin Sophie Seufert kurzerhand ihre schmal gebauten männlichen Tanzpartner und wirbelten sie über den Asphalt. Was bei den Zuschauern natürlich für tosenden Applaus sorgte.

Zwischendurch hatten sich alle Tänzer einen Schnaps – oder Wasser – verdient, was ihnen Tanzleiter Steffen Brandt reichte. Ihm sowie den Kirchweihpaaren und dem Trachtenverein sagte Bürgermeister Arnold Dank für ihr Engagement bei der Kirchweih und fügte gleich einen Werbeblock hinzu: Man sei immer froh über neue junge Tänzer ab 16 Jahren – "da darf man dann auch einen Schnaps trinken".
Kirchweihpaare und Trachtler vereinten sich schließlich zum Tanz der Sternpolka, bevor sie unter den Klängen des Frankenlieds den Zimmermannsplatz verließen und die vielen Zuschauer mit hinein in das warme Festzelt nahmen.
Dort wurde am Sonntag, dem Erntedankfest, auch eine ökumenische Andacht der beiden christlichen Kirchen gehalten, mit der die beiden kirchlichen Feste vereint wuden.
Zum Kirchweihausklang am Montag wird traditionell ab 16.30 Uhr Kesselfleisch kredenzt. Am Abend sorgen noch einmal "Die Gaudiprofis" für Stimmung.
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