Einer der bekanntesten Vertreter des Schweinfurter Kulturlebens ist einer, der nie auf der Bühne steht: Manfred Herker, Autor und Rezensent des Schweinfurter Tagblatts seit 1961. Am heutigen Samstag wird er 75 Jahre alt. Theater- oder Disharmonie-Besuchern dürfte sein Anblick vertraut sein: Ein großer, freundlicher Mann, der ein wenig wirkt, als sei er in Gedanken.
Außer natürlich, wenn er als Kritiker im Publikum sitzt oder einem Interviewpartner zuhört. Dann ist er ganz aufmerksam, und das merkt man seinen Artikeln immer an. Gesundheit und Kultur, das sind die beiden großen Themenbereiche, in denen er sich über viele Jahre den Ruf eines sorgfältigen, kundigen und beredten Autors erworben hat.
Manfred Herker wurde 1935 in Hildesheim geboren, wo sein Vater Flötist am Theater war. Der Sohn saß oft am Bühnenrand und hörte zu. Auch er spielte Flöte, Berufsmusiker wurde er aber nicht. Nach der Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann kam er nach Schweinfurt, wo er erst bei Krönlein und dann von 1960 bis zum Ruhestand 1992 bei Kugelfischer tätig war. Seine ersten Rezensionen verfasste er über die legendäre Reihe „Jazz in der Berufsschule“. 1957 lernte er beim CVJM-Ball seine spätere Frau Renate kennen, geheiratet wurde 1959, Sohn Stefan kam 1960 zur Welt, Tochter Regine 1967.
Renate und Manfred Herker sind England-Fans. Vergangenes Jahr, so berichtet Renate, haben die beiden sich beim Glyndebourne-Festival in eine Mozart-Opernprobe geschlichen und die Musik genossen, bis man sie entdeckte und verscheuchte. „So schnell bin ich noch nie gerannt“, erzählt Renate Herker. Egal, wohin sie reisen, Kultur steht immer im Vordergrund. Das kann auch ein Abstecher ins Guggenheim-Museum nach Bilbao sein.
Manfred Herker ist – für den Leser wie für den Künstler – der Idealfall des Kritikers: Er bereitet sich akribisch vor, und er wägt sorgsam ab, immer bereit, das eigene Urteil in Frage zu stellen. Er vergisst nie, was es bedeutet, sich auf einer Bühne beweisen zu müssen. Aber er vergisst auch nie, die Künstler an ihren eigenen – oft genug vollmundig formulierten – Ansprüchen zu messen. Das Resultat ist zu einem Markenzeichen geworden: Der Künstler sieht sich mit Achtung und Fairness behandelt, und der Leser erfährt immer wieder Aspekte, die sein Konzert- oder Theatererlebnis im Nachhinein noch bereichern.