Kurz nach 19 Uhr ist es schon schwierig, einen Platz im Pfarrzentrum zu finden. Um 19.30 Uhr soll hier die Podiumsdiskussion der KAB mit den drei Bürgermeisterkandidaten Sebastian Hauck (CSU), Stephan Schäflein (Freie Wähler) und Johannes Weiß (Grüne) starten. Die Veranstalter reagieren flott auf das große Interesse. "Wir ziehen in die Kirche um", sagt Diözesanpräses Peter Hartlaub, der mit Roland Maul moderiert. Die Kandidaten packen die Tischchen, die Wähler ihre Mäntel und Getränke, das Orga-Team um Susanne Tonn und Andrea Ruppenthal Schaumstoff-Würfel (für die Auslosung der Rede-Reihenfolge) und Klangschale (der Gong für die Einhaltung der Redezeit).
- Lesen Sie hier: Was Sebastian Hauck vorhat
- Lesen Sie hier: Was Stephan Schäflein vorhat
- Lesen Sie hier: Was Johannes Weiß vorhat
Bevor die Wähler sich über die Kandidaten und ihre Ziele informieren können, wird in einer Schweigeminute der Opfer des vermutlich rechtsextremen und rassistischen Anschlags von Hanau gedacht. "Wir lassen uns von denen, die die Demokratie zerstören wollen, nicht von der Ausübung der Demokratie abhalten", sagt Hartlaub. Alle drei Kandidaten werden sich später auch ganz klar gegen Rassismus und Ausgrenzung aussprechen.
Die Diskussion ist gut organisiert, Andrea Ruppenthal sorgt mit ihrem Klangschalen-Gong dafür, dass keiner zu lange redet. Nach einer persönlichen Vorstellung geht es um die Themen demographische Entwicklung, Wirtschaft und Arbeitsplätze, Klima, Umwelt, Energie. "Sie können bei der Diskussion Ihre Person, Ihre Ansichten, Ihren Charakter und Ihre Kompetenz offen legen", gibt Roland Maul vor. Und in der Tat kann man sich ein gutes Bild von den Dreien und ihren Ideen machen. Zum Beispiel beim ersten Thema: Die Leute werden älter – welche Infrastruktur muss der Markt zur Verfügung stellen? Und wie will der Markt junge Familien anziehen?
ÖPNV verbessern: Wichtig für alle drei
Sebastian Hauck setzt in beiden Punkten auf Mobilität und ÖPNV. "Wir brauchen gute, sehr gute Verbindungen für alle Gemeindeteile", sagt er. In Sachen Pflege müsse man mit den sozialen Trägern zusammenarbeiten. Er wünscht sich mehr Tagespflege-Angebote, hält sozialen Wohnungsbau für notwendig und lobt das Engagement der Alltagshelfer.

Alltagshelfer findet auch Schäflein gut. Ganz wichtig sei, genügend Wohnraum/Bauplätze zur Verfügung zu stellen – und Kindergartenplätze. "Wir müssen für alle Kindergärten gleich da sein, die Baulast muss beim Markt sein."
Johannes Weiß will den ÖPNV verbessern, massiv. "Von 5 bis 24 Uhr stündlich jede Ortschaft anbinden." Dazu kommt Applaus und Geraune. "Das geht", sagt Weiß. Mit Ruftaxen, Kleinbussen, zum Beispiel. Er würde als Gemeinde altersgerechte Wohnungen in den Ortsteilen schaffen. Die größeren Einheiten, wie Höfe, wären dann ein Platz für junge Familien.
Stimmung kommt in die Diskussion, als Sebastian Hauck Johannes Weiß fragt, wie er die Bauprojekte finanzieren will. Die Gemeinde habe Geld, die Zinsen seien niedrig, es gebe Zuschüsse. "Wir müssen jetzt investieren." Schäflein sieht das anders: "Ausgeben, ausgeben", sei keine Lösung. Weiß richtet sich darauf ans Publikum: "Für die Zukunft und Sie alle nehme ich gerne Geld in die Hand."
Ausbau Gewerbegebiet A 70: Zwei dafür, einer dagegen
Nächstes Thema: Arbeitsplätze. Alle drei möchten mehr Kontakt, mehr Austausch mit den Firmen, dem Gewerbeverein. Weiß ist dafür, das Gewerbegebiet an der A 70 nicht massiv auszubauen. "Conn wird uns den Rang ablaufen", sagt er. Hauck sieht Bedarf für weitere Gewerbeflächen. "Wir haben einen guten Standort." Schäflein schließt sich an: Das Gewerbegebiet sollte ausgebaut werden. "Einen besseren Platz gibt's fast nicht." Auch die Ärzteversorgung wird angesprochen. Hauck und Schäflein sind für ein Ärztehaus, Weiß würde lieber in den Ortsteilen Ärzten von der Gemeinde aus günstig Räume anbieten für regelmäßige Sprechstunden.
Klimaschutz: Ein Thema, das alle drei beschäftigt. "Das ist keine Frage der Partei, sondern der inneren Einstellung", sagt Sebastian Hauck . Fotovoltaik findet er wichtig: Den Vorschlag von Weiß, die Gemeindewerke Werneck zu gründen, Fotovoltaik auf privaten Dächern zu 100 Prozent vorzufinanzieren und die Bürger zahlen die Investition über einen auf 15 bis 20 Jahre festgelegten Strompreis ab, hält er für nicht realistisch und finanzierbar. Auch von Schäflein kommt Gegenwind. "Ich bin kein Hysteriker", sagt er. In Sachen Klima seien Angst und Panik kein guter Ratgeber.
Zusammenhalt in der Gemeinde
Wie sieht der Zusammenhalt in der Gemeinde aus? Was kann man gegen Ortsteildenken machen? Die Frage kommt aus dem Publikum. Alle drei sind für engeren Austausch unter den Vereinen. "Man könnte Feste gemeinsam ortsübergreifend gestalten", meint Schäflein. Weiß ist dafür, einen gemeindlichen Vereinsbeauftragten zu installieren. Hauck findet es wichtig, die Vereine direkt anzusprechen: "Was braucht ihr, was fehlt?" Die Gemeinde könnte mit kleinen Preisen oder Pokalen auch gezielt die Jugendarbeit unterstützen.
Was macht eine effiziente Verwaltung aus, ist eine weitere Publikumsfrage. "Enge Zusammenarbeit", sagt Hauck, der Möglichkeiten zur Optimierung sieht. Johannes Weiß hält Schulungen für wichtig, außerdem würde er seine Hand immer schützend über die Mitarbeiter halten. Schäflein hält selbständiges Arbeiten für wichtig.
Und die Pläne für die erste Zeit als Bürgermeister? Sebastian Hauck würde auf Austausch setzen, die gute Entwicklung weiterführen. Johannes Weiß würde Transparenz schaffen, Abstimmungen öffentlich machen. Stephan Schäflein wurde gerne jeden Mitarbeiter persönlich kennenlernen.
"Hoffentlich haben Sie Klarheit für Ihre Entscheidung bekommen", sagt Moderator Peter Hartlaub. Susanne Tonn wünscht den Kandidaten Energie und Kraft und nach der Wahl Zeit zum Durchatmen. Als Dankeschön gibt's Schokolade, Traubenzucker und Wein. Und im Papier-Tütchen ist auch noch eine Beitritts-Erklärung zur KAB. Das sorgt für Heiterkeit.
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