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SCHWEINFURT: Im Wald mit geklautem Luxusauto

SCHWEINFURT

Im Wald mit geklautem Luxusauto

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    12. September 2016, gegen 14 Uhr: Eine Frau geht mit ihrem Hund in einem Waldstück bei Motten, nördlich von Bad Brückenau, spazieren. Da beobachtet sie etwas Seltsames: Versteckt im Wald, an einer Weggabelung, steht ein Mercedes GLE Coupé, mit laufendem Motor. Normalerweise verirrt sich kein edles Fahrzeug dieser Art im finsteren Tann. Was hat der Fahrer dort verloren, und warum läuft die ganze Zeit der Motor?

    Der Mercedes war gestohlen

    Die Frau verständigt die Polizei, die just zu diesem Zeitpunkt sowieso mit Polizeihubschraubern auf der Suche nach einem Porsche Panamera dort unterwegs ist. Um 14.14 Uhr nehmen Polizeibeamte einen 51-jährigen Litauer fest, der sich in der Nähe des Wagens versteckt hatte. Der 65 000 Euro teure Auto war am 12. September letzten Jahres in Dinslaken (Nordrhein-Westfalen) gestohlen worden. Am gleichen Tag noch sollte es der Angeklagte, wie er sagt, im Auftrag an eine unbekannte Adresse in Deutschland überführen.

    Erst im Lauf der Fahrt sollte der 51-Jährige offenbar erfahren, wohin exakt er das Luxusauto steuern sollte. Von dort sollte der Wagen dann wohl nach Litauen geschafft werden. Laut seiner Einlassung sei er mit dem Versprechen nach Deutschland gelockt worden, er könne hier auf dem Bau arbeiten. Seither seiner Festnahme sitzt der Mann im Gefängnis. Am 27. Februar verurteilte ihn das Amtsgericht Schweinfurt wegen Hehlerei zu 14 Monaten Haft.

    Berufung zurückgenommen

    Dagegen legte er Berufung ein, die am Freitag in Schweinfurt verhandelt wurde – aber denkbar kurz. Nachdem der Mann bereits knapp elf der 14 Monate verbüßt hat, zog er auf Anraten seines Verteidigers die Berufung zurück. Er könnte bereits auf Bewährung freikommen. Die Staatsanwaltschaft war einverstanden und zog auch ihre Berufung zurück, womit das Amtsgerichtsurteil nun rechtskräftig ist.

    Dass das gestohlene Auto bei laufendem Motor bei Motten im Wald stand, hat einen bestimmten Grund: Eine litauische Bande ist darauf spezialisiert, wertvolle „Premium“-Fahrzeuge zu stehlen, die „keyless“ (schlüssellos) geöffnet, gestartet und gefahren werden können. Dazu müssen die Diebe mit einem kleinen technischen Gerät in die Nähe des Autoschlüssels gelangen – etwa an das Haus, vor dessen Einfahrt die Luxuskarosse parkt – und mit einem zweiten Gerät in die Nähe der Autotür. Die Signale des Funkschlüssels werden von einem zum anderen Gerät gesendet. Das Auto lässt sich öffnen und wegfahren.

    Der Motor muss laufen

    So weit, so einfach. Das Problem ist aber, dass der Motor bis zu seinem Bestimmungsort nicht mehr ausgeschaltet werden darf, weder beim Tanken noch bei Fahrpausen, weil er sich ohne Schlüssel nicht mehr starten lässt. Aus diesem Grund pausieren die Bandenmitglieder, die das frisch geklaute Fahrzeug an den Bestimmungsort fahren müssen, gerne versteckt im Wald nahe der Autobahn – bei laufendem Motor.

    Im Frühjahr 2015 war ein ein gestohlener Audi Q 7 mit laufendem Motor und auf der Rückbank schlafendem Fahrer in einem Waldstück bei Coburg entdeckt worden. Als er geweckt wurde, raste der Mann Hals über Kopf davon. Dasselbe geschah im „Mönchholz“ bei Viereth (nahe Bamberg). Da brummte ein über 100 000 Euro teurer geklauter Porsche Panamera im Tann vor sich hin.

    Der Verdächtige, ein 38-jähriger Litauer, konnte nur deshalb dafür nicht bestraft werden, weil die Zeugen sein Gesicht nicht oder zu kurz gesehen hatten und ihn beim Prozess in Schweinfurt nicht sicher identifizieren konnten. Vor Ort gesicherte DNA-Spuren reichten dem Gericht nicht als Tatnachweis.

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