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In kleinen schleichenden Schritten

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In kleinen schleichenden Schritten

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    Die Mitarbeiter machten sich mit ihren Familienangehörigen in Bussen auf den Weg nach Schweinfurt. In einem Demonstrationszug durch die Innenstadt ging es zum Kundgebungsort in die Schrammstraße, mit direktem Blickkontakt zum SKF-Verwaltungsgebäude. Trommeln, Pfeifen, ein Fahnenmeer, Transparente, kämpferische Mitarbeiter, symbolisiert durch Schwerter schwingende Wikinger und ein schwarzer Sarg als Symbol für das drohende Aus für den Standort Etzenhofen, prägten den äußeren Rahmen der Kundgebung.

    Den Tag hatten sich die Demonstranten gezielt gewählt: Gestern stand in Schweinfurt die Wirtschaftsausschuss-Sitzung der SKF GmbH an. Für die beabsichtigte Schließung gebe es "keine wirtschaftliche Notwendigkeit", sagte Betriebsratsvorsitzender Stefan Scherf. Er kritisierte, dass in Etzenhofen in den vergangnen Jahren acht Geschäftsführer eingesetzt worden seien, die sich lediglich den nackten Zahlen gebeugt hätten. Man brauche einen Geschäftsführer, der sich nicht diesem Diktat beuge sowie langfristige Perspektiven. Das Produkt Gleitlager habe in Püttlingen sehr wohl Zukunft, sagte Scherf unter Hinweis auf die "zehn Millionen Euro Gewinn", die man jährlich überweise.

    Es stehe die Existenz einer ganzen Region auf dem Spiel, sagte Robert Hiry. Der zweite IGM-Bevollmächtigte Völklingen wies auf die schlechte wirtschaftliche Struktur des Saarlandes hin und sagte: "Unsere Perspektive heißt Arbeitslosigkeit." Mit nach Schweinfurt gekommen waren Bergbauleute, Bürgermeister aus der Region und Mitarbeiter von ZF Saarbrücken, um die Demonstranten zu unterstützen.

    Für Hiry ist Etzenhofen Bestandteil einer "SKF-Strategie, sich vom Standort Deutschland zu verabschieden. In kleinen schleichenden Schritten." Auch in Schweinfurt habe es Personalabbau gegeben, deshalb dürfe man nicht zuschauen und hoffen, dass der Kelch an einem vorübergehe.

    Einen schweren Stand hatte zunächst der SKF-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Ernst Lang, der sich "nicht zum Sündenbock" für die Entscheidung der Geschäftsführung machen lassen wollte. "Veranlasser sind die da oben", sagte er unter Pfiffen und Rücktrittsforderungen. Er verwies darauf, dass in Schweinfurt das Personal von 11 000 auf 4000 geschrumpft sei und er nicht nur für die Kollegen in Schweinfurt gekämpft habe, sondern auch für die an den anderen Standorten wie beispielsweise Cannstadt oder Lüchow. Lang bedauerte es, dass mit der Geschäftsleitung keine Diskussion zustande kam.

    Erst nachdem Hiry für Lang in die Bresche sprang, schwenkte die Stimmung um. Klaus Ernst, erster Bevollmächtigter der IGM Schweinfurt, sprach von einem Ausspielen der Standorte in Deutschland. Die Reaktion gegenüber Lang bezeichnete er als "nicht ganz glücklich".

    Die in Püttlingen hergestellten Gleitlager werden künftig in China zugekauft bzw. in Schweinfurt produziert. Durch die Zusammenlegung von Produktion, die Konzentration von Managementveranwortung sowie weitere Maßnahmen werden die notwendigen Kostenentlastungen realisiert, die die Zukunft des Gleitlagergeschäfts bei SKF langfristig sichern, hieß es gestern seitens SKF.

    Auch in Schweinfurt findet laut SKF eine Optimierung der Produktion statt, indem die Fertigungstiefe reduziert sowie einzelne Produkte an andere SKF Standorte verlagert werden sollen. Diese Maßnahmen, so heißt es, hätten keinen Einfluss auf die Personalstärke in Schweinfurt.

    Eine Liste mit 25 000 Unterschriften gegen die Schließung wurde übergeben.

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