Die Augen von Bürgermeister Christian Keller strahlen, er verwirklicht gerade, was er sich schon lange wünschte und was ihn auch ein bisschen in seine eigene Kindheit zurückversetzt. Gemeinsam mit den Regelkindern der beiden Kindertagesstätten steht er vor eine Wiese, mitten in der Wohnbebauung der Kreuzstraße. Das Grundstück gehört Martin Friedrich und er hat es dem Bürgermeister und den Kindern als Acker zur Verfügung gestellt. Keller war als Kind selbst oft auf dem Acker, hat mit seinem Opa gepflügt, gesät, gepflegt und geerntet. Das, findet er, sollte jedes Kind einmal erleben, die wenigsten Kinder wüchsen heute noch in einem landwirtschaftlich geprägten Umfeld auf. Und so steht Keller da und beschreibt den Kleinen lebhaft, dass diese Wiese erst einmal umgepflügt werden muss.
"Der Pflug gräbt sich in den Boden und wirft die Erde herum", erklärt er "und wenn die dann gefriert, brökelt sie. Das finden die Kinder lustig. Keller kündigt ihnen an, dass sie im Frühjahr Kartoffeln in diese Erde legen dürfen und diesen beim Wachsen zuschauen, sie gießen und am Ende ernten dürfen. Prompt kommt Widerspruch. "Ich mag aber keine Kartoffeln", beschwert sich ein Kind." "Aber Pommes schon", fragt Keller und schon sind die beiden wieder zusammen.
Der Verein für Gartenbau und Landespflege wird die Kindergartenkinder durch das landwirtschaftliche Jahr begleiten, wenn sie Kartoffeln stecken und regelmäßig zum Giesen und Unkraut jäten kommen. Im Herbst soll es dann ein Erntefest geben, jedes Kind bekommt dann ein Säckchen Kartoffeln mit nach Hause.
Der Bauhof hat schon ein eigenes Schild entworfen und gefertigt, das die Acker-Patenschaft des Grundstücks durch die Kindergartenkinder anzeigt. An dieser Auftaktveranstaltung sind die Kinder noch Zuschauer. Als der Traktor sich in Bewegung setzt und seine riesigen Pflugscharen sich in die Erde graben, staunen sie nicht schlecht. Sie beginnen wohl zu ahnen, was der Bürgermeister ihnen da erzählt hat: "Ihr seid jetzt alle Bauern, habt einen kleinen Bauernhof gegründet."
Keller sprüht vor Ideen, zur Kartoffelernte könnte man doch auch Kartoffelsuppe kochen, direkt am Feld. Und toll wäre es doch auch den landwirtschaftlichen Kreislauf der Kinder beim Erntedankfest der Gemeinde in einer kleinen Ausstellung zu zeigen. Außerdem müssten es ja nicht jedes Jahr Kartoffeln sein, meint er. Kürbisse, Rote Beete, Erdbeeren, man könne viel anbauen und betreuen. Am Rand des Ackers sollen Himbeersträucher gepflanzt werden. Außerdem schwebt ihm ein Bienenprojekt vor und er will mit den Kindern und einer mobilen Presse auf die Streuobstwiesen um dort Äpfel zu sammeln und zu Apfelsaft zu pressen. Der Unterstützung der Kindergartenleiterinnen kann er sich dabei gewiss sein.
Der Diskussionszeitraum für diesen Artikel ist leider schon abgelaufen. Sie können daher keine neuen Beiträge zu diesem Artikel verfassen!