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MÜHLHAUSEN: LaBrassBanda: Pogo zur Polka

MÜHLHAUSEN

LaBrassBanda: Pogo zur Polka

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    Blasmusik der neuen Art: LaBrassBanda.
    Blasmusik der neuen Art: LaBrassBanda. Foto: Foto: Wolfram Hanke

    Kenner der Wernecker Bierwoche werden sich gewundert haben, warum das traditionelle Bierfest der Wernecker Brauerei dieses Jahr sechs Tage dauerte, also einen Tag länger als gewohnt. Der Grund dafür heißt LaBrassBanda und ist Deutschlands derzeit wohl heißeste Blaskapelle, die am Montagabend auf dem Sportplatz in Mühlhausen zum Tanz aufspielte.

    Verantwortlich für das Gastspiel von LaBrassBanda in Mühlhausen ist Andreas Lang, der Junior-Chef der Wernecker Brauerei. Der hatte die Band aus dem Chiemgau schon vor Jahren in der Würzburger Posthalle gesehen und sich seitdem vorgenommen, LaBrassBanda nach Franken zu locken. Warum der Plan ausgerechnet dieses Jahr aufging, lag an der aktuellen Bierzelttour der Chiemgauer. LaBrassBanda hatten vor einem halben Jahr kleine Ortschaften mit großen Bierzelten aufgefordert, sich als Gastgeber zu bewerben. 500 Bewerbungen gingen ein und Mühlhausen bekam den Zuschlag, neben Dörfern wie Petting, Brannenburg oder Unterneukirchen. Zum Auftakt am Nachmittag gibts immer ein Fußballspiel, in dem die komplette LaBrassBanda-Crew gegen den örtlichen Veranstalter oder den Verein vor Ort antritt. Gegen die Lokalauswahl aus Mühlhausen zogen die Musiker allerdings mit 5:2 den Kürzeren. „Wir haben 15 Spiele auf dieser Tour absolviert“, erklärte LaBrassBanda-Sänger Stefan Dettl lachend nach dem Abpfiff. „Und 15 haben wir verloren."

    Für das besondere Event hatten die Veranstalter das Bierzelt komplett leergeräumt, dass mit dem abgewetzten Holzboden fast wie ein Punkrockschuppen wirkte. Zwischen Bar und Essensständen stand gerade mal das Mischpult für die Soundanlage. Schon zwei Stunden vor den ersten Akkorden füllte sich das Zelt mit einem bunt gemischten Publikum: Jungs und Mädchen in Lederhosen und Dirndl, alternatives Publikum mit Band-T-Shirts und Best-Ager in Jeans und Polohemd.

    Kurz nach 20 Uhr startete das Programm auf der Bühne mit der Keller Steff Band aus Übersee am Chiemsee. Bandleader Stephan Keller alias Keller Steff sieht ein bisschen aus wie Hans Söllner, singt ein bisschen wie Günther Sigl von der Spider Murphy Gang und erzählt zwischen den Songs so ausführliche Geschichten wie Fredl Fesl. Er singt und erzählt von der Geburt einer Kuh, die Liebe zum Bulldogfahren oder fiese Zecken. Seine Mischung aus Rock, Blues und Reggae kommt bestens an und die Stimmung kocht schon vor dem Top Act hoch. Zu den Klängen klassischer Blasmusik kommen LaBrassBanda dann im Gänsemarsch auf die Bühne. Die Jungs aus dem Chiemgau stehen barfuß, mit Lederhosen und T-Shirts bekleidet auf der Bühne und sehen aus, als ob sie gerade vom Forellen angeln oder Kühe melken kommen.

    Und dann geht's los. Im Akkordtempo gibt’s Stakkato-Raps in bayerischer Mundart und Highspeed-Blasmusik, mal traditionell bayerisch, mal mehr Balkanstyle. Instrumentiert mit Trompete, Posaune, Tuba, Bass, Gitarre und Schlagzeug singen LaBrassBanda über alles, was sie in ihrer Jugend auf dem Dorf im Chiemgau bewegt hat: Dirndl, Räusche oder Rindviecher. Bei Songs wie „Bauernbua“ oder „Holland“ brechen alle Dämme und die fast 2000 Gäste in Mühlhausen toben durchs Festzelt. Dabei ist Frontmann Stefan Dettl mehr als nur Sänger und Komponist. Er ist auf der Bühne auch Kapellmeister, Impressario und Rampensau. Mit kleinen Gesten bestimmt er die Geschwindigkeit des Abends, nimmt immer wieder mal das Tempo raus und drückt dann wieder aufs Gaspedal. Dazwischen grölt das Publikum begeistert wie im Fußball-Stadion.

    Kein Wunder, LaBrassBanda ist wohl die einzige Blaskapelle Deutschlands, die auch das Zeug zur Stadionrockband hat. Natürlich gibts irgendwann auch „Nackert“, den Song, mit dem LaBrassBanda vergangenes Jahr fast den deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest gewonnen hätte. Immer wieder lassen sich Crowdsurfer auf Händen übers Publikum tragen und zu Polka wird Pogo getanzt. Dazwischen gibt immer wieder ein Prosit der Gemütlichkeit und am Ende tanzen sogar die Sanitäter neben der Bühne. Da geben die bayerischen Bezirke tausende Euros aus, um Volksmusik und Brauchtum vor dem Aussterben zu retten, aber eigentlich könnten sie ja nur La Brass Banda überall hinschicken. Denn mehr Leute in Indieklamotten und Emoscheiteln hat eine Blaskapelle sicher nie zum Hüpfen gebracht. Nach fast zwei Stunden lässt der Luftzug an den Mundstücken nach und das Publikum überlegt auf dem Nachhauseweg, sich spontan beim örtlichen Trachtenverein anzumelden.

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