Worauf die Welt schon lange gewartet hat, zu Schweinfurt in der Kunsthalle kann man’s nun per Audio-Guide erfahren: Wie entstand der Penis-Abguss von Gunter Sachs? Die Kunstinteressierten können nun endlich eine Bildungslücke schließen und ergriffen hören, wie mithilfe von attraktiven Damen die arme geplagte Männlichkeit des großen Schweinfurters abdruckreif gemacht wurde. Einfach sensationell. Zum Bedauern vieler Kunstfreunde ist die Penis-Plastik nicht ausgestellt. Die Provinz muss sich mit Gunters Daumen begnügen, immerhin vergrößert. Schweinfurt freut sich, die Presse ist begeistert und titelte im Kulturteil feinsinnig: „Die Schätze des Gunter Sachs“. Pikant und zum Titel passend die Fotoauswahl: Vier von fünf Fotos zeigen Damen, drei davon als Objekte beziehungsweise Möbelstücke. Die Protestschreie der Feministinnen werden wohl diesmal ausbleiben, nachdem die besagten Objekte mit dem Etikett „Kunst“ versehen sind. Da staunt der Laie, der Kunstbanause wundert sich und „Des Kaisers neue Kleider“ lassen grüßen. Oder frei nach dem Motto: Ist das Kunst oder kann das weg?
Hans Driesel Werneck