Zum Thema „Frauen holen Maria vom Sockel“ (Ausgabe vom 27. Mai) erreichte die Redaktion folgender Leserbrief.
Pfui! Auf dem Gnadenaltar vor dem Chor der Fährbrücker Kirche steht die Wallfahrtsfigur „Maria, Herzogin von Franken“, ein anmutiges Werk des Hofbildhauers Peter Wagner aus dem Jahr 1790. Alle, die schon einmal vor dieser Figur beteten, schockiert zurecht eine fette Balkenüberschrift im Schweinfurter Tagblatt: „Frauen holen Maria vom Sockel“. Aber hallo, Redaktion! Sie unterstellen da den Forster Unterstützerinnen der Aktion Maria 2.0 mit einem flapsigen Eyecatcher einen Frevel, ein Sakrileg. Witzig? Eher pfui!
Dagegen Hochachtung vor den Forster Frauen, die trotz immer neuer Missbrauchsskandale und trotz ihres Ausschlusses von Weiheämtern nicht den Weg des Kirchenaustritts wählten, sondern in einer Marienandacht voller Hoffnung Zuflucht suchten bei der Schutzmantelmadonna. Und ja, sie holten sie dazu vom hohen Sockel der versuchten Vergöttlichung im „Marianischen Jahrhundert“ (etwa 1850 bis 1950), der bereits das Zweite Vatikanische Konzil Einhalt geboten hatte. Und sie begriffen eine Gottesmutterfigur mit Händen: „Maria, unsere große Schwester im Glauben“.
So begreift sie heute auch der Dogmatiker und Mariologe Professor Wolfgang Beinert. Und so begriff sie einst in einer Zeit der Hexenfeuer, einer Zeit der Verweltlichung und des Machtmissbrauchs der Kirche der Jesuit Friedrich Spee, der fast jeden Tag Hexen und Hexer auf dem Weg zum Scheiterhaufen begleiten musste, obwohl er als Beichtvater von ihrer Unschuld überzeugt war. Von ihm, 1628 eigens gedichtet für die Marienkapelle zu Würzburg, stammt ein Protestlied gegen Papst und Fürstbischöfe, die diesen Wahnsinn inszenierten: „O himmlische Frau Königin“.
Papst Franziskus formulierte heutige Missstände auf der Sonderkonferenz „Treffen zum Schutz Minderjähriger in der Kirche“ vom 21. bis 24. Februar 2019 im Vatikan so: „Die Sünden und Verbrechen gottgeweihter Personen . . . entstellen das Antlitz der Kirche.“ Mit dem darüber betrübten Papst vertrauten am Wochenende auch die Aktion Maria 2.0 und ihre Unterstützerinnen und Unterstützer auf die Fürsprache der Gottesmutter, ihrer großen Schwester im Glauben, und hofften, dass Katholikinnen und Katholiken Machtmissbrauch, sexuelle Verbrechen und die Diskriminierung der Frau in der Kirche einmal nicht mehr werden hinnehmen müssen.
Schade nur, dass weder Vertreterinnen aus den Pfarrgemeinderäten der Großgemeinde noch Vertreter des Pastoralteams die Anliegen dieser engagierten Forster Frauen als Anwesende und Mitbeter unterstützten!
Kurt Riedel
97 453 Schonungen
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