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GEROLZHOFEN: Marcus Schley verlässt die Geomed-Klinik

GEROLZHOFEN

Marcus Schley verlässt die Geomed-Klinik

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    Dr. Marcus Schley verlässt die Geomed-Klinik. Der Chefarzt der Anästhesie sieht hier für sich und vor allem für die von ihm mit dem Chefarzt der Inneren, Dr. Alexander Kraus, aufgebaute Schmerztherapie auf Dauer keine Zukunft mehr.
    Dr. Marcus Schley verlässt die Geomed-Klinik. Der Chefarzt der Anästhesie sieht hier für sich und vor allem für die von ihm mit dem Chefarzt der Inneren, Dr. Alexander Kraus, aufgebaute Schmerztherapie auf Dauer keine Zukunft mehr. Foto: Archiv-Foto: Matthias Beck

    Es könnte der Beginn einer schleichenden Erosion an der Geomed-Klinik sein, in Folge der Fusionsbestrebungen mit dem Leopoldina-Krankenhaus Schweinfurt.

    Auf den Klinikfluren machte die Nachricht schon etwas länger die Runde, jetzt liegt die offizielle Bestätigung vor. Der Chefarzt der Anästhesie, der über die Grenzen Gerolzhofen hinaus anerkannte Schmerztherapeut Dr. Marcus Schley hat zum Jahresende gekündigt.

    Schley war Ende 2011 als Nachfolger von Dr. Dagobert Götz an die Klinik gekommen. Der Anästhesist erwarb sich hier vor allem einen Ruf als Schmerztherapeut. „Translationale Schmerzforschung: vom Tiermodell zur Patientenstudie“ lautete auch der Titel seiner Habilitationsschrift für die Hochschulprüfung, die ihn seit 2016 berechtigte, als Privatdozent an einer Universität zu lehren. Die Medizinische Fakultät Mannheim der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg hatte ihn für das Fach Anästhesiologie habilitiert.

    Ausgerechnet seine Paradedisziplin, die multimodale (disziplinenübergreifende) stationäre Schmerztherapie, hat jetzt dazu zugeführt, dass der auf der Schwäbischen Alb geborene Arzt die Geomed-Klinik zum Jahresende verlässt. Schley sieht auf Dauer keine Zukunft mehr für das, was er hier in Gerolzhofen mit einer „auf allen Ebenen zupackenden Mitarbeiterschaft“ gemeinsam mit dem Chefarzt der Inneren Medizin, Dr. Alexander Kraus, aufgebaut hatte.

    Beide hatten es in den vergangenen Jahren unter Nutzung der stationären Betten geschafft, die Schmerztherapie in die Innere Abteilung zu integrieren und zu einem etablierten Bereich der Geomed-Klinik auszubauen. Häufig unter chronischen Schmerzen leidende Patienten wurden sowohl von den Internisten als auch den Schmerztherapeuten der Anästhesie versorgt.

    Ganzheitlicher Schmerzansatz

    Der ganzheitliche Ansatz einer Schmerzbehandlung von Kopf bis Fuß, zu der sich die beiden Disziplinen zusammengetan hatten, habe sich als Erfolgsmodell erwiesen, das seinesgleichen in Deutschland suchen dürfte, so Schley. Er betont: „Das haben wir uns erkämpft und das hat gut funktioniert.“ Die Betten seien bis zum Jahresende ausgebucht, während noch bis zu 40 Patienten auf der Warteliste stünden.

    Die Entscheidung, die Geomed-Klinik zu verlassen, sei ihm wahrlich nicht leichtgefallen. Der Knackpunkt sei der den Ärzten zur Vorbereitung der Fusionsgespräche von der beauftragten Unternehmensberatung Oberender & Partner vorgelegte „Gesprächsleitfaden“ gewesen.

    Dabei müsse man sich im Klaren sein, dass die Hauptaufgabe einer Fusion in der Abschaffung von Doppelstrukturen bestehe, so Schley.

    Problemfall Zusammenlegung

    Normalerweise würden sich in Sachen Schmerztherapie die Tagesklinik-Profis am Leo in Schweinfurt und die stationären Profis an der Geomed in Gerolzhofen „nicht beißen“. Anders sehe es aber bei einer Zusammenlegung aus.

    Dabei würde sich eine kleine, noch dazu defizitäre Klinik immer in der Defensive befinden. In den von ihm gesuchten Gesprächen habe er schließlich nicht das nötige Interesse an der Weiterführung der Schmerztherapie in Gerolzhofen gespürt.

    Nachdem er bald 46 Jahre alt werde, habe er deshalb Bilanz gezogen und sich gefragt: „Akzeptiere ich das, bis ich in Rente gehe oder wechsle ich noch mal den Rennstall?“

    Er habe sich für den zweiten Weg entschieden und deshalb noch vor dem Gespräch mit der Oberender-Unternehmensberatung gekündigt. Dessen Verlauf habe ihm die Bestätigung geliefert, „ausgerechnet jetzt, wo es am besten bei der Schmerztherapie in Gerolzhofen läuft", dennoch langfristig die richtige Entscheidung getroffen zu haben, so Schley.

    Für ihn sei klar, „die Schmerztherapie komme immer mehr“, betont Schley, der in Bamberg ein Haus gebaut hat, wo er mit Frau und Tochter lebt. Deshalb habe er sich auf die Suche nach einer innovativen, zukunftsgewandten schmerztherapeutischen Einrichtung gemacht, um dort seine Arbeit fortzusetzen.

    Geomed-Geschäftsführer Wolfgang Schirmer hält Schleys Entschluss für sehr „bedauerlich“ und ergänzt: „Wir hätten gerne weiter mit ihm zusammengearbeitet und ihn an Bord gehabt, unabhängig von den Fusionsüberlegungen.“

    Schleys Kündigung wird auch vom Landkreis, Träger der Geomed-Klinik, bedauert. Eine Entscheidung über die Nachfolge sei noch nicht getroffen, heißt es aus Schweinfurt. Die Klinikleitung sei bemüht, die Nachfolge so zu regeln, dass bestehende medizinische Angebote fortgeführt werden, so Landratsamts-Pressesprecherin Uta Baumann.  

    Dr. Marcus Schley Dr. Marcus Schley wurde 1972 in Ebingen in Baden-Württemberg geboren und wechselte 1996 vom Studium der Chemie in die Medizin. Er studierte an den Universitäten München und Tübingen. Danach war er Assistenzarzt an der Uni-Klinik Mannheim und wissenschaftlicher Angestellter der Universität Heidelberg. Seit 2007 war Schley Leitender Oberarzt im Bereich Schmerzambulanz an der Uni Mannheim, ab 2008 Facharzt am Klinikum Passau. Von 2009 bis 2011 war er dann Oberarzt und Leitender Arzt in der Schmerztherapie am Orthopädischen Bezirks-Krankenhaus Schloss Werneck. Nach drei Monaten als Oberarzt an der Anästhesie in der Geomed-Klinik leitet er diese seit 1. Januar 2012 als Chefarzt und Nachfolger von Dr. Dagobert Götz, bevor er das Krankenhaus in Gerolzhofen jetzt zum Jahresende aus eigenem Entschluss wieder verlässt. Dr. Marcus Schley ist Facharzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin, spezielle Schmerztherapie, Palliativmedizin, Notfallmedizin und Naturheilverfahren.

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