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SCHWEINFURT: Mehr übergewichtige Tote: Krematorium verbreitert Ofentür

SCHWEINFURT

Mehr übergewichtige Tote: Krematorium verbreitert Ofentür

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    Krematorium: Im Zuge einer Generalsanierung wurde bei einer der beiden Ofenlinien eine um rund zehn Zentimeter breitere Türe eingebaut. Die nun rund 1,10 Meter große Öffnung schluckt auch XXL-Särge.
    Krematorium: Im Zuge einer Generalsanierung wurde bei einer der beiden Ofenlinien eine um rund zehn Zentimeter breitere Türe eingebaut. Die nun rund 1,10 Meter große Öffnung schluckt auch XXL-Särge. Foto: Foto: Hannes Helferich

    „Der Tod öffnet unbekannte Türen“. So lautet ein oft verwendeter Trauerspruch. Nur: Er gilt nicht für jeden Verstorbenen. Für viele übergewichtige Tote blieb die eine oder andere Krematoriumstür verschlossen, weil der für den Leichnam nötige größere Sarg nicht durch die genormte Öffnung passte.

    In Schweinfurt war das in früheren Jahren zwar nur ein- bis zweimal im Jahr der Fall. Vor etwa drei Jahren häuften sich dann aber die XXL-Särge: „Ein- bis zweimal im Monat mussten wir den Leichnam wegen des zu großen Sargs an ein anderes Krematorium verweisen“, bestätigt Friedhofsleiter Helmut Schlereth.

    Seit 2011 muss Schweinfurt das nicht mehr: Im Zuge der letztes Jahr erfolgten Generalsanierung wurde bei einer der beiden Ofenlinien gleich auch eine um rund zehn Zentimeter breitere Türe eingebaut. Die nun rund 1,10 Meter-Öffnung schluckt auch XXL-Särge.

    Zur besseren Darstellung vergleicht Schlereth ein Krematorium mit einem Auto. Die roten und gelben Plaketten gibt es für die älteren, die grünen für die modernen Fahrzeuge. Das Krematorium Schweinfurt habe immer eine grüne Plakette, weil es in den nötigen Abständen generalsaniert wird, sagt Schlereth.

    In Schweinfurt steht eines der ersten Krematorien im Land überhaupt: Es wurde 1963 gebaut, nachdem das Zweite Vatikanische Konzil den Katholiken die Verbrennung Verstorbener erlaubt hatte. Die Bischofsstadt Würzburg lehnte ab, Schweinfurt griff zu.

    Zuletzt wurde das Krematorium 1996 auf Vordermann gebracht. 2011 erfolgte die nächste millionenschwere Generalüberholung. Alles ist nun wieder neu, die Rauchgasreinigung, die Filtertechnik, die Wände sind gestrichen, und so weiter. Man hätte sich auch noch eine etwas angenehmere Atmosphäre im Krematorium gewünscht, sagen Bestatter, aber das ist ein anderes Thema.

    In der Investition enthalten ist auch die neue, größere Türe für eine der zwei Ofenlinien. „Wir sind wieder auf dem Stand der modernsten Technik“, lobt der Friedhofsverwalter die Weitsicht von Rathaus und Stadtrat. Das zumal der Trend zum Verbrennen anhält. 1995 waren es in Schweinfurt rund 1700 Feuerbestattungen pro Jahr. Und das bei einem Radius von um die 100 Kilometer. Heute ist der Radius wegen der mittlerweile „vielen privaten Krematorien“ auf nur noch 60 Kilometer um Schweinfurt geschmolzen. Die Zahl der Feuerbestattungen aus diesem Einzugsgebiet ist aber auf mittlerweile jährlich etwa 3000 angestiegen. Bei zirka 60 Prozent liegt damit der Anteil der Feuerbestattungen.

    Und darunter eben auch immer mehr Särge mit übergroßen und übergewichtigen Leichen, die durch die bisher 80 und 90 Zentimeter breite Ofenöffnung nicht mehr passten. Mit der größeren Öffnung allein war es aber nicht getan: Nötig war – was logisch ist – die mechanische Auflage zu vergrößern, auf der jeder Sarg in den Ofen einfährt. Mit der neuen Technik ist es auch problemlos möglich, die Temperatur höher zu fahren: mit den schwereren Särgen ists auch eine größere Hitze nötig.

    Per Gas betrieben herrsche n im Ofen Temperaturen zwischen 800 bis 1100 Grad. Sarg und Leiche bleiben rund 75 Minuten in jeder Kammer. Gleichwohl: Weil größere Hitze wiederum die Haltbarkeit der Schamottsteine beeinflusst, werden die XXL-Särge möglichst montags eingeäschert. Übers betriebsfreie Wochenende konnte sich die Anlage abkühlen.

    Ralf Michal vom gleichnamigen Bestattungsinstitut bestätigt den Trend zu Feuerbestattungen, die er bei sogar 70 Prozent ansiedelt. Mit der Folge, dass es auch mehr schwergewichtige Tote gebe. Sein Unternehmen habe darauf reagiert, verfüge über Särge in Überbreite und Überlänge. Dass das Krematorium in Schweinfurt umgerüstet habe, sei deshalb zu begrüßen.

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