Sie waren mit Stift und Block bewaffnet, hatten die Ohren gespitzt und probierten vor allem alles aus: Die zehn Teilnehmerinnen der Fortbildung der nichtstaatlichen Museen zum Thema Museumspädagogik in der Kunsthalle waren beeindruckt vom MuSe-Weg, den Friederike Kotuc in der Kunsthalle gemeinsam mit dem freien Mitarbeiter Thomas Ruppenstein in den letzten Jahren aufgebaut hat.
Jüngstes Baby des Projekts mit fünf Stationen in der Dauerausstellung: der „Bildhauerblock“, für den die Kunsthalle 2015 den Förderpreis „Vermittlung im Museum“ im Wert von 5000 Euro bekam, den die Landesstelle der nichtstaatlichen Museen und die bayerische Sparkassenstiftung gemeinsam auslobten. 2017 wurde er aufgestellt, seither bei Führungen rege genutzt und auch von den Besuchern wissbegierig angenommen. Beim „Bildhauerblock“ geht es darum, dass die Werkstoffe Ton, Holz, Metall und Stein, aus denen dreidimensionale Kunstwerke entstehen, erlebbar gemacht werden. Und zwar konkret an einem Kunstwerk, das versteckt in einem Schubkasten hinter einem schwarzen Vorhang erfühlt werden kann. In Kunstmuseen gibt es all zu oft nur die Kunst – womöglich noch ohne Erklärung – dargeboten. In Schweinfurt geht man einen anderen Weg, setzt auch die Entstehung der Kunstwerke in Beziehung zu ihnen, will nicht nur mit dem Bildhauerblock, sondern auch mit dem Malturm oder der Magnetwand Komposition aufzeigen, wie Künstler denken und arbeiten. Die Entstehung eines Kunstwerks zu verstehen, kann dabei helfen, es in einem anderen Licht zu sehen. Zumal es kein Kunsthallen-Phänomen ist, dass man als Betrachter, der durch weitläufige Museums-Gänge läuft, oft auch mal die eine oder andere Kunst-Pause wünscht. „Man sollte sich Zeit nehmen, das Gesehene auf sich wirken lassen“, findet Friederike Kotuc und bezieht das nicht nur auf die Kunstpause – Pause für die Kunst, das rote Leder-Sofa im Untergeschoss neben der freigelegten historischen Stadtmauer. Als „Phänomen des schnellen Schrittes“, beschreibt Kotuc die Beobachtung, dass mancher Besucher sich augenscheinlich im Obergeschoss noch Zeit nahm, im Untergeschoss durch die Sammlung Hierling aber zu eilen scheint. Ein Phänomen, bei dem die Fortbildungs-Teilnehmerinnen nur wissend lächeln. Denn sie alle haben damit zu tun, wie sie ihren Gästen den Besuch so angenehm und nachhaltig wie möglich machen. „Es gehört auch dazu, einfach Geschwindigkeit herauszunehmen, sich Zeit zu lassen“, erklärt Kotuc den Ansatz der MuSe-Weg-Stationen. Diese sind im übrigen alle hochwertig gemacht. Keine Selbstverständlichkeit in der deutschen Museumsszene, aber umso wichtiger, wie Kotuc findet. „Eine gewisse Ästhetik und Hochwertigkeit zeigt auch eine Wertschätzung den Besuchern gegenüber“, so die MuSe-Chefin.
Das fällt unter anderem bei der Hörinsel auf, für die die Kunsthalle durchaus den Geldbeutel aufgemacht hat. Doch es lohnte sich, der innen weich gepolsterte und außen mit schickem weißen Leder versehene Dreh-Sessel ist im Grunde nur ein bequemer Riesen-Lautsprecher, in dem man sitzen kann. Ausgestattet mit i-Pad und schicker Technik, kann man sich Informationen zu sechs Künstlern aus der Sammlung Hierling vorspielen lassen. Keine drei Meter gegenüber sind die Selbstportraits der entsprechenden Künstler zu sehen – mitten drin statt nur dabei. „Hierlings Sammlung ist keine leichte Kost, die Gemälde erschließen sich oft nicht nur durch Hinschauen“, sagt Thomas Ruppenstein. Umso wichtiger ist es, den Besuchern die Lebensumstände der Künstler der verschollenen Generation zu vermitteln, um ihre Kunst besser einordnen zu können.
Christine Schmid-Egger ist bei der Landesstelle für Öffentlichkeitsarbeit und Museumspädagogik zuständig. Sie schätzt die Schweinfurter Museumslandschaft vor allem deshalb, weil man hier konsequent auf Museumspädagogik setzt und auch mit Friederike Kotuc eine Vollzeitkraft hat, die sich nur darum kümmert. Keine Selbstverständlichkeit aus einer bayernweiten Perspektive. „Museen stehen mit ihrem Angebot natürlich in großer Konkurrenz zu allen anderen Freizeitangeboten“, betont Schmid-Egger, „man braucht Leute, die Vermittlung können.“