Die Rathausdiele voll besetzt, ein jüngeres Publikum als bei anderen Veranstaltungen, ungezwungene Atmosphäre, das kann nur eines bedeuten: das Poetry-Slam-Finale der Saison war wieder einmal zu Gast. Seit 14 Jahren schon organisiert Manfred Manger, Herz und Seele der hiesigen Slam-Szene, Poetry Slams in und um Schweinfurt. Anfangs belächelt, hat er es geschafft, dieses Format in Schweinfurt zu etablieren und nicht nur mit den regulären Slams, sondern auch mit den U20- und U14-Slams oder Workshops in Schulen zu einem festen Bestandteil der Kulturszene zu machen.
Poetry Slam ist immer anders, das macht seinen Reiz aus. Es kommt auf den selbst geschriebenen Text an, keine Requisiten, kein Gesang. Es gilt, in sechseinhalb Minuten das Publikum durch Performance und Lyrik zu überzeugen, Eindruck zu hinterlassen. Sechs Poetry Slammer aus Deutschland, der nach den USA, wo das Format ursprünglich herkommt, größten Szene in der Welt, zeigten ihr beeindruckendes Können – in Sachen Performance, in Sachen Text.
Jeder war anders, jeder setzte andere Schwerpunkte, doch von jedem blieb der eine oder andere Satz im Gedächtnis, nicht nur, wenn es um Flüchtlinge und unseren Umgang mit ihnen ging.

Das diesjährige Saisonfinale, zu dem die besten Wortakrobaten der vergangenen Slam-Saison aus den drei Schweinfurter Poetry Slam-Veranstaltungen eingeladen waren, gewann der Erlangener Markus Riks – ihm wurde ganz deutlich am meisten Applaus für seinen Finaltext über sein Leben als Single, Sex bei roten Ampeln binnen fünf Minuten und anderen Dating-Widrigkeiten zuteil.
Wenn Handballer in Museen mit moderner Kunst einfallen
Die Vielfalt der Poeten in Inhalt als auch Vortrag war wieder einmal faszinierend. Da war der in München lebende Schwabe Max Osswald, dessen Stimme und Tonfall so manchen unweigerlich an den berühmtesten schwäbischen deutschsprachigen Buchautor, Marc-Uwe Kling und seine "Känguru-Chroniken", erinnerte. Osswalds expressive Vorträge sind erfrischend, besonders sein Text über den Besuch einer Handball-Mannschaft in der Neuen Pinakothek in München brachte die Besucher zum Lachen.
Während Markus Riks mit dem Klischee des einsamen Singles spielt, ist für Thomas Schmidt aus Schwabach das Rollenbild des "Alten" vorgesehen. Der Mit-Vierziger ragt aus der meist in den 20ern befindlichen Slammer-Riege heraus, entsprechend hintergründig seine Texte. Er sei so alt, er könne sich noch lebhaft an die letzte Meisterschaft des 1. FC Nürnberg (1969) erinnern, wisse noch, was die SPD sei und sein Jugendheld war Evil Knivel.

Poetry Slam, das ist ganz oft ein Feuerwerk des Sprachwitzes mit leichteren Themen, aber ebenso oft auch hintergründig und nachdenklich stimmend. Auch dafür war unter anderem Thomas Schmitt in der Vorrunde zuständig mit einem beeindruckenden Vortrag über die Frage, wie Flüchtlinge zu Hause zum Deutsch sprechen animiert werden können und ob nicht doch am Ende durch die geheime Sprachschutzpolizei fast alle bayerischen, schwäbischen oder fränkischen Dialekt Sprechenden eingesperrt werden müssten. Jedem, der kein gutes Deutsch spricht, verleihen "die Grammatik-Nazis einen Duden-Stern".
Schlucken musste man bei Enore Le Corres Text. Die Nürnbergerin beschrieb den Butterfly-Effekt in der Liebe – die Themen Freundschaft, Liebe, Gewalt und Trennung eindringlich beschreibend.
Am 4. April (20 Uhr) gibt es in der Disharmonie in Schweinfurt den Jazz Poetry Slam mit sechs Poeten sowie dem Jazz-Trio des Musikers Anton Mangold. Tickets gibt es unter www.disharmonie.de
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