Montag kündigte auf Nachfrage an, dass sich die Stadt-Verantwortlichen zusammensetzen und die Lage erneut diskutieren werden. Andererseits: Ein anderer Standort fällt ihm nicht ein. Seit zwei Jahren sei man auf der Suche. Alle nur denkbaren Standorte seien abgecheckt worden. Natürlich darunter all die Straßen, Plätze und Ecken, die aktuell auch im Internet diskutiert werden.
Einige Beispiele und die Montag-Begründung zum Nein. Uferstraße: gescheitert am Widerstand der Unternehmen; Bergl: denkbare Standorte sind zu gefährlich; Oberndorf: Frauenhaus; Heeresstraße/Keßlerfield: Protest der Vereine dort; Maintal: Protest der Firmen mit vielen Frauenarbeitsplätzen.
Auch auf Geheiß „aus der Mitte des Stadtrates“ habe man weitergesucht. Die Franz-Schubert-Straße sei der einzige Standort, bei dem die unmittelbaren Nachbarn Ja gesagt hätten. Auch die Polizei, die einen legalen Standort wünscht, habe ihn abgesegnet. Ungeachtet der Debatten sieht Montag das Stadtwerke-Areal noch immer als geeignet an, zumal es beleuchtet – also gefahrlos für die Prostituierten –, nicht einsehbar und die Straße nachts nicht so stark frequentiert sei. Entgegen der Möglichkeit an der Mainlände werde hier erst ab 20 Uhr die Freigabe erteilt. Sollte sich im Rathaus aber die Meinung herausbilden, die Schubert-Straße aufzugeben, plädiere er dafür, die Suche ganz einzustellen. Heißt: Dann gibt es keinen Straßenstrich.
Der Protest hält unvermindert an. Eine Bürgeraktion gegen den Straßenstrich hat sich am Montag geoutet, den Start einer Unterschriftenaktion gemeldet. Außerdem will die Interessengemeinschaft eine Bürgerversammlung veranstalten – Termin noch offen. Sie meint: Ein Straßenstrich hat in einem unmittelbaren Wohngebiet nichts verloren, die vom Stadtrat gefällte Entscheidung „kann deshalb nicht hingenommen werden“. Die Homepage: www.buerger-gegen-strassenstrich-sw.de
Bis zu vier Damen werden auf den 1100 Quadratmetern ihre Dienste anbieten. Eine davon stand Rede und Antwort. Der Platz sei nach ihrer und Meinung der Kolleginnen „ok und besser wie gar nichts“. Straßenstrich sei zwar nicht mehr so, wie vor der Euro-Einführung „in“, als ein Dutzend Damen noch ihr Auskommen hatten. Diese Art der Kontaktaufnahme sei aber nach wie vor nachgefragt und deshalb habe die Stadt zurecht nach einem „auch für uns sicheren Platz gesucht“.
Er liege in der Stadt, sei beleuchtet, passt, sagte die 29-Jährige. Das Maintal wäre allenfalls im vorderen Bereich nahe der Tankstelle denkbar, weiter hinten nicht: „zu weit weg vom Schuss und zu gefährlich“. Das sieht auch Montag so.
Die Prostituierte wunderte sich über einige Aussagen der letzten Tage. Es gebe gar keine Zuhälter mehr, „wir arbeiten alle selbstständig“, sagte sie. Der Standort diene zur Hälfte lediglich als Kontakthof, der Job werde auch in Wohnungen erledigt. Das Argument mit den Kinderspielplätzen sei aberwitzig: „Welche verantwortungsvolle Mutter ist um 22 Uhr noch mit ihrem Kind unterwegs?“, fragte sie. Sie und ihre Kolleginnen aus dem Milieu zahlten Steuern und hätten ein Recht auf einen Arbeitsplatz und zwar einen „sicheren“.
An der Mainlände wären sie gerne geblieben. Weil es dort sauberer ist und sie sich mit den Johannitern gut verstanden haben. Alle Jahre habe es einen Weihnachtskalender und Schokolade gegeben, lobte die erfahrene 29-Jährige den langjährigen Straßenstrich-Nachbarn, wo es immer auch Kurse für Frauen gegeben habe, die aber nie angesprochen worden seien.