
„Wenn die Politiker da so gleichberechtigt und freundlich nebeneinander sitzen, möchte man gar nicht glauben, dass bald wieder politischer Aschermittwoch ist und die Fetzen fliegen.“ Diese Resümee zogen die Schüler der zwölften Klasse der Friedrich-Fischer-Schule (FFS) am Ende ihres Parlamentsseminars. Unter dem Motto „Der Landtag sind wir!“ spielten die Schüler den politischen Alltag. Zu Gast in der Dittelbrunner Schule waren deshalb Abgeordnete des Bayerischen Landtags
Zuvor hatte der Amtszeitsenior unter den anwesenden Landtagsabgeordneten, Otto Hünnerkopf (CSU), darauf hingewiesen, dass man im Landtag trotz CSU-Mehrheit konstruktiv zusammenarbeite – „parteiübergreifend“. Das war Kerstin Celina (Bündnis 90/Die Grünen) zu viel des Lobes. Oft sickerten Vorschläge ihrer Partei erst nach längerer Inkubationszeit zur Regierungsfraktion durch, relativierte sie. Zustimmung bekam sie von Kathi Petersen (SPD) und Günther Felbinger (Freie Wähler).
Rede und Antwort standen die Abgeordneten den Schülern, die sich unter Leitung ihres Sozialkundelehrers Thorsten Kunkel mit einem Gesetzesentwurf der SPD-Fraktion zum Thema „Abschaffung des Sitzenbleibens an bayerischen Schulen“ befassen durften. Betreut wurden die Zwölftklässler dabei von einem Team des Zentrums für angewandte Politikwissenschaft an der LMU München (C.A.P.). Nach der Einführung in die Arbeitsweise des Bayerischen Landtags durften die Schüler Fraktionen bilden und Ausschussmitglieder wählen – fast wie im richtigen Leben.
Mit dem Unterschied allerdings, dass sich fast alle Schüler bei dem Gesetzesvorhaben kompromissbereit zeigten. So konnten die Oppositionsparteien wenigstens in Dittelbrunn ein wenig an der Macht schnuppern, weil sich die Schüler-CSU-Fraktion doch sehr intensiv mit dem Gesetzesentwurf der Landtags-Opposition befasste. Vielleicht könne man davon noch etwas lernen für den Alltag im Münchner Maximilianeum, so der Tenor der vier Landtagsabgeordneten.
Dass Politik ein schönes, aber schwieriges Geschäft ist, konnten die Abgeordneten-Schüler zunächst in ihren Fraktionssitzungen erfahren, dann auch im Landtagsplenum im Naturkunderaum der Dittelbrunner Mittelschule. Bei der abschließenden Stellungnahme zum Gesetzesvorschlag geriet der Schüler-SPD-Fraktionschef wegen seiner Zettelwirtschaft so ins Schleudern, dass er gar die CSU-Position vertrat. Der Tipp des CSU-Abgeordneten Otto Hünnerkopf: „Nehmen Sie nie mehr als einen Zettel mit ans Rednerpult.“
Ganz anders dagegen Benjamin Neubauer als CSU-Fraktionschef. Mit einer stattlichen Statur gesegnet und mit einem beeindruckenden Redetalent ausgestattet, zerpflückte er den SPD-Vorschlag rhetorisch elegant. Das bereitete den realen Politikern sichtlich Vergnügen. Wenn das Planspiel immer so erfolgreich verlaufe, müsse man sich um den politischen Nachwuchs keine Sorgen machen, so das Fazit der Abgeordneten.
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