"Wir haben doch gar keinen Rassismus." Diesen Satz hat Ayfer Rethschulte, die dritte Bürgermeisterin Schweinfurts, in Kommunen schon des öfteren gehört, erzählt sie am Rande des Aktionslaufs "Respekt statt Rassismus", der am Sonntagmittag am Baseballfeld im Schweinfurter Stadtteil Yorktown von den DJK Schweinfurt Giants und dem TFC Mainfranken ausgerichtet wurde. Mit dem Event, das durch die coronabedingten Auflagen schlichter stattfinden musste als gewünscht, wollten die Organisatoren besonders auf das beleidigende und unmoralische Herabsetzen von Mitmenschen aufgrund äußerlicher Merkmale aufmerksam machen. Unterstützt wurden die Veranstalter zudem vom Integrationsbeirat Schweinfurt, dem Rotary Club Schweinfurt-Peterstirn und von der Black Community Franken.
Auf der Aschenbahn des Baseballfelds konnten die Teilnehmer jeden Alters die rund fünf Kilometer auf der Aschenbahn zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen. Unterwegs liefen oder fuhren die Teilnehmer dabei an einem Dutzend Wegweiser vorbei, auf denen zum Thema Rassismus aufgeklärt wurde. "Eigentlich begleitet einen Rassismus schon von Geburt an", erzählt Rethschulte, die selbst einen Migrationshintergrund hat. "Viele sehen den Rassismus aber nicht, wenn sie nicht selbst betroffen sind", sagt sie und spricht damit speziell das Thema Alltagsrassismus an.
Wichtig war es auch den Organisatoren, dass die Betroffenen von Rassismus durch die Veranstaltung eine Stimme bekommen und Gehör finden. Dabei ließ man sich auch von den Black-Lives-Matter-Demos, die vor allem im Frühjahr auch in der hiesigen Gegend stattfanden, inspirieren. "Aber wir wollten das nicht nur auf Black-Lives-Matter reduzieren", erklärt Olga Michel vom Integrationsbeirat: "Denn wir haben auch bei uns hier in Schweinfurt genug Fälle von Rassismus." Von Bürgern erhält sie viele Nachrichten, die vor allem von rassistischen Erfahrungen in ihrem Alltag berichten.
Beim Sport stehen alle gemeinsam auf dem Feld
Die Veranstaltung sollte freilich auch zur Vernetzung, aber auch zur Aufklärung dienen. Gerade bei Alltagsrassismus sei den Absendern oft nicht bewusst, was sie sagen, bemängelt die Grünen-Politikerin Retschulte. "Viele denken das ist dann vielleicht einfach lustig. Aber das ist es nicht. Das geht immer auf Kosten der Menschen, die davon betroffen sind."
"Es gibt doch keinen Grund dafür gehässig zueinander zu sein", findet auch Olga Michel: "Wir wollen das hier nicht haben. Wir wollen hier frei bei uns in Schweinfurt leben." Eine große Rolle spielt in ihren Augen dabei der Sport, den sie für das beste Mittel zur Integration hält. Gerade für Kinder. Als Paradebeispiel für gelungene Integration von Kindern durch Sport, dient seit Jahren die Jugendabteilung der Giants. Dort stehen junge Menschen aus etlichen Nationen gemeinsam auf dem Feld, berichtet Mary Ritzmann, Mitorganisatorin des Aktionslauf und Macherin bei der "Giants Youth": "Es rentiert sich Kindern bei der Integration zu helfen. Es ist viel Arbeit. Aber diese Kinder bei den Sportvereinen sind doch die Zukunft von Schweinfurt."
"Solche Veranstaltungen sind sehr wichtig", lobt Rethschulte. Vor allem auch weil dadurch Menschen, die Erfahrungen mit Rassismus machen mussten, ermutigt würden darüber zu sprechen. "Diese Leute haben oft Angst, sie fühlen sich gedemütigt und schämen sich", erklärt sie: "Diesen Menschen sollten wir unsere Unterstützung anbieten. Und wir müssen uns immer vor Augen halten, dass Rassismus da ist."
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