INNENSTADT (HH) Peter Bertschy, dessen Markenzeichen Zeit seines Lebens wohl die grüne Schürze bleiben wird, hat die Namensrechte der Firma "Samen Fetzer" erworben und das Schweinfurter Geschäft in der Innenstadt als Inhaber übernommen. Also zurück zu den wurzeln.
Für den 64-Jährigen trifft das gleich mehrfach zu: Nach dem schmerzhaften Ende seines Naturkostladens "Samen und Korn" (Fischerrain) im Sommer 2000 heuerte er wieder als Angestellter bei Samen Fetzer an, wo er schon einmal - 23 Jahre in der Würzburger Filiale - beschäftigt war. Jetzt ist er wieder der Chef im eigenen Laden. Und weil er den Schwerpunkt auf den Bereich Garten setzt, ist er irgendwie auch wieder bei "Samen und Korn" gelandet, muss der längst zum Schweinfurter gewordene gebürtige Wiesentheider über diese Konstellation selbst lachen.
Die Traditionsfirma wurde 1850 von Andreas Fetzer in Etwashausen bei Kitzingen gegründet. Schon in der Anfangszeit befasste sie sich mit dem Samenhandel und der Zucht von Saatgut. Der Saatzucht dienten viele Hektar (1978: 22 Hektar). Fetzer-Samen gingen über einen Versand in viele europäische Staaten. 1999 kam das jähe Ende. Gleichwohl: Das damalige Insolvenzverfahren über das Vermögen der Kitzinger Fetzer KG fand ein vergleichsweise gutes Ende: Die fünf unterfränkischen Handels-Filialen wurden mit den Beschäftigten von der neuen Firma "Weigand GmbH" übernommen.
Mittlerweile gibt es deren noch drei, in Würzburg, Kitzingen und eben Schweinfurt, die Bertschy jetzt von Erna-Maria Weigand übernahm. Über die Fetzer-Schwiegertochter spricht Bertschy allein schon deshalb in den höchsten Tönen, weil sie ihm, einem damals 58-Jährigen nach dem "Samen-und-Korn"-Ende noch einmal eine Chance gab. Als er von ihren Verkaufsabsichten erfuhr, hob er den Finger. Sehr kulant habe sie sich auch bei der Übernahme des Warenbestandes gezeigt.
Wegen etlicher Auflagen und der vielen Extra-Arbeit verzichtete Bertschy auf die Lebendtiere ("Das war ein Einschnitt"), gewichtete mit den Schwerpunkten Sämerei, Pflanzenschutz, Dünger und Blumenzwiebeln den Gartenbereich. Dieses Angebot - mit zur Saison rund 1200 Sorten Samenkörnern - findet sich deshalb auch im vorderen Bereich der rund 170 Quadratmeter Verkaufsfläche.
Die von der Stadt angemieteten rund 50 Quadratmeter Außenfläche nennt Bertschy wichtig, weil er damit das Laufpublikum "einfängt". Samen Fetzer bezeichnet er als ein "Stadtgeschäft", das nur Kleinteiliges führen könne ("Rasenmäher geht nicht"), und das der großen Konkurrenz auf der grünen Wiese mit Service und Beratung trotze. Mit dem Geschäft in Würzburg, das Weigand auch verkaufen will, plant Bertschy einen gemeinsamen Einkauf, um die Preise halten zu können.
"Es läuft gut", sagt Bertschy. Immer wieder auch hört er die Bitte von Kunden: "Hoffentlich bleibt ihr in der Innenstadt." Peter Bertschy wird den Wunsch erfüllen, wird noch einige Zeit weitermachen, weil "mich das fit hält". Das mit der Aufgabe der Abteilung "Lebendtiere" verlorengegangene junge Publikum will er mit Angeboten anlocken, die freilich "zu uns passen müssen". Verkaufshit sind zur Zeit Taschen und Körbe. Demnächst wird bei Samen Fetzer im angemieteten Haus in der Manggasse ein "Schädlingslauscher" aufgestellt. Was das ist, verrät er nicht: Die jungen Leute sollen ja in seinen Laden kommen.