Manche nennen ihn Existenzgründerpapst. Natürlich nicht offiziell. Seit über 30 Jahren betreut Erich Helfrich Jungunternehmer in Unterfranken, ist Leiter des Fachbereichs Starthilfe/Unternehmensförderung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt. Er hat einige kommen und gehen sehen, Existenzgründer, die erfolgreich waren, und solche, die gescheitert sind. Das Wichtigste beim Start in die Selbstständigkeit, sagt er, sei eine gute Vorbereitung, ein gutes Konzept. Das klingt unspektakulär, doch Helfrich wird nicht müde, das immer wieder zu betonen.
„Ich muss wissen, was ich will, und ich muss wissen, was geht“, sagt Helfrich. Das beginnt schon bei der Wahl der Rechtsform des Unternehmens. Zur Vorbereitung gehört aber auch, erst mal über sich selbst nachzudenken, zu fragen: Traue ich mir das überhaupt zu? Nicht jeder ist für die Selbstständigkeit geeignet, sagt Helfrich. „Unternehmer zu sein, ist auch eine Frage der Persönlichkeit.“
Mehr als 600 Existenzgründungen gibt es laut IHK pro Jahr in Schweinfurt, der Großteil im Dienstleistungssektor. Als Beispiel nennt Helfrich IT-Spezialisten. Durch das Geschäft im Internet habe in den vergangenen Jahren aber auch der Bereich Handel wieder zugenommen. Insgesamt übersteigt die Zahl der Anmeldungen seit Jahren die der Abmeldungen.
Die meisten Existenzgründer sind laut IHK-Statistik zwischen 40 und 50 Jahre alt. Das war nicht immer so, weiß Helfrich. Früher sei die Mehrzahl zwischen 20 und 30 gewesen, doch inzwischen hat sich das Alter stark nach oben verschoben. „Mit 20 findet jeder etwas“, erklärt Helfrich einen der Gründe, „aber suchen Sie mal mit 45 einen Job!“ Selbstständigkeit als letzte Rettung?
Auch eine Idee, die aus der Not heraus geboren ist, kann erfolgreich sein, formuliert es Helfrich etwas vorsichtiger. Besser wäre, die Entscheidung für den Schritt in die Selbstständigkeit fällt aus der Unzufriedenheit heraus. Das sei bei Beschäftigten im mittleren Management häufig der Fall, wenn sie mit 40 oder 50 ihr eigenes kleines Unternehmen gründen. Sie kennen den Markt, haben Erfahrung und verfügen über Kontakte, sagt Helfrich. Das erleichtert die ersten Schritte.
Er will keine falschen Hoffnungen wecken, vom schnellen Erfolg und der Geschäftsidee, die sehr schnell zum Selbstläufer wird. „Der Sessel des Existenzgründers ist am Anfang sehr hart“, sagt er, und ergänzt mit Blick auf die Arbeit: „Selbstständig heißt selbst und ständig.“ Schließlich muss der Existenzgründer neben dem Alltagsgeschäft auch das Ganze im Blick behalten, das Unternehmen leiten, entscheiden. Deshalb sei es wichtig, dass das Unternehmen Spaß bringt. „Ich darf nicht machen, was ich nicht will“, sagt Helfrich. Und: „Die Geschäftsidee muss mir auf den Leib geschrieben sein.“
Den Start in die Selbstständigkeit umschreibt er mit einem Bild aus der Landwirtschaft: Im ersten Jahr gelte es, mit einem guten Konzept den Boden vorzubereiten, im zweiten werde gesät und erst im dritten geerntet. „Wenn Existenzgründer scheitern“, sagt er, „dann meist in den ersten beiden Jahren.“ Um das zu vermeiden, bietet die IHK Existenzgründern Unterstützung an, vom Infonachmittag bis zum Gespräch mit einem Gründungsberater. Er habe auch schon von der Existenzgründung abgeraten, erzählt Helfrich. „Man bekommt ein Gespür dafür, ob etwas klappen kann oder nicht.“ Einige kämen auch mit abgeschriebenen oder heruntergeladenen Konzepten aus dem Internet, die nicht immer sonderlich gut seien. Nicht gerade ein Zeichen für eine gründliche Vorbereitung. Dabei ist die doch für Existenzgründer so wichtig.
ONLINE-TIPP
Mehr Infos und einen Unternehmertyp-Test auf der Homepage der IHK unter www.wuerzburg.ihk.de
Erste Hilfe für Existenzgründer
Der Weg in die Selbstständigkeit kann eine echte Alternative zur Arbeitnehmertätigkeit sein, schreibt die Industrie- und Handelskammer (IHK) auf ihren Internetseiten und bietet Existenzgründern einige Hilfen an, darunter Infonachmittage, Existenzgründungsseminare, Gründertage, Merkblätter, Broschüren, Firmenlisten und Gespräche mit einem Gründungsberater wie Erich Helfrich (Foto: IHK). Daneben erstellt die IHK für Existenzgründer kostenlos Gutachten gegenüber staatlichen Stellen, beispielsweise zu Anträgen auf Gewährung von öffentlichen Finanzierungshilfen oder Gründungszuschuss.