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MARKTHEIDENFELD: Senioren stützen die Gesellschaft

MARKTHEIDENFELD

Senioren stützen die Gesellschaft

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    Eine Lanze fürs Alter gebrochen: Landtagspräsidentin Barbara Stamm (links) bat die Delegierten der Landes-Seniorenvertretung Bayern (LSVB), sich in politische Diskussionen einzumischen. Mit im Bild: LSVB-Vorsitzender Walter Voglgsang und die Seniorenbeiratsvorsitzende des Main-Spessart-Kreises und der Stadt Marktheidenfeld, Gertrud Fried (sitzend von links).Foto: Andreas Brachs
    Eine Lanze fürs Alter gebrochen: Landtagspräsidentin Barbara Stamm (links) bat die Delegierten der Landes-Seniorenvertretung Bayern (LSVB), sich in politische Diskussionen einzumischen. Mit im Bild: LSVB-Vorsitzender Walter Voglgsang und die Seniorenbeiratsvorsitzende des Main-Spessart-Kreises und der Stadt Marktheidenfeld, Gertrud Fried (sitzend von links).Foto: Andreas Brachs

    Eineinhalb Tage lang ist die Landes-Seniorenvertretung Bayern (LSVB) in Marktheidenfeld zu Gast. Nach 2006 (Karlstadt) tagt sie zum zweiten Mal im Main-Spessart-Kreis. Die 86 Delegierten diskutieren unter dem Motto „Das eigene Alter bewegt gestalten“ über sozialpolitische Themen wie die mögliche Installation einer Pflegekammer, die Ausbildung von Pflegekräften und über Probleme von Depression und Demenz im Alter.

    Zum Programm gehören Besichtigungen des Seniorengartens im Kreisseniorenheim, des Senioren-Internets im Franck-Haus und ein Abend der Stadt unter dem Motto „Fränkisch fit und flott feiern“ im Pfarrheim.

    Den Stellenwert der Lobbyarbeit der Seniorenvertreter unterstrich Landtagspräsidentin Barbara Stamm mit ihrer Teilnahme. Das Engagement für die Senioren erfordere Mut und Verantwortungsbewusstsein, sagte Stamm. Das Alter sei nicht nur von Leistungsverlust geprägt, sondern auch von Weisheit und pragmatischer Intelligenz. „Die Senioren sind die Stützen der Gesellschaft“, betonte die Landtagspräsidentin.

    Noch nie seien so viele Menschen so gesund so alt geworden wie heutzutage. Vielleicht seien sie deshalb zufriedener als jüngere. Stamm leitete davon ab: „Eine alternde Gesellschaft könnte eine glücklichere sein.“ Schon heute seien die 2,5 Millionen Über-65-Jährigen in Bayern ein Kapital, das es stärker zu nutzen gelte. Nicht die zunehmenden Alten seien das Problem der Gesellschaft, sondern die seit den 1970er Jahren fehlenden Jungen. Im Dialog zwischen den Generationen setzt Stamm auf den Respekt vor der Lebensleitung der Alten und die Anerkennung der Herausforderungen, die auf die Jungen zukommen.

    „Auf den Erfahrungsschatz der Menschen, die eine Lebensleistung erbracht haben, dürfen wir nicht verzichten“, sagte sie mit Blick auf die höhere Lebenserwartung. Sie forderte ihre Politikerkollegen auf: „Wer die Lebensarbeitszeit verlängert, muss auch Perspektiven geben.“ Den Seniorenvertretern riet sie: „Bleiben Sie unbequem. Mischen Sie sich ein – das brauchen wir.“

    Auf den Slogan der gastgebenden Stadt ging Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder ein: „Marktheidenfeld – da geht's dir gut. Es geht uns dann gut, wenn Alte und Junge sich gut fühlen, miteinander und füreinander leben.“ Den Seniorenbeirat der Stadt empfinde sie zwar manchmal als anstrengend, aber die Zusammenarbeit mache Spaß, weil es sich um begründete und wohlüberlegte Anliegen der Älteren handele.

    Landrat Thomas Schiebel legte den Delegierten dar, dass Main-Spessart mit Blick auf die Demografie „keine Zukunftsregion“ sei. „Wir verlieren jährlich ein paar Hundert Einwohner.“ Dem begegne der Main-Spessart-Kreis mit konkreten Schritten, darunter die Verabschiedung eines politischen Gesamtkonzepts im Kreistag, Angebote der besseren Mobilität und neuer Lebensformen im Alter sowie die Unterstützung für pflegende Angehörige.

    Landtagsabgeordneter Hans-Jürgen Fahn (Freie Wähler) freute sich über das Engagement der Seniorenvertreter, sagte aber angesichts von 97 Mitgliedschaften in der LSVB, dass der Verband noch Steigerungsbedarf habe.

    MdL Peter Paul Gantzer (SPD), der auch für seinen anwesenden Fraktionskollegen Harald Schneider sprach, erinnerte an seinen Antrag im Landtag, die Altersgrenze für Kommunalpolitiker abzuschaffen. „Der Wähler soll entscheiden.“ Ähnlich unsinnig findet Gantzer Altersgrenzen im Arbeitsleben. Schon wegen des Fachkräftemangels „brauchen wir die Älteren“.

    MdL Berthold Rüth (CSU) sagte in der Versammlung: „Wir brauchen eine starke Stimme, die die Interessen der Senioren artikuliert.“ Welchen Einfluss das auf die Politik habe, könne man zum Beispiel an der Steigerung des Sozialhaushalts von 6,3 Prozent sehen, der unter anderem Hilfen für ältere Behinderte beinhalte.

    MdL Simone Tolle (Grüne) hält den Landkreis für eine „Hochburg der Seniorenvertretung in Bayern“. Sie bedauerte, dass hierzulande die Erfahrungen der älteren Generation weniger geschätzt würden als in anderen Kulturen. Dabei, so verglich sie das Leben mit einem Fußballspiel, „ist doch die zweite Hälfte die entscheidende“.

    ONLINE-TIPP

    Mehr Bilder von der LSVB-Tagung finden Sie im Internet unter: www.mainpost.de/regional/main-spessart

    Wortwörtlich

    •„Alt werden ist nichts für Feiglinge.“ Landtagspräsidentin Barbara Stamm zitiert den 84-jährigen Joachim „Blacky“ Fuchsberger.

    •„Wir wollen alle älter, aber nicht alt werden.“ Barbara Stamm über den Umgang mit dem eigenen Alter.

    •„Senioren sind manchmal anstrengend.“ Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder über die Hartnäckigkeit des Marktheidenfelder Seniorenbeirats.

    •„Danke, dass Sie die Interessen der Senioren vertreten, denn wenn ich alt bin, sind es auch meine Interessen.“ Landrat Thomas Schiebel zur Arbeit der LSVB.

    •„Ich überbringe die Grüße des nächsten Ministerpräsidenten, Christian Ude.“ SPD-Landtagsabgeordneter Peter Paul Gantzer (München) zur Zukunft älterer Politiker.

    •„Wie kann es sein, dass Iris Berben immer so faltenfrei rüberkommt?“ Landtagsabgeordnete Simone Tolle (Grüne, Arnstein) über das Altern.

    •„Es ist besser, zum alten Eisen zu gehören als zum neuen Blech.“ Barbara Stamm über den Generationenkonflikt.

    •„Alte Menschen sind keine Altlast, sondern eine Antiquität.“ Kompliment von Simone Tolle an die ältere Generation.

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