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LÜLSFELD: Sophie Scheders Lülsfelder Wurzeln

LÜLSFELD

Sophie Scheders Lülsfelder Wurzeln

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    Sophie Scheder auf dem olympischen Gipfel: Die deutsche Kunstturnerin präsentiert vor der berühmten Christusstatue auf dem Berg Corcovado im Süden von Rio ihre Bronzemedaille, die sie bei Olympia 2016 am Stufenbarren gewonnen hat.
    Sophie Scheder auf dem olympischen Gipfel: Die deutsche Kunstturnerin präsentiert vor der berühmten Christusstatue auf dem Berg Corcovado im Süden von Rio ihre Bronzemedaille, die sie bei Olympia 2016 am Stufenbarren gewonnen hat. Foto: Foto: Scheder

    Von der Bronzemedaille, die Deutschlands Kunstturnerin Sophie Scheder am Stufenbarren bei den Olympischen Spielen in Rio gewonnen hat, darf sich Lülsfeld, die kleinste Gemeinde im Landkreis Schweinfurt, getrost ein Eckchen abbrechen. Denn von hier kommt Sophies Vater Harald. Und hier haben natürlich die Verwandten wie überhaupt alle im Dorf, die Sophie Scheder kennen, mitgefiebert und sich mit ihr über den bisher größten Erfolg ihrer sportlichen Karriere gefreut.

    Im Sportheim des SV Germania in Lülsfeld hat Sophie Scheder schon als Zwölfjährige gezeigt, welches Talent in ihr steckt. Anlässlich des 80. Geburtstags ihres Opas Ernst Scheder im Jahr 2009 turnte sie zu seinen Ehren bei der Geburtstagsfeier eine kleine Kür.

    Den Medaillengewinn seiner Enkelin bei Olympia durfte Ernst Scheder nicht mehr miterleben. Man kann sich aber vorstellen, wie stolz der vor zwei Jahren verstorbene Altbürgermeister von Lülsfeld auf Sophies Riesenerfolg gewesen wäre. Mindestens so stolz wie jetzt die ganze Verwandtschaft in Unterfranken.

    Sophies Vater Harald ist der jüngste Sohn von Ernst und Berta Scheder. Beim Musikspielen im Norden Deutschlands hatte er seine Frau Andrea kennengelernt. So hat es ihn vor 26 Jahren nach Wolfsburg verschlagen, wo er Geschäftsführer einer weltweit agierenden Beraterfirma für Fabrik- und Fertigungsplanung ist, die unter anderem für VW arbeitet. In Wolfsburg wurde Sophie Scheder am 7. Januar 1997 geboren. Ihre Schwester Fabienne ist drei Jahre älter.

    Harald Scheders Bruder Bernhard wohnt nach wie vor daheim in Lülsfeld und dirigiert dort in der Freizeit unter anderem die Blaskapelle. Gerda, die ältere Schwester der beiden Brüder, ist in Würzburg verheiratet.

    Zum Zeitpunkt ihrer kleinen Turnübung bei Opas 80. Geburtstag im Jahr 2009 nahm Sophie Scheder den achten Platz der deutschen Turnrangliste in ihrer Altersklasse ein. Nun turnte sie als 19-Jährige bei den Olympischen Spielen an ihrem Spezialgerät im Beisein ihrer Eltern die Übung ihres Lebens.

    Harald Scheder: „Irre, aber schön“

    Harald Scheder ist natürlich überglücklich, als wir ihn am Handy in Rio erreichen. Noch immer unter dem Eindruck des Finales am Stufenbarren stehend, erklärt der 54-Jährige: „Es ist irre, aber schön.“

    Harald und Andrea Scheder begleiten ihre Tochter seit Jahren bei fast allen wichtigen Sportereignissen, indem sie ihren Urlaub damit verbinden. Innerhalb Europas sind sie mit dem Wohnmobil unterwegs, ansonsten mit dem Flugzeug. Der stolze Vater: „Wir drängen uns nicht auf. Aber uns macht es Spaß und Sophie gibt unsere Anwesenheit und Unterstützung zusätzliche Kraft“.

    Den Flug nach Rio haben die Eheleute diesmal mit ihrer Silberhochzeitsreise verknüpft. Harald Scheder: „Wir dachten uns, das passt ganz gut, Rio ist ein schönes Ziel.“ Die Bronzemedaille ihrer Tochter dürfte sicher das schönste Geschenk zur im Juni gefeierten Silberhochzeit darstellen.

    Ein Geschenk ihrer Eltern wiederum trägt Sophie Scheder immer noch um den Hals und hat sie offenbar stark auf dem Weg zu Olympia beflügelt. Die Rede ist von dem Kettchen mit den olympischen Ringen. Harald und Andrea Scheder hatten es Sophie zu der Jugendolympiade 2011 im türkischen Trabzon geschenkt. „Es war wie eine Initialzündung. Seitdem wollte sie unbedingt Olympia selbst erleben", so ihr Vater.

    Nachdem klar war, dass sie es nach Rio geschafft hat, deckten sich die mitgereisten Eltern im Vorfeld rechtzeitig mit Karten für alle sie interessierenden Wettkämpfe ein und hier natürlich für die in Sachen Turnsport. So durften sie schließlich auch am Dienstag live mit dabei sein, als Fabian Hambüchen im Reckfinale der Herren seine lange Karriere mit der Goldmedaille krönte.

    Zuvor waren die Eltern natürlich bei allen Wettkämpfen ihrer Tochter in der Halle hautnah dabei. So auch beim Stufenbarren-Finale. „Es war überwältigend“, betont Harald Scheder. Rein rechnerisch von der Papierform ausgehend, wären die Eltern schon mit dem fünften Platz als Optimum für ihre Tochter überglücklich gewesen. Doch dann war es nach den Patzern der Favoritinnen aus den USA und Russland sowie langem, bangen Warten auf einmal Bronze.

    Feier in der „Casa Alemao“

    Sofort haben die Eltern von der Tribüne aus den Blickkontakt zu Sophie gesucht und gefunden. Bei der Siegerehrung war es ihnen bereits gelungen, einen Platz ganz nahe am Geschehen auf der untersten Reihe einzunehmen. Danach warteten auf Sophie erst einmal die Interviews und anderen Pflichten einer Medaillengewinnerin. Eine Stunde vor Mitternacht aber konnten sich Tochter und Eltern endlich in der „Casa Alemao“, dem Deutschen Haus in Rio, in die Arme fallen.

    Derweil fing man auch in den Familien seines Bruders und seiner Schwester in Lülsfeld und Würzburg langsam an, zu realisieren, was soeben geschehen war. Bernhard Scheder: „Das war eine Supersache. Aufgrund der guten Vornoten, hatten wir es insgeheim gehofft. Aber dass sie es geschafft hat, ist unglaublich.“

    Wenn Harald und Andrea Scheder bereits wieder zuhause in Wolfsburg sind, fliegt Sophie mit dem deutschen Medaillenflieger am Montag, 22. August, zurück nach Frankfurt am Main. Dort sind der Empfang am Römer und die Eintragung ins Goldene Buch der Stadt angesagt, bevor es dann weiter geht. In Wolfsburg wartet währenddessen schon Hund Kira auf Sophie, der Glücksbringer der Familie. Für Kira wird es sicher schon von den Eltern ein extra Leckerchen geben.

    Und vielleicht findet Sophie irgendwann nach dem ganzen Trubel, der sie bereits ereilt hat und noch erwartet, auch die Zeit, ihre Medaille der Verwandtschaft in Lülsfeld und Würzburg zu präsentieren.

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