Hanns Peter Zwißlers Schublade ist nun leer. Mit den 21 Erzählungen des Bandes „Blitzeis“ (Königshausen & Neumann, Würzburg, 16,80 Euro) ist jetzt alles auf dem Markt, was der Schweinfurter Schriftsteller veröffentlich sehen will. „Es ist schön, wenn man gewollt wird“, sagt Zwißler in Richtung Verlag. Er arbeitet schon an seinem nächsten Roman. Einem Roman über das Romanschreiben.
„Blitzeis“ beginnt mit der Erzählung „Zwei Großväter“. Und mit Zwißlers Geburt am 1. Juni 1946 in der Wohnküche des Elternhauses, auf einem amerikanischen Feldbett – „der einzigen und späten Kriegsbeute meiner mehrfach ausgebombten Eltern“.
Dieser spielerische, ironisch distanzierte Tonfall zieht sich durch alle Geschichten. Sie sind über 25 Jahre entstanden, Zwißler hat einige überarbeitet, damit eben dieser Tonfall durchgängig durchgehalten ist.
Vom nachdenklichen Versuch der Selbstverortung in „Zwei Großväter“ über die satirische Beamtenposse „Nettelbeck über Kaltenbach“ (die ganz nebenbei beweist, dass man auch in indirekter Rede spannend erzählen kann) bis hin zu „Lisa Du schwarze Zypresse“, einem langen inneren Monolog, durchsetzt mit listig ausgewählten Zitaten aus der Weltliteratur (den Autoren von Gryphius bis Joyce dankt Zwißler im Vorwort). Hier kommt, wiederum spielerisch, der ehemalige Lehrer durch, der nicht an eine selbstgenügsame, geschichtslose Literatur glauben will. Mathias Wiedemann
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