Wenn in der Gemeinde Üchtelhausen über das Thema Friedenschule diskutiert wird, kochen seit Jahren schnell die Gemüter hoch. In seiner Sitzung gelang es dem Gemeinderat, im Beisein einiger Schülereltern und der Schulamtsdirektorin Stefanie Schiffer, den Antrag von Gemeinderat Johannes de Boer zum Thema "Schulsprengel" weitgehend ohne überbordende Emotionen zu behandeln.
Wer sein Kind auf eine Mittelschule schickt, dem nimmt der sogenannte Schulsprengel die Auswahl der Schule im Grunde erstmal ab. Mittelschüler aus der Gemeinde Üchtelhausen sind dem Sprengel nach dem Mittelschulverbund Schweinfurt zugewiesen und müssen standardmäßig die Friedenschule besuchen. Das passt längst nicht allen betroffenen Eltern. Schon vor 14 Jahren titelte diese Redaktion "Sauer auf Eltern aus Üchtelhausen". Damals wurde die Friedenschule in Versammlungen in der Gemeinde unter anderem als "Hort der Kriminalität" bezeichnet.
"Fast schon panische Angst"
Die Vorurteile gegen die Schweinfurter Schule sind offensichtlich in Teilen der Elternschaft der Gemeinde Üchtelhausen immer noch allgegenwärtig, ließ auch Bürgermeister Johannes Grebner während des Tagesordnungspunkt mehrmals kritisch durchblitzen. "Viele in der Elternschaft haben fast schon panische Angst vor dieser Schule", berichtete Grebner, der betonte, die Sorgen ernst zu nehmen. Er sagte aber auch: "Ich weiß nicht, warum der Ruf, der sich irgendwann aufgebaut hat, so lange hält."
Antragssteller de Boer forderte, dass die Gemeinde sich für eine Änderung des Schulsprengels einsetzt: Die nördlichen Gemeindeteile sollten künftig dem Mittelschulverband Ebern/Hofheim/Maroldsweisach/Stadtlauringen zugeordnet werden. Zuvor wandten sich bereits Eltern direkt an den Bürgermeister mit der Forderung nach einer Schulsprengeländerung. Die an ihn herangetragenen Gründe ("soziales Umfeld", "freie Schulwahl", "das Landleben bevorzugen", "das Oberland wahrnehmen") würden aber vermutlich nicht ausreichen für eine Sprengeländerung, die bei der Regierung von Unterfranken beantragt werden müsste, erklärte Grebner. "Es bedarf pädagogischer Gründe", fügte er an.
Respekt vor der Schulleitung
De Boer meinte, dass ein Großteil der Eltern aus der Gemeinde den Schulsprengel ändern möchten und der Antrag nicht gegen die Friedenschule gerichtet sei. Er habe großen Respekt vor der Schulleitung und den Lehrkräften dort. "Ich denke, so eine Schule ist nicht einfach." Der Madenhäuser Gemeinderat findet, dass man bei einer Sprengeländerung auch die Friedrich-Rückert-Schule Stadtlauringen (dorthin würden die Schüler dann standardmäßig gehen) in ihrem Erhalt stärken würde. Derzeit besuchen dort nur 61 Schüler in vier Klassen den Unterricht. Eine siebte Klasse kam in diesem Schuljahr wegen zu weniger Schüler gar nicht erst zustande.
Einen kompakten und fachlichen Überblick über die Friedenschule und die Mittelschule in Stadtlauringen, trug Schulamtsdirektorin Schiffer dem Gremium vor. Sie warnte auch davor, dass eine "kleinere Schule keine sichere Bank ist". Aufgrund des akuten Lehrermangels könnte es sukzessive zu Schließungen kleinerer Schulen kommen, etwa auch der in Stadtlauringen. Dann müssten die Schüler stattdessen in Ebern oder Hofheim unterkommen. Eine spätere Rücksprengelung (wieder zum Schulverband Schweinfurt) wäre aus verschiedenen Gründen praktisch nicht möglich, erklärte Schiffer. Als Alternative präsentierte die Schulamtsdirektorin, dass die Gemeinde Gastschulanträge künftig "weniger restriktiv" behandeln könnte, was quasi einer freien Schulwahl gleichkommen würde – ganz ohne Sprengeländerung. Einzig die Frage des Transports zur Schule außerhalb des zugeteilten Schulverbands wäre dabei dann zu klären.
"Es geht nur um Gerüchte"
In der abschließenden Diskussion kamen auch Eltern aus den Besucherreihen zu Wort. "Muss denn erst irgendetwas passieren, um den Schulsprengel zu ändern?", fragte eine Mutter. Gemeinderätin Lisa-Marie Schmitt sagte: "Die Fakten sprechen für die Friedenschule." Sie denkt aber auch: "Sensible Zehnjährige sind in der Friedenschule nicht gut aufgehoben." Gemeinderat Peter Heß tat sich dagegen schwer, dem Antrag etwas abzugewinnen. "Die Faktenlage ist dünn, oder eigentlich gar nicht vorhanden", kritisierte er. "Es geht nur um Gerüchte, was an der Friedenschule angeblich nicht in Ordnung wäre."
Der Gemeinderat beschloss letztlich keine Änderung der Schulsprengel der Mittelschule zu beantragen und gleichzeitig zukünftigen Gastanträgen "positiv gegenüberzustehen".