"Stellt euch alle hintereinander auf, dann gebt ihr mir einer nach dem anderen was ihr mitgebracht habt". Silas, der gemeinsam mit Pascal an diesem Nachmittag im Pfarrgarten von Maria Hilf den Grillmeister gibt, packt Bratwürste, kleine Steaks, Hähnchenfilets, Tofu-Schnitzel oder einen Hirtenkäse auf den Grill. "Jetzt muss ich mir nur noch merken, wer was mitgebracht hat", fügt er lächelnd hinzu, aber das wird schon klappen. So wie eigentlich das meiste klappt bei den Ministrantinnen und Ministranten von Maria Hilf, denn sie sind nicht nur Kollegen beim Altardienst, sondern eine echte Gemeinschaft und mitunter richtige Freunde.

"Ministrant sein, das macht einfach Spaß, auch weil wir viel Zeit miteinander verbringen". Silas, der seit seiner Zeit als Kommunionkind zur rund 40-köpfigen Schar der Ministranten von Maria Hilf gehört, kann sich sogar vorstellen, später einmal katholischer Priester zu werden. Heute steht er aber noch nicht am Altar sondern hinter dem Grill, denn heute ist das jährliche Grillfest der Ministranten. Eine Art "Dankeschön-Fest" im Pfarrgarten mit Gegrilltem, Salaten, Spielen, netten Gesprächen und der Möglichkeit sich auf der neuen "Multiplay-Hüpfburg" des Stadtjugendringes auszutoben.
Wo Gemeinschaft ist, da gelingt es zu begeistern

Gemeinschaft leben, Zeit miteinander verbringen, dass sind die Zutaten dafür, dass die Ministranten von Maria Hilf im Gegensatz zu vielen anderen Pfarreien, keine Nachwuchssorgen haben. "Wir machen viel Miteinander, Ausflüge, Gruppenabende, sprechen die Kommunionkinder an, ob sie nicht Lust hätten bei uns mitzumachen". Es braucht Leute wie Christian Starodub, der dies sagt und der mit seinen 27 Lenzen nicht nur Senior der Truppe, sondern auch Oberministrant ist, um all dies in die Tat umzusetzen. Dass die Älteren die Jüngeren mitnehmen, für eine Sache begeistern, den Nachwuchs mit ins Boot holen, das funktioniere nur, wenn die Jüngeren sehen, dass hier Gemeinschaft gelebt wird und was los ist.
Starodub muss es wissen, war er doch selbst 2001 ein Kommunionkind. Nach der Erstkommunion wurde er angesprochen, seither ist er Ministrant. Dass er andere motivieren kann beweist der junge Mann, der eine Ausbildung zum Elektroniker absolviert, auch beim Stadtjugendring, denn dort ist er derzeit Vorsitzender. Als Teil des BDKJ (Bund der katholischen Jugend) gehören die Ministranten von Maria Hilf zum Stadtjugendring. Neben dem BDKJ sind dem Stadtjugendring Schweinfurt aktuell 39 weitere Gruppen und Vereine angeschlossen.
Wie gut die Ministranten-Nachwuchsarbeit auch in Zeiten immer leerer werdender Kirchen gelingen kann, zeigte sich am Samstag, als gleich sechs "Neue" in den Ministrantendienst eingeführt wurden. Bei fünf Übungsstunden in zivil und der Ministrantenleitung an den Samstagen vor der Einführung wurden die Neuen Minis für ihren Dienst fit gemacht. Während des Gottesdienstes mit Diakon Joachim Werb und Pfarrvikar Andreas Kneitz wurden sie bei einem kleinen Quiz nochmal auf die Probe gestellt und hatten ein paar Fragen zum Ministrieren zu beantworten.
Die Ministranten und ihre demokratische Selbstverwaltung
"Gemeinsam Spaß haben, gemeinsam seinen Glauben leben". Annika und Leonie, zwei jungen Frauen von 18 Jahren, ist förmlich anzusehen, dass dieses Motto auch für sie alles andere als eine Worthülse ist, sondern das sie mit "Ministrant(in) sein" schon eher ein Lebens- und Glaubensgefühl verbinden. Sie sind Teil des rund zehnköpfigen Mini-Leitungsteams. Dort werden nicht nur Dienstpläne geschrieben, Ausbildung und Freizeitaktivitäten besprochen, sondern auch ganz demokratisch die Oberministranten gewählt.

"Der Christian macht das richtig gut", verkünden die beiden jungen Frauen, weshalb er auch wieder zum Oberministranten gewählt wurde. Die Maria-Hilf-Ministranten organisieren sich sozusagen selbst, der Pfarrer kann sich immer darauf verlassen, das genug Minis zur Stelle sind, wenn Gottesdienst, Taufe oder Hochzeit ist. Die Mädchen sind dabei inzwischen in der Überzahl, was man auch bei der Grillfest-Beteiligung sieht. Die Zeiten in den denen nur Jungs den Altardienst verrichten durften sind längst vorbei.
Warum die jungen Leute so gerne mitmachen bei den Minis von Maria Hilf, erklärt sich sicher auch dadurch, dass die Gemeinschaft im Pfarrhaus schon beinahe so etwas ähnliches wie ein eigenes kleines Jugendzentrum hat. Kicker, Billard, Gruppenräume tragen – neben dem Glauben – auch dazu bei, dass dort Ministrant sein eine coole Sache ist. Auch die Runde der Oberministranten der neun Schweinfurter Gemeinden trifft sich gerne dort zum Erfahrungsaustausch und um gemeinsame Aktionen wie Ausflüge, aber auch eventuelle Probleme zu besprechen.
Präventionsschulungen für den richtigen Umgang mit Kindern
Der Glaube spielt für alle, die sich für den Altardienst entschieden haben eine wichtige Rolle. Und weil Kirche leider auch durch unschöne Schlagzeilen in Verruf gekommen ist, wie sie zum Beispiel nach sexuellen Übergriffen gegenüber Kindern und Jugendlichen entstanden, sind sich alle der Verantwortung bewusst, die Jugendarbeit mit sich bringt. Alle im Leitungsteam haben Präventionsschulungen absolviert, wissen was geht und was nicht, was der Unterschied zwischen einer kleinen Hilfestellung und Anfassen ist.
Anfassen ist an anderer Stelle aber gerade wichtig, denn inzwischen ist das Grillgut auf der Ziellinie. So mancher kleine Nachwuchs-Mini, der sich die Wartezeit auf der Hüpfburg oder mit "Wasserbomben" verkürzt hat, hat ganz einfach vergessen, was er zum Grillen mitgebracht hat, aber Silas und Pascal haben ja den Überblick. Glaube, Grillen und Gemeinschaft fängt nicht nur alles mit G an, hier gehört dies ganz einfach für einen Nachmittag zusammen in diesem Garten gleich neben dem Gotteshaus.
Der Diskussionszeitraum für diesen Artikel ist leider schon abgelaufen. Sie können daher keine neuen Beiträge zu diesem Artikel verfassen!