(T)raumschiff Surprise war gestern – heute tourt der Münchner Comedian Rick Kavanian mit seinem Soloprogramm „Ipanema“ durch Deutschland. Jens Maul allerdings, der sächselnde Blödelwicht mit der vorgeschobenen Oberlippe, ist wieder mit von der Partie.
Gemeinsam mit Rick, Giagl und gefühlten 100 anderen illustren Gestalten möchte der mit der KLM vom „Flugplatz Grafenrheinfeld“ nach Rio reisen. Doch Klinsmann, der Flugkapitän dieser „lustigen Maschine“ hat seine liebe Not, den A 380 startklar zu bekommen. So wird die Abflughalle notgedrungen zu einem Mikrokosmos der Skurrilitäten, in dem Kavanian ganz ungehemmt sein freches Komödienspiel treiben kann.
Der Münchner, den Autonome – so erzählt er herrlich empört – in Hamburg gerne als „Arsch mit der Brille“ betitelten, kommt mit minimalistischem Aufwand aus. Rasant wechselt er zwischen etwa 20 verschiedenen Charakteren hin und her. Die einzige Requisite, ein Stehtisch, dient nur als Abstellplatz für sein „aufgewühltes Wasser“. Seine vielen Figuren erweckt Kavanian durch diverse, wirklich respektabel beherrschte Dialekte und Akzente zum Leben und kombiniert diese rhetorischen Finessen mit komischster Mimik und Gestik. Seine Protagonisten können dabei ebenso charmant wie ätzend sein.
Der schnuckelige Dimitri zum Beispiel verinnerlicht die griechischen Tugenden von Pünktlichkeit und Sparsamkeit, doch dafür hapert es bei der deutschen Sprache ein wenig. Seine witzigen Wortverdreher wie „Wurfmaul“, „Taubenturtler“ oder „Wurst Extra“ werden schnell zum Running Gag. Lachsalven sind garantiert, auch ohne den Genuss von „Ouzo-Schorle“. Dem überheblichen Fatzke Paul aus Britannien dagegen möchte man schnell die Kavanianische Lieblingsalltagsfloskel „Thank you, fxxk you and go home“ entgegenschmettern.
Neben so wichtigen englischen Redewendungen erfahren die vielen Besucher, die der Einladung der Disharmonie in die Grafenrheinfelder Kulturhalle gefolgt sind, ganz nebenbei auch noch, wie leicht es ist, die Welt mit Botox in die Luft zu sprengen, dass den Klitschkos Meisenknödel besser schmecken als Kindermilchschnitte, „Iberia“ in Spanien ein rhetorisches Allheilmittel ist und die Grafenrheinfelder Hot Dogbrötchen gern mit dem Lockenstab aufbacken.
Kavanians zweites Soloprogramm macht einfach Spaß. Zu den kleinen, alltäglichen Katastrophen gesellt der Komiker gerne die großen der politischen Welt. Mal frotzelt er über das gebeutelte Baden-Württemberg, dann wieder über den Alkoholkonsum des „kleinen Nici“ Sarkozy und die Datingpraktiken von „Papst“ Silvio Berlusconi. Abschließend hat er sogar noch die Wahlempfehlung für 2013 parat: der neue Ministerpräsident sollte ein chinesischer Taxifahrer sein, der perfekt bayrisch fluchen kann. Ein Vorschlag der begeisterten Applaus findet – wie überhaupt dieser ganze Comedyspaß. „Thank you“ – and come back.