Dass das Schicksal die Menschen gelegentlich auf sonderbare Wege führt, weiß Anneliese Wilhelm aus eigener Erfahrung. Wie ein junges Fräulein durch die Vertreibung aus ihrer schlesischen Heimat Bad Kudova ihr Glück finden sollte, konnte sie damals aber nicht erahnen. "Gestrandet" und noch dazu von den anderen Familienmitgliedern getrennt, landete sie zunächst in einem Auffanglager auf der Nordseeinsel Norderney. Eine Nachricht ihres Vaters aus Würzburg sollte die junge Frau schließlich ihrem Lebensglück näher bringen.
Nach der Entlassung ihres Vaters aus der Kriegsgefangenschaft vereinte sich die Familie in Waldbrunn – in unmittelbarer Nachbarschaft des Elternhauses von Hermann Wilhelm. Von da an nahm das Glück unaufhaltsam seinen Lauf. Nun konnte das Ehepaar nach 65 gemeinsamen Lebensjahren Eiserne Hochzeit feiern. Neben Glückwünschen des Landkreises überbrachte stellvertretender Landrat Waldemar Brohm "zu diesem außergewöhnlichen Fest" auch ein Präsent des Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder. Zu den Gratulanten zählten aber auch Bürgermeister Hans Fiederling (UBG) und Pfarrer Jerzy-Andrzey Jelonek. Daneben freuten sich mit den Jubilaren drei Kinder, fünf Enkel und drei Urenkel. Die Geburt des vierten Urenkels steht der Familie noch bevor.
Der stramme Nachbarsbursch war Anneliese nach ihrer Ankunft in Waldbrunn aufgefallen wegen seiner sportlichen Betätigung. Hermann Wilhelm war aktiv in der Schuhplattlgruppe und auf dem Fußballfeld des gerade gegründeten SV Waldbrunn.
Am Maifeiertag sollten die Hochzeitglocken läuten. Doch so eigenwillig wie das Schicksal die Begegnung von Anneliese und Hermann Wilhelm initiiert hatte, sollte auch die Hochzeit stattfinden. Obwohl in Waldbrunn beheimatet, fand die Trauung in der Würzburger Burkardus-Kirche statt – weil der Ortspfarrer der Trauung an einem Samstag nicht zustimmte, aus Furcht vor einer leeren Pfarrkirche beim Sonntagsgottesdienst tags darauf. Richtig krachen ließen es die Hochzeitsgäste nach der Trauung bei der Feier im Gasthaus "Waldbrunner Hof" dennoch. Und nach der durchzechten Nacht zog die Hochzeitsgesellschaft vollständig am Sonntagmorgen zum Sonntagsgottesdienst in die St.-Norbertus-Kirche ein, unter den staunenden Augen des Pfarrers.
Das das Paar meisterte tapfer Höhen und Tiefen des gemeinsamen Lebens. Anneliese trug zum Lebensunterhalt durch Arbeiten in den Weinbergen mit bei. Hermann, gelernter Schlosser, betätigte sich zunächst als Baggerfahrer beim Autobahnbau. Bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand war er drei Jahrzehnte Betriebsschlosser im Raiffeisen-Kraftfutterwerk in Würzburg. Dankbar sind die beiden 88-jährigen Jubilare, dass sie bei guter geistiger und körperlicher Verfassung im Kreis ihrer Familie ihre Eiserne Hochzeit feiern dürfen. Allerdings muss sich Hermann Wilhelm unmittelbar an die Feier nach einem Sturz einer Operation des dabei gebrochenen Handgelenks unterziehen.
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