
Besonders für Flüchtlinge ist der Einstieg in das Arbeitsleben eine große Herausforderung. Eine neue Sprache, aufenthaltsrechtliche Bestimmungen und fehlende Anerkennung einer Qualifikation erschweren für Ausländer den Zugang in den Arbeitsmarkt.
Deswegen fällt die die bundesweite Beschäftigungsquote von Beschäftigten aus den nichteuropäischen Asylherkunftsländern mit rund 32 Prozent vergleichsweise gering aus. In Würzburg sind die Zahlen jedoch etwas besser. "Auch wenn man uns mit anderen bayerischen Städten vergleicht, liegen wir weit über dem Landestrend", sagte Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt vor Journalisten. So haben im vergangenen Jahr 492 von 1072 Menschen mit Fluchthintergrund eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung gefunden. Das entspricht einer Quote von fast 46 Prozent.
Sprache als größte Barriere
"Das ist ein besonders erfreulicher Sachverhalt", findet Stefan Beil, Leiter der Arbeitsagentur Würzburg. Und der Großteil der Geflüchteten sei auch willens zu arbeiten. "An Engagement fehlt es nicht", erklärt Beil. Doch viele Geflüchtete müssten nicht nur Deutsch lernen, sondern auch die lateinische Schrift. Die nämlich beherrscht nur ein Drittel der Geflohenen, hat eine Befragung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) ergeben. Denn viele Flüchtlinge kommen aus Ländern mit arabischen oder paschtunischen Schriftzeichen. So auch in Würzburg: Rund zwei Drittel sind aus Syrien und Afghanistan geflüchtet. Das andere Drittel verteilt sich auf Länder wie Somalia, Eritrea und Pakistan.
"Je besser die Sprache ist, desto eher können wir Geflüchtete in den Arbeitsmarkt integrieren", sagt auch Rainer Radler, Geschäftsführer des Jobcenters der Stadt Würzburg. Dafür habe das Jobcenter unter anderem ein eigenes Team aufgestellt, dass die Geflüchteten auch bei der Sprache unterstützt. "Es gibt Worte wie Bedarfsgemeinschaft, die finden Sie eben nicht in einem syrischen Wörterbuch", so Radler. Auch er ist mit der Beschäftigungsquote in Würzburg zufrieden. Die Art der Beschäftigung sind überwiegend Helfertätigkeiten – beispielsweise bei Paketdiensten, Reinigungsfirmen, in der Gastronomie oder auch in Altenheimen.
Insgesamt sind in den vergangenen vier Jahren rund 2200 Geflüchtete nach Würzburg gekommen. Rund 1450 von ihnen leben inzwischen in privaten Wohnungen.
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