
Ein Höhepunkt der Advents- und Weihnachtszeit war für uns Kinder neben dem Heiligabend natürlich der Nikolaustag am 6. Dezember. Tatsächlich habe ich ihn nie leibhaftig zu Gesicht bekommen, aber ich hatte eine vage Vorstellung von ihm, die sich in meiner kindlichen Fantasie irgendwo zwischen heiligem Bischof Nikolaus und Coca-Cola-Weihnachtsmann bewegte.
Der Abend lief immer nach dem gleichen Schema ab und wir waren wochenlang vorher schon mächtig aufgeregt. Zusammen mit meinen Eltern saßen meine beste Freundin und ich – später kam noch mein kleiner Bruder dazu, aber als Baby interessierte er sich noch herzlich wenig für das Spektakel – im Esszimmer. Wir sangen Weihnachtslieder zusammen, es wurden Geschichten und Gedichte vorgelesen.
Mit schweren Schritten kam der Nikolaus die Treppe hoch
Irgendwann verschwand meine Mutter dann nach draußen. Kurze Zeit später kam sie ganz aufgeregt zurück und berichtete, dass sie den Nikolaus gesehen hatte! Und dann hörten wir ihn auch schon: Ein Glöckchen ertönte, gut, nicht ganz so lieblich, es war mehr eine Glocke, aber wir wagten vor Aufregung kaum zu atmen. Mit schweren Schritten polterte er die Treppe hoch.
Wir wohnten damals in Haus meiner Großeltern, im ersten Stock. Es klopfte an die Türe, raschelte, noch einmal klingelte die Glocke. Dann polterten die Schritte wieder nach unten. Die Haustüre fiel ins Schloss. Ganz langsam wagten wir es, die Türe zu öffnen – und draußen stand für jedes Kind ein großer Sack voll mit Süßigkeiten, Obst und Nüssen. Erleichtert stellte ich fest, dass ich wohl auch in diesem Jahr wieder brav gewesen sein musste und dass der Nikolaus scheinbar ein ganz patenter Kerl war, auch wenn er sich nie sehen ließ. Ich mutmaßte, dass er etwas schüchtern war.
Eine merkwürdige Entdeckung in der alten Schneiderwerkstatt
Ausgerechnet mitten im Sommer machten wir – meine beste Freundin und ich – dann eine Entdeckung, die mein damals siebenjähriges Leben mächtig auf den Kopf stellte. Einer unserer Lieblingsspielplätze war die Schneiderwerkstatt meines Opas, die sich ebenfalls bei uns im Haus befand. Dort gab es auch ein Stofflager. Obwohl es eigentlich streng verboten war, dort zu spielen, taten wir es natürlich, wenn mein Opa nicht da war, denn im Stofflager gab es einen alten Küchenschrank mit wunderbaren Schätzen: bunte Fäden, Knöpfe mit Glitzersteinen und allerlei Krimskrams, den meine Oma dort deponiert hatte.
Etwas weiter hinten im Schrank fanden wir eines Tages – eine Glocke. Ich läutete sie, wir sahen uns an und wussten sofort: Das ist die Glocke vom Nikolaus! In diesem Moment war mit plötzlich klar, dass es gar keinen Nikolaus gab, sondern dass jemand aus der Familie den Nikolaus gespielt haben musste. Da ich aber nicht wollte, dass meine Freundin traurig war, sagte ich zu ihr: „Oh, die hat er aber gut versteckt!“ Ich habe nie jemandem davon erzählt und hielt übrigens jahrelang meine Oma für den Nikolaus. In Wirklichkeit war es meine Tante, die, wie sie später erzählte, ihren polternden Auftritt immer sehr genossen hat.
Cornelia Wagner ist Pressesprecherin bei der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs GmbH (WVV).
In der Kolumne „Würzburger Adventskalender“ erzählen Menschen aus Würzburg Anekdoten rund um Advent und Weihnachtsfest.
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