Es ist ein eindringlicher Appell zum Jahrestag von Corona: "Wir müssen uns im Bewusstsein halten, dass die Pandemie nicht in Deutschland und nicht in Europa zu besiegen ist, sondern nur wenn alle weltweit zusammenstehen und füreinander und miteinander handeln." Zu diesem Schluss kommen in einer am Dienstag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung Würzburgs Bischof Franz Jung und Professor August Stich, Chefarzt der tropenmedizinischen Abteilung des Klinikums Würzburg Mitte. "Wir müssen jetzt die Chance ergreifen und Lehren aus der Pandemie ziehen", lautet ein weiterer Appell.
Niemand habe sich vor einem Jahr vorstellen können, was letztlich auf der ganzen Welt passieren würde, schreiben Jung und Stich. Beide setzen jetzt, in der zweiten Welle, die Hoffnung auf Impfmöglichkeiten, Medikamente und gegenseitige Achtsamkeit. Sie stellen kritisch fest: "Unserem Gesundheitssystem fehlt die nötige Dynamik, um aus der Pandemie zu lernen." Zudem drohe die Gesellschaft sich in unversöhnlicher Weise zu spalten. Der Bischof und der Infektiologe hätten erlebt, wie die Bereitschaft für Dialog und gegenseitigem Verständnis abnimmt.

Klimawandel, Verlust der Artenvielfalt, Armutsspirale sind weitere Stichworte in dem Zwischenruf. Sie seien die direkte Konsequenz dessen, "was wir Globalisierung, Weltwirtschaftsordnung und Ressourcennutzung nennen". Die Folgen würden erst für zukünftige Generationen in aller Dramatik spürbar sein. "Unser aktuelles Verhalten gefährdet die Existenz vieler Menschen und Mitlebewesen nicht nur irgendwo auf der Erde, sondern auch direkt bei uns."
Deshalb fordern der Bischof und der Mediziner dazu auf, solidarisch das Wohl aller in den Blick zu nehmen und "unsere Verantwortung als Christinnen und Christen" wahrzunehmen. "Haben wir den Mut zur Veränderung in unserem eigenen Land und weltweit." Etwa durch Bewahren der natürlichen Ressourcen, nachhaltigem Wirtschaften, Verzicht in vielen Dingen, Achtung vor der Schöpfung – und Einsetzen für eine gerechte Verteilung der Impfdosen und Medikamente.
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