"Der bayerischen Staatsregierung fehlt seit Jahren die Strategie beim Energie- und Netzausbau", sagte der BUND-Naturschutz-Landesbeauftragte Martin Geilhufe bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Würzburg. Landes- und Regionsvertreter des Vereins äußerten Kritik an der bayerischen Staatsregierung, der Bundesregierung und der Bundesnetzagentur.
Bereits seit zehn Jahren versuche der BUND Naturschutz (BN), sich am Erstellen des Netzentwicklungsplans zu beteiligen. Doch die Bundesnetzagentur haben dem BN nie die Notwendigkeit all der Trassen vermittelt.
Trotz Gesprächen mit Politikerinnen und Politikern, die an der Planung der Projekte beteiligt sind, sei der Verein von der Menge der Trassen überrascht worden, sagte BN-Regionalreferent für Unterfranken, Steffen Jodl. Er fühle sich vor allem in Unterfranken von der Vielzahl an geplanten Projekten überrollt.

Jodl und andere Vertreter des BN seien nicht konkret gegen einzelne Projekte, sie halten jedoch die aktuellen Dimensionen des geplanten Ausbaus für extrem fraglich. Sie bezweifelten die Notwendigkeit mehrerer großer Leitungen wie SuedLink oder SuedWestLink.
Derzeit mangele es an Informationen zum Bedarf der Stromtrassen: "Wenn die Staats- und Bundesregierung und die Bundesnetzagentur ausreichende Argumente und Bedarfsermittlungen liefern, sind wir für mehr Netzausbau", sagte BN-Landesbeauftragter Martin Geilhufe. Oft vergessen werde bei der Diskussion um die Leitungen, wie teuer der Ausbau für Endverbraucher werde.
BUND Naturschutz befürchtet durch Stromtrassen schwindende Akzeptanz beim Klimaschutz
Edo Günther, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Schweinfurt, erwartet durch den Trassenausbau einen schleichenden Prozess mit bis zu 24 Cent mehr pro Kilowattstunde bei den Netzentgelten. "Verbraucher würden die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn das transparent gemacht würde", sagt Günther. Je mehr Stromtrassen, desto teurer werde es für Endverbraucher. Den Bürgerinnen und Bürgern werde so vermittelt, dass Strom wegen der erneuerbaren Energien teurer werde.
Dass also Überkapazitäten in der Infrastruktur entstehen könnten, die in zehn Jahren nicht mehr zu rechtfertigen seien, sieht der Landesbeauftragte Martin Geilhufe besonders kritisch. Er befürchtet, dass durch die Kosten der Stromtrassen bei den Menschen die Akzeptanz des Klimaschutzes schwinden könnte.

Vor diesem Hintergrund zweifelt der BN am Netzentwicklungsplan, dass wirklich so viele Stromtrassen gebraucht werden, wie dort festgelegt wird. Geilhufe, Günther und Jodl zeigten sich frustriert über den nach ihrer Ansicht deutlichen Mangel an Transparenz bei den Projekten.
BN: Mit SuedLink kommt eine 35 Meter breite Schneise ohne Wald
BN-Regionalreferent Jodl forderte außerdem, dass statt großer Trassen in regionale Netze, Energiespeicher und erneuerbare Energien aus Bayern investiert werden sollte. "Es darf nicht sein, dass in Bayern immer wieder Strom aus Windkraft oder Photovoltaik nicht verwendet werden kann", sagte Jodl. Auch für Unternehmen sei es attraktiver, wenn eine Region sichere Energieversorgung bieten kann.
Doch vor allem die unterfränkische Natur und deren Wälder würden unter den geplanten Trassen leiden, kritisierte der Regionalreferent. Über der SuedLink-Leitung werde wohl kein Wald mehr wachsen. "Nur Bäume bis zu fünf Metern Höhe sind über den großen Stromtrassen erlaubt", erklärt Jodl. So würde sich ein 35 Meter breiter waldloser Streifen durch Unterfranken ziehen.