Rund sechs Wochen nach dem Start sind in Deutschland mittlerweile rund 2,4 Millionen Menschen gegen das Coronavirus geimpft worden – knapp die Hälfte von ihnen hat bereits die zweite Impfung erhalten. Dabei ist der Informationsbedarf in der Bevölkerung weiterhin hoch, wie die starke Resonanz auf die "Abendsprechstunde" zur Corona-Impfung von Main-Post-Akademie, Uni Würzburg und Uniklinik zeigt.
Wie der erste Termin ist auch die zweite Online-Veranstaltung am 23. Februar mit 200 Teilnehmern bereits ausgebucht. Als besonderer Service sind deshalb die Kurzvorträge der teilnehmenden Experten im Folgenden abrufbar (oder gesammelt hier).
So erklärt Prof. Oliver Kurzai, Vorstand des Instituts für Hygiene und Mikrobiologie an der Uni, anschaulich die Wirkung von Virus und Impfung. Letztlich müsse das Immunsystem lernen, das sogenannten Spike-Protein des Sars-CoV2-Virus zu erkennen. Die Impfung sorge für die entsprechende "Fortbildung". Das Immunsystem reagiere, "ohne dass wir eine Infektion durchmachen".
Wie der Mediziner unterstreicht, sei auch bei einer Impfung nach dem mRNA-Prinzip wie bei den Vakzinen von BionTech und Moderna eine Genomveränderung ausgeschlossen: "Das ist eine Einbahnstraße. Die mRNA ist ein Bauplan des Lebens, mit dem die Körperzelle das nötige S-Protein bildet. Aber dies hat keinen Einfluss auf unsere Erbinformation."
Überrascht zeigt sich Kurzai von der laut Studien hohen Wirksamkeit der Impfstoffe wie etwa 95 Prozent bei BionTech: "Das ist weit mehr als von Experten und auch von mir erwartet." Bei der jährlichen Grippeimpfung liege die Wirksamkeit nur bei 60 bis 80 Prozent.
Häufigste Nebenwirkungen sind Müdigkeit und Kopfweh
Mit Anmeldung, Ablauf und möglichen Nebenwirkungen der Corona-Impfung befasst sich in seinem Kurzvortrag Prof. Johannes Liese, Leiter der pädiatrischen Infektiologie und Immunologie an der Uni-Kinderklinik. Es habe sich gezeigt, dass – neben Beschwerden an der Einstichstelle – etwas mehr als die Hälfte der Geimpften über Müdigkeit und Kopfschmerzen klagen. Nach der zweiten Impfung fielen diese Reaktionen meist stärker aus als bei der ersten. "Das ist normal und spricht für die stärkere Immunantwort des Körpers", sagt Liese. In der Regel würden sich die Beschwerden nach wenigen Tagen wieder legen.
Nebenwirkungen können und sollen von Betroffenen über ein eigenes Online-Portal dem Paul-Ehrlich-Institut gemeldet werden. "Das ist hilfreich und wichtig für die Transparenz", so der Mediziner. Und was ist mit angeblich teils schweren allergischen Reaktionen auf die Impfung? Liese zufolge sind unter mehr als einer Million erfolgter Impfungen 19 solcher Fälle dokumentiert – ein minimaler Anteil.
Wer eigentlich in Deutschland wann geimpft wird – zu dieser Priorisierung gab Prof. Ulrich Vogel, Leiter der Stabsstelle Krankenhaushygiene an der Uniklinik, Auskunft über medizinische und ethische Aspekte. Auch erläutert er die Bedeutung der Reproduktionszahl für die Verbreitung des Coronavirus und die Impfwirkung: Danach müssten in Deutschland 71 Prozent der Bevölkerung immun sein, damit die Pandemie endet.
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