Mit Helene Blechinger in der Rolle der Recha hat Gotthold Ephraim Lessings „Nathan der Weise“ (Regie: Markus Trabusch) am Mainfranken Theater Premiere gefeiert. Die junge Schauspielerin beschreibt die Adoptivtochter des Juden Nathan als ein Geschöpf, „das sich selbstständig durch die Welt bewegt, seine eigenen Ansichten hat und nicht nur das macht, was sich geziemt.“ Sie selbst führt das Gespräch ganz unbefangen im Schneidersitz – barfuß.
Helene Blechinger wurde 1989 als Schauspielerkind in Hamburg geboren. Der Vater ist Regisseur, die österreichische Mutter Schauspielerin, und auch die Großmutter, eine Pfarrerstochter, wollte ursprünglich Schauspielerin werden. Schon als Kind fühlte sich Blechinger zum Kreativen hingezogen, sah sich als Malerin, Schriftstellerin oder im Zirkus, wollte aber zunächst nicht in die Fußstapfen ihrer Mutter treten – bis sie merkte, dass ihr die Schauspielerei viel Freude macht und sich ihr Texte fast von selbst erschließen.
Nach ihrem Schauspielstudium an der Otto-Falckenberg-Schule München bekam Blechinger 2013 ein Gastengagement am Theater Augsburg unter der Schauspielleitung von Markus Trabusch, das noch im selben Jahr in ein Festengagement überging. In Augsburg spielte sie zwei Jahre unter anderer Schauspielleitung weiter, bis sie in diesem Sommer mit Trabusch nach Würzburg kam.
Für ihre Zeit am Mainfranken Theater wünscht sie sich, dass ihr Beruf lebendig bleibt und man es sich am Haus nicht zu gemütlich macht. An Lebendigkeit scheint es den Proben zu „Nathan“ nicht gefehlt zu haben, denn fast alle beteiligten Schauspieler sind neu in Würzburg: „Wir haben uns gerieben, mussten uns finden. Jeder hat versucht seinen künstlerischen Standpunkt klarzumachen. Das war so anstrengend wie aufregend.“
Würzburg liegt Blechinger mehr als Augsburg, wo sie sich etwas abgeschottet gefühlt hat: „Würzburg liegt zentral, ist gut angebunden, sogar der Bahnhof ist schöner. In Augsburg habe ich den Fluss vermisst.“ Auf Dauer möchte sie sich noch weiter Richtung Norden orientieren.