Eigentlich ist der kleine Rabe Socke ganz nett und witzig. Aber er macht sich ständig über andere Menschen lustig und verletzt sie damit in ihrem Stolz. Socke ist so mit sich selbst beschäftigt, dass er nicht einmal merkt, was er mit seinen Worten anrichtet. Kein Wunder, dass bald niemand mehr mit ihm spielen will. Doch dann stellt ihm seine Mama einen Tag vor seinem Geburtstag ein Ultimatum. Ob er nun seine Lektion lernen wird?
Die spannende wie lustige und pädagogisch wertvolle Bilderbuchgeschichte von Nele Moost hat das Team um Hanns Hirth und Brigitte Obermeier nun als Bühnenstück aufbereitet, die Lieder dazu hat Martin Hanns komponiert. Heute ist bei den Kinderfestspielen in Giebelstadt Premiere.
Gerade noch haben die Schauspieler das Dschungelbuch präsentiert, schon müssen sie umdenken. Und: umräumen! Die Freilichtbühne ist riesig, das Dschungel-Bühnenbild war entsprechend aufwändig gestaltet. Doch wo gestern noch Mogli über eine dicke Schicht Rindenmulch schlich, hüpft nun schon der freche Rabe Socke alias Carolin Barczyk (25) über Erde und Steinchen.
Brigitte Obermeier ist an diesem vorletzten Probetag voll mit den Kostümen beschäftigt. Auf der Bühne entsteht gerade das riesige Nest des Raben, einzig die Wohnung der Eule im Turm ist schon erkennbar. Stefanie Knüttel hievt den Werkzeugkasten umher, schraubt, sägt und hämmert wie ein Weltmeister.
„Ohne Stefanie könnten wir überhaupt nicht in diesem Tempo verschiedene Stücke aufführen, sie kümmert sich einfach um alles“, sagt Brigitte Obermeier und begutachtet gleichzeitig kritisch die Jacke von Rabe Socke. „Nein, zu mädchenhaft, zu wenig frech. Jammerschade!“, sagt sie. Der Rabe Socke hüpft barfuß auf einem Bein herum und nickt.
Ein orangefarbene Erstklässlerschildkappe dient ihm als Schnabel und auch sonst zeigt sich das Team nicht nur in Sachen Kostüme flexibel und einfallsreich.
„Ich spiele die Wildsau und den Fuchs. Und ich trage Rollschuhe“, erklärt jetzt Hannes Hirth, der das Theaterstück nach den Büchern von Nele Moost geschrieben hat. Geduldig lässt er sich von Mama Dachs, vielmehr Brigitte Obermeier, sein Fellkostüm richten. Dann stapft er unbeholfen mit den Rollerskates über die Bühne. „Da muss ich gar nicht so tun, als könnte ich es nicht!“ ruft er vergnügt. Und läuft gefährlich schwankend auf Igel Jens Gärtner und Jasmin Pfeifer im zauberhaften Fellkostüm zu.
Die Stimmung ist gelassen
Die Stimmung in der Probe ist gelassen, doch das täuscht. „Wir haben schon schlaflose Nächte, wenn es zeitlich so eng ist wie jetzt“, geben sie zu. Allerdings komme man nach zehn Jahren Kinderfestspielen mit all seinen Unwägbarkeiten immer besser mit dieser Anspannung zurecht. „Das wird schon“, ist der beliebteste Satz heute.
Und wie das wird! Die Schauspieler proben gerade die erste Szene und man kann das laute Lachen des jungen Publikums schon förmlich hören. Die Rollen müssen perfekt sitzen, es wird blockweise geprobt. Bei vier verschiedenen Stücken pro Freiluftsaison ist es schwer, sich alle Texte zu merken, nicht durcheinander zukommen. Doch hier sind Profis am Werk. Profis, die hohe Ansprüche an sich und ihr Team stellen. Und dabei doch den Spaß an der Sache merklich genießen.
„Für Kinder Theater zu machen, das ist was ganz besonderes“, sagen sie. Und dass sie sich schon wieder freuen auf die vielen lachenden Gesichter auf der Tribüne.
Das Stück „Alles meins“ vom Raben Socke wird heute, 28. und morgen, 29. Juni, um 16 Uhr aufgeführt, am 2., 3. und 4. Juli um 10 Uhr und am 5., 6. Juli um jeweils 16 Uhr. Informationen und Kartenvorverkauf unterTel. (0493 33) 9 04 98 62.