Die Höchbergerinnen und Höchberger interessieren sich im 1275. Jubiläumsjahr offenbar sehr für ihren Ort. Diesen Schluss lässt jedenfalls der rege Zulauf bei beiden Bürgerversammlungen zu. Sowohl in die Aula der Mittelschule am Hexenbruch als auch in die Kulturscheune im Altort kamen rund 100 Menschen. "Wir blicken auf ein Jahr voller Neuanfänge zurück", sagte Bürgermeister Alexander Knahn, als er auf 2022 zu sprechen kam. "Ein Restart nach zweijähriger Corona-Pause."
So fanden in Höchberg wieder das Marktfest, der Ferienspielplatz und die Kirchweih statt, der Umweltbeirat wurde neu gegründet, der Startschuss zur Fairtrade-Gemeinde gegeben – und in einer Bürgeraktion sind über 1000 Bäume neu gepflanzt worden. Auch in puncto Flüchtlingsstrom gab es nach 2015 wegen des Ukraine-Krieges eine Art Neuauflage. "Wir wussten, was da auf uns zukommt und übernehmen gerne Verantwortung", unterstrich Knahn, der den Mitstreitern für ihre teils großen Anstrengungen dankte. In Höchberg leben aktuell um die 110 Ukrainerinnen und Ukrainer.
Ärztehaus am Grundweg
Auch am Hexenbruch habe es einen Neuanfang gegeben, sagte der Bürgermeister und zielte allen voran auf den neuen Tegut am Mainlandzentrum und den erst kürzlich fertiggestellten, großen Kreisverkehr als "neues Tor in den Hexenbruch" ab. Im Altort wurde im vergangenen Jahr der Umbau des ehemaligen JUZ im Herrenweg in sozialen Wohnraum abgeschlossen. Die sanierte Ernst-Keil-Grundschule mit einem neuen Anbau soll im Jahresverlauf genauso ihrer Bestimmung übergeben werden wie das Ärztehaus am Grundweg.
Höchberg ist auch im vergangenen Jahr gewachsen. Mit einer Einwohnerzahl ohne Nebenwohnsitz von 9605 (Stand: Juni 2022) ist man die zweitgrößte Gemeinde im Landkreis Würzburg nach Ochsenfurt. "Wir haben im vergangenen Jahr über 1000 Personalausweise und 718 Reisepässe ausgestellt", sagte der parteilose Bürgermeister. Letzteres sei eine Steigerung um mehr als 300 im Vergleich zum Vorjahr. "Das zeigt, dass nach Corona wieder gereist wird." Demgegenüber haben Eheschließungen und Geburten nachgelassen. "Inwieweit da ein Zusammenhang besteht, überlasse ich dem Betrachter", so Knahn.
Die Höchbergerinnen und Höchberger bewegten in den Fragerunden vor allem der Klimawandel und der Verkehr im Ort. "Wir haben die Überwachung des ruhenden auf 80 Stunden und des fließenden Verkehrs auf 20 Stunden monatlich ausgeweitet – und zwar nach Beschluss des Marktgemeinderats auf das gesamte Ortsgebiet", erläuterte Knahn. Der Schutz der Schwächeren müsse im Vordergrund stehen. "Natürlich kann ein Strafzettel weh tun. Aber für die Erhöhung des Bußgeldkatalogs kann Höchberg nichts. Einnahmen und Ausgaben für die Verkehrsüberwachung halten sich ungefähr die Waage."
Die Einnahmequellen des Marktes Höchberg sind andere, allen voran die Einkommen- und Gewerbesteuer. "So konnten wir die Schuldenquote pro Kopf bis auf 12,41 Euro senken", sagte Kahn, "und viele freiwillige Leistungen in einer Größenordnung von knapp 310.000 Euro anbieten." Der Bürgermeister nannte hier die Mittagsbetreuung an der Grund- und Mittelschule, die Ferienaktionen und den Bürgerbus. Darüber hinaus investiere die Gemeinde 1,5 Millionen Euro jährlich in den Betrieb der Kindergärten. Ein Stück weit lebe man in Höchberg schon noch auf einer Insel der Glückseligen, resümierte später der Dritte Bürgermeister Bernhard Hupp (SPD). "Das heißt natürlich nicht, dass es keine Herausforderungen gibt."
Eine davon ist sicherlich der Klimawandel, der auch Höchberg zu schaffen macht, nicht zuletzt wegen der Kessellage. Ein Bürger am Hexenbruch mahnte eine umweltverträgliche Entwicklung der aufgekauften Südzucker-Flächen in Richtung Eisingen an. Knahn: "Wir wollen dort nicht einfach ein zweites Gewerbegebiet schaffen, sondern eine intelligente Lösung". Auch die Solarenergie wolle man im Ort weiter ausbauen. Aktuell sei man dabei, den Bauhof mit einer weiteren PV-Anlage auszustatten – und habe bereits mehrere Auto-Elektrotankstellen geschaffen.
Pflege ist erforderlich
Der Wald bewegte die Menschen ebenfalls. Ein Mann regte an, sich auch mal damit auseinanderzusetzen, dass Totholzflächen aufgrund der Trockenheit eine Brandgefahr für die sehr nahe heranreichenden Wohngebiete sein können. Eine Bürgerin schlug eine Baumallee für die frisch vermählten Hochzeitspaare vor. "Vielleicht steigen dann auch wieder die Eheschließungen."
"Bei ihrer Frage musste ich auch deshalb schmunzeln, weil wir gerade am Grundweg in Richtung Kapelle eine solche Allee anlegen", sagte Knahn. Man wolle die Bäume aber selbst großziehen. "Denn manch ein Gatte erinnert sich vielleicht erst am 25. Hochzeitstag daran, dass mal ein Baum gepflanzt worden ist. Doch ohne Pflege gibt's ihn dann beim heutigen Klima längst nicht mehr."
