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OCHSENFURT: Die sächsische Partnerstadt Colditz hat schwierige Zeiten hinter sich

OCHSENFURT

Die sächsische Partnerstadt Colditz hat schwierige Zeiten hinter sich

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    Im malerischen Tal der Zwickauer Mulde liegt die Kleinstadt mit ihren rund 7000 Seelen. Den Ort überragt ein stattliches Schloss, in dem während des Zweiten Weltkriegs britische Offiziere gefangen gehalten waren. Ihre spektakulären Ausbruchsversuche machten Colditz bekannt und boten sogar den Stoff für einen Spielfilm. In England ist der Name der Stadt deshalb bestens bekannt, erzählt Manfred Heinz.

    Heinz war von 1986 bis 1990 Bürgermeister von Colditz. Seit 1994 wählten in die Bürger wieder an ihre Spitze, zuletzt im vergangenen Jahr. Somit ist er Kronzeuge sowohl jener bewegten Tage 1989 und 1990 geworden wie auch der Entwicklung, die die Stadt seither genommen hat.

    Bereits im Januar 1989 – als noch niemand an den Fall der Mauer denken konnte – hatte die SPD-Fraktion im Ochsenfurter Stadtrat angeregt, eine Partnerschaft Richtung DDR anzustreben, war mit ihrem Antrag allerdings durchgefallen. Im November 1989 schließlich sprach sich der Stadtrat für solche Beziehungen aus.

    Mit Colditz kam Ochsenfurt schließlich im Dezember in Kontakt. Kaum zwei Monate danach begannen die Beziehungen zwischen den beiden Städten Formen anzunehmen. Zur gleichen Zeit nahm Colditz auch Kontakt zu Holzwickede, einer Stadt bei Dortmund auf. Monate später sollte diese Zweigleisigkeit zu harschen Diskussionen im Ochsenfurter Stadtrat führen.

    Das Interesse, das die Stadt Colditz damals an den westlichen Partnern hatte, war in erster Linie praktischer Natur. „Wir hatten keine Ahnung, wie eine Stadtverwaltung im Westen funktioniert, und wir wollten lernen“, erinnert sich Heinz.

    Zu den Hauptakteuren wurden die Mitarbeiter der Ochsenfurter Stadtverwaltung und ihr Leiter Eduard Gold. 17 Mal sei er damals „drüben“ gewesen, erzählt Gold und erinnert sich dabei an eine spannende Zeit. Es ging darum, die gesamte Verwaltung völlig neu zu formieren. Die Colditzer waren hungrig nach dem Wissen ihrer Westkollegen, und die ließen sich von der allgegenwärtigen Aufbruchstimmung anstecken.

    Die Main-Post berichtete damals ausführlich. Etwa über die Schreibmaschine, die der Ochsenfurter Manfred Herbst damals der Sekretärin der Stadtverwaltung spendierte oder über den Mangel an ideologisch wertfreien Geschichtsbüchern in der Colditzer Stadtbücherei. Am 3. Oktober 1990 schließlich, dem Tag der Wiedervereinigung, vereinigten sich auch die beiden Städte zu offiziellen Partnern.

    In der Folge kam es immer wieder zu Begegnungen zwischen Vertretern der Stadt, zwischen Vereinen oder den Kirchen beider Städte. Doch so wie sich der Sturm der Wendejahre legte, wurde es auch um die Beziehung der beiden Städte ruhiger. Colditz erlebte schwierige Jahre, etwa als Mitte der 90er das große Porzellanwerk, einst größter Arbeitgeber der Stadt, die Arbeit einstellte.

    Dass der Funke der Partnerschaft nicht ganz erloschen war, zeigte die Flutkatastrophe im August 2002, die auch Colditz heimgesucht hatte. Bereitwillig boten Ochsenfurter ihre Hilfe an und spendeten für die vom Hochwasser betroffenen Colditzer. Der Wunsch von Bürgermeister Manfred Heinz, dass dies der Auftakt einer neuen Blüte sein könnte, mit mehr Kontakten zwischen den Vereinen und vielleicht sogar einem Schüleraustausch, erfüllte sich bisher nicht.

    Trotzdem blieben die regelmäßigen Kontakte bestehen. Vertreter des Ochsenfurter Partnerschaftsvereins sind jedes Jahr im Dezember bei der Colditzer Schlossweihnacht zu Gast und verkaufen dort Glühwein. Im Gegenzug gehören Gäste aus Colditz mit ihren Spezialität, dem dunklen Bier „Schwarze Sau“ und dem würzigen Mutzbraten zum festen Bild beim Ochsenfest.

    Josef Meixner vom Vorstand des Partnerschaftsvereins bedauert, dass nicht mehr Ochsenfurter Interesse am Austausch mit Colditz zeigen, hat aber eine Erklärung parat. „Die DDR war damals etwas Exotisches. Wenn man es positiv sehen will, kann man sagen, Ostdeutschland ist heute Normalität geworden“.

    Colditz hat sich in den vergangenen 20 Jahren grundlegend gewandelt. Finanzielle Sorgen lasten auf der Stadt wie auf den meisten anderen Kommunen, doch Bürgermeister Manfred Heinz zeigt sich alles in allem zufrieden mit dem Wandel seiner Stadt.

    Statt des Porzellans spielt heute mittelständisches Gewerbe die wirtschaftliche Hauptrolle – und der Tourismus. Einbettet ins Muldental bieten Colditz und seine Umgebung viele interessante Ausflugsziele. 2007 eröffnete auf dem Colditzer Schloss eine der schönsten Jugendherbergen Sachsens und mit der Eröffnung der Landesmusikakademie im Februar 2010 steht der Stadt ein weiterer Anziehungspunkt ins Haus.

    Nächstes Jahr, zum 20. Jahrestag der Wiedervereinigung, feiert auch die Partnerschaft Jubiläum. Eine große Gruppe aus Colditz will nach Ochsenfurt reisen, um den Funken der Freundschaft neue Nahrung zu geben.

    Mehr zum Mauerfall unter: www.mainpost.de/geschichte

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