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WÜRZBURG: Ein letztes „Good bye“ in 15 Minuten

WÜRZBURG

Ein letztes „Good bye“ in 15 Minuten

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    Schluss, aus, vorbei: Die US-Fahne in den Würzburger Leighton Barracks ist abgehängt, ein amerikanischer Soldat hält das zusammengelegte Sternenbanner fest umklammert.
    Schluss, aus, vorbei: Die US-Fahne in den Würzburger Leighton Barracks ist abgehängt, ein amerikanischer Soldat hält das zusammengelegte Sternenbanner fest umklammert. Foto: FOTO DPA

    Die Szenerie war fast gespenstisch. Keine Wachsoldaten mehr, keine Autos. Gähnende Leere auf dem schneebedeckten Gelände, das so groß ist wie die Innenstadt innerhalb des Ringparks. Das letzte „Good bye“ der US-Streitkräfte – es war ein stilles. Die Trompetenfanfare zum „Retreat“ (Rückzug) lief von CD. Die letzten Soldaten hatten die Leightons schon vor Monaten verlassen.

    Deshalb waren zwei siebenköpfige Militär-Abordnungen aus Schweinfurt angereist: Sie senkten die amerikanische und deutsche Flagge vom Masten und legten sie säuberlich zusammen. Ein frostiges Ritual bei minus zehn Grad direkt hinter dem Eingangstor. Rund 30 geladene Gäste verfolgten die kurze und schmerzlose Zeremonie schweigend wie bei einem Begräbnis.

    „Unsere Armee war glücklich, so viele Jahre in dieser Stadt zu verbringen.“

    Lieutenant Anthony Haager, US-Kommandeur zum Abschied

    Regierungspräsident Paul Beinhofer würdigte den Beitrag der US-Armee zu Wiederaufbau, Sicherheit und Wiedervereinigung: „Dafür sind wir dankbar und das werden wir euch nicht vergessen.“ Viele persönliche Verbindungen und Freundschaften seien über die Jahrzehnte zwischen Würzburgern und Amerikanern gewachsen. Ehen seien geschlossen worden.

    Von 1945 bis 1955 und 1996 bis 2006 war Würzburg die Heimat der 1. US Infanterie Division, der „Big Red One“. Von 1958 bis 1996 war die 3. US Infanterie Division hier stationiert.   In Spitzenzeiten lebten über 10 000 amerikanische Soldaten, Angehörige und Zivilbeschäftigte in Würzburg.

    Etliche e-Mails und Anrufe gingen in den letzten Tagen aus den USA ein – von ehemals in Würzburg stationierten Soldaten. Sie sind laut US–Sprecher George Ohl traurig über den Abzug aus der Domstadt.   „Sie wollen ihre persönlichen Kontakte aber weiter pflegen.“ Für viele sei Würzburg zur zweiten Heimat geworden.

    Ähnlich äußerte sich Lieutenant Anthony Haager. Er dankte den Würzburgern für die „tiefe Freundschaft“ und die Partnerschaft über all die Jahre.   „Unsere Armee“, sagte Haager, „war glücklich, so viele Jahre in dieser Stadt und ihrer Umgebung zu verbringen.“ In der Erinnerung bleibe man verbunden.

    An Oberbürgermeister Georg Rosenthal überreichte Haager eine Dankesurkunde und eine Erinnerungsmünze. Eine Rede des OB war bei der knappen Zeremonie nicht vorgesehen. Rosenthal verwies auf seine Worte beim Neujahrsempfang. Dort hatte er den Amis für ihren Beitrag zu Demokratie und Wiederaufbau im Nachkriegs-Würzburg gedankt.

    Die Konversion der 135 Hektar sei nun eine Chance, den Wohn-, Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort zu stärken. Mit Blick auf die Landesgartenschau 2016 ist Rosenthal froh, dass das US-Areal rechtzeitig vor dem Bewerbungsschluss am morgigen Freitag übergeben wurde. Damit seien alle Zweifel über die Verfügbarkeit der Flächen für eine Gartenschau ausgeräumt. Beim laufenden Architektenwettbewerb für das Gelände sind laut Rosenthal bereits 36 Anfragen eingegangen. Man rechne mit 40-50, aus denen für eine zweite Runde die zehn besten ausgesucht würden.

    Den symbolischen Schlüssel für die Leighton Barracks übernahm Karl-Heinz Walker von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), die das Gelände nun verwertet. Er bezeichnete die Leightons als ein „Filetstück“ und die Freigabe als einen „großen Schritt für Würzburg“. Das sieht auch die Universität so, die sich dort mit 39 Hektar erweitern will. Uni-Präsident Axel Haase zeigte sich am Rande der Zeremonie „glücklich, dass wir im Zeitplan bleiben. Jede Verzögerung wäre schädlich gewesen.“ Übrigens bleiben die Leightons auch nach der Übergabe an den Bund zunächst geschlossen und bewacht.

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