Da gibt es für den Orchideen-Freund einen Tag lang, was das Herz begehrt. Für das Auge und das Ohr. Im Rahmenprogramm präsentieren Züchter aus ganz Deutschland ihre schönsten Stücke und stellen sich der Bewertung durch ein Fachgremium. Das ist allein deshalb schon spannend, weil einige Exoten nur eine kurzzeitige Blüte haben und deshalb schwer voraussehbar ist, ob sie punktgenau ihre Pracht entfalten. Wichtig für Orchideen-Freunde ist aber eher, dass echte Spezialisten für Beratung und Verkauf bereit stehen. Die Schauhäuser des Botanischen Gartens sind an diesem Tag bis hinein in den tropischen Regenwald in eine Orchideen-Landschaft verwandelt.
Für die Organisation zeichnet zusammen mit dem Botanischen Garten die Orchideengesellschaft mit dem Vorsitzenden Reinhard Schäfer verantwortlich. Das sind rund 60 aktive, zusammen mit den passiven rund 160 Mitglieder mit einem Einzugsbereich, der über Unterfranken hinaus geht. Immer wieder haben sie in den vergangenen Jahrzehnten mit attraktiven Ausstellungen Orchideen-Freunde aus ganz Deutschland in die Stadt gelockt.
Zum 40-jährigen Jubiläum sollte es aber etwas ganz besonderes sein. Denn Prof. Hans Burgeff, der von 1925 bis 1958 Leiter des Botanischen Gartens der Uni Würzburg war, ist im Labor ein Verfahren zur Zucht von exotischen Orchideen gelungen, das heute noch die gültige gärtnerische Grundlage ist.
Orchideen lassen sich nicht aussäen wie andere Pflanzen, erläuterten der wissenschaftliche Leiter des Botanischen Gartens Gerd Vogg und Reinhard Schäfer gegenüber dem Volksblatt. Dafür hatte der Würzburger Ordinarius Burgeff ein sensationelles Verfahren entwickelt. Grundlage ist das „Substrat“ Agar, eine aus Meeresalgen entwickelte, an Gelatine erinnernde Substanz, in die Blütenstaub ausgesät wird, der dann nur in Zusammenhang mit Pilz-Sporen nach Zeiträumen von eineinhalb Jahren und länger neue Pflanzen entstehen. Das Verfahren soll bei der Ausstellung am Samstag dargestellt werden. Nach dem Grundprinzip arbeiten noch heute alle Orchideenzüchter er Welt.
Für Gerd Vogg war dabei auch noch wichtig zu betonen, dass Burgeff mit seiner Forschung nach dem Krieg die Botanik der Uni Würzburg wieder aufgebaut hat. In den letzten Kriegsjahren hatte er seine Orchideen-Kulturen im Kloster bei Fahr ausgelagert. Nach 1945 hat er mit dem Verkauf von Orchideen, deren Abnehmer hauptsächlich die amerikanischen Besatzungssoldaten waren, wieder Gelder für die Forschung und Züchtung an der Uni Würzburg eingenommen.
Beginn der Ausstellung ist am Samstag um 10.30 Uhr mit der Begrüßung durch Reinhard Schäfer und Dr. Gerd Vogg, der auch kurz die Arbeit von Hans Burgeff vorstellt und auf eine Reihe von Fachvorträgen im Laufe des Tages hinweist. Für das Publikum sind dann vor allem die zahlreichen meist fränkischen Aussteller interessant, die vor allem praktische Hinweise zur Pflege von Orchideen geben. Denn die Orchidee ist eigentlich sehr pflegeleicht, wenn man weiß wie es geht, so Schäfer. Jedenfalls findet er es es schade, wenn man sie wegwirft, nur weil sie abgeblüht ist. Das Ende der Veranstaltung, auf der auch für Verpflegung gesorgt ist, wurde auf 18 Uhr festgelegt.
Mit rund 25 000 Arten in der Naturform ist die Orchidee weltweit die größte Pflanzenfamilie. Durch die Zuchtmöglichkeiten kommen heute mindestens noch einmal genauso viele Hybriden dazu.