Nur die wenigsten dürften etwas davon mitkriegen, dass in dieser Woche Soldaten im Gramschatzer Wald unterwegs sind und für den Jagdkampf üben. Das sollen sie auch nicht. Zum Ziel des mehrtägigen Lehrgangs des Ausbildungszentrums für Infanterie in Hammelburg gehöre es, dass die bis zu 40 Soldaten möglichst unbemerkt in das Hinterland des "Feindes" gelangen, erklärt Hauptmann Jan Volkmann, der als Presseoffizier Auskunft zur Übung gibt. "Wenn alles gut läuft, kriegt die Bevölkerung überhaupt nichts mit", betont er. Dies scheint auch recht gut zu klappen: in den vergangenen Jahren haben mehrfach ähnliche Übungen im Gramschatzer Wald stattgefunden, ohne dass dies besonders aufgefallen wäre.
Dabei spricht das Szenario eine klare Sprache: Aufgabe ist es, dass sich die Soldaten hinter "die feindlichen Linien" begeben, dort feindliche Kräfte aufspüren und diese überraschend und handstreichartig angreifen - mit dem Ziel, sie zu vernichten. Ohne sich zu verbergen und zu tarnen, um in einem geeigneten Moment in den Angriff überzugehen, sei dies kaum möglich, erklärt Volkmann. Auf diese Weise könnten schon im Hinterland des Feindes starke Kräfte gebunden und wichtige Infrastruktur zerstört werden. Wer dieser "Feind" ist, bleibt jedoch offen. Aus dem Szenario geht immerhin hervor, dass es sich um eine der Bundeswehr ebenbürtige Truppe handelt, ähnlich bewaffnet und ähnlich strukturiert. Die eigene Truppe wird als "multinational" beschrieben. Ausländische Soldaten seien jedoch nicht beteiligt. Für überholt hält der Presseoffizier ein solches Einsatzszenario nicht: "Zu unseren Aufgaben gehört es, unser Land zu verteidigen und das müssen wir natürlich auch üben."
Soldaten geraten an die körperlichen Grenzen
Normalerweise verlaufe eine Jagdkampfübung für die Bevölkerung vergleichsweise unspektakulär, erklärt Volkmann: Die Soldaten sind zu Fuß unterwegs, führen schweres Marschgepäck mit sich und bringen auch längere Entfernungen hinter sich. Die Herausforderungen an die Soldaten, die aus dem ganzen Bundesgebiet angereist sind, seien hoch und würden "bewusst an die körperlichen Grenzen" gehen. Vor diesem Hintergrund spielen militärische Fahrzeuge kaum eine Rolle. Sie seien höchstens für das Organisationspersonal und für den Transport des Übungsfeindes nötig.
Ziel des insgesamt sechswöchigen Lehrgangs, dem "Flakschiff der Infanterie-Ausbildung", sei es, "Führer eines Jagdkommandos" zu werden. Die Teilnehmer seien ausnahmslos erfahrene und sehr belastbare Soldaten, die bereits den Einzelkämpferlehrgang erfolgreich abgeschlossen haben. Als Zeit- oder Berufssoldat seien sie mindestens fünf Jahre bei der Truppe dabei. Dazu gehörten Dienstränge vom Oberfeldwebel aufwärts. Volkmann vergleicht dies mit dem Meistertitel, die Soldaten seien ausnahmslos "Meister ihres Fachs".
Keine scharfe Munition im Einsatz
In den Mitteilungsblättern der betroffenen Gemeinden sind Warnhinweise an die Bevölkerung abgedruckt, die bei manchem Bürger für Beunruhigung sorgen. Hier verweist der Presseoffizier darauf, dass diese Hinweise rechtlich nötig seien. Es sei aber keine scharfe Munition im Einsatz, sondern ausschließlich Manövermunition. Indes, ganz Entwarnung geben möchte er dennoch nicht. Eine solche Übung stelle den Ernstfall nach und sei darum immer auch mit Gefahren verbunden. Er wiederholt darum nachdrücklich die Aufforderung an die Bevölkerung, Abstand von den Soldaten zu halten, liegengebliebene Munition und natürlich auch Schäden zu melden.
Der Diskussionszeitraum für diesen Artikel ist leider schon abgelaufen. Sie können daher keine neuen Beiträge zu diesem Artikel verfassen!